Lesung mit Erfolgsautor Titus Müller
Von Stullen, Stasi und Spionage
Einen überaus unterhaltsamen Abend erlebten die Besucherinnen und Besucher einer Lesung, die die Stadtbücherei Friedberg im Divano veranstaltete. Im Mittelpunkt standen der Erfolgsautor Titus Müller und sein neues Buch „Der letzte Auftrag“. Doch der 46-Jährige bot weit mehr als eine Lesung im üblichen Sinn. Vielmehr erzählt er. Und das Publikum lernt dabei einen sympathischen Autor und viele seiner Erlebnisse rund ums Recherchieren und Schreiben kennen – bis hin zu ungeahnten Überraschungen bei der Leserpost.
Geschichte hautnah
Vor allem aber erleben die rund 50 Besucherinnen und Besucher die jüngste Zeitgeschichte Deutschlands vom Mauerbau bis zum Mauerfall fast hautnah mit. Titus Müller liest dafür nur ein kleines bisschen vor, es geht um DDR-Alltag, Staatstreue und Überwachung. Aber vielmehr plaudert er: von persönlichen Erlebnissen in seiner Kindheit in Ostberlin als Sohn eines Pastors und einer Kinderkrankenschwester. Auch die allgegenwärtige Überwachung gehörte dazu. Wenn er etwa mit einem Freund telefoniert habe und es knackte in der Leitung, habe er sich einen Spaß daraus gemacht. „Wir begrüßen alle, die sich jetzt noch zugeschaltet haben.“ So wie der Autor auf der Bühne im Divano steht und mit einem Augenzwinkern über Alltagserlebnisse wie diese plaudert, ist eindeutig noch immer der frühere Lausbub zu erkennen, der trotz allem eine glückliche Kindheit erlebt hat. Müller präsentiert sich auch als Entertainer und hat die Lacher auf seiner Seite, aber das Lachen bleibt einem wegen der dahinterstehenden Wahrheit durchaus auch mal im Hals stecken. Titus Müller gelingt es – auf der Bühne wie auch in seinen Büchern – zu fesseln, die natürlich alle in der Stadtbücherei St. Jakob zum Ausleihen bereitstehen. Im Divano erzählt er von Honeckers Jagdleidenschaft und vom KGB-Agenten Wladimir Putin, der im letzten Band der Trilogie eine Rolle spielt. Er erinnert an bekannte historische Begebenheiten, wie etwa der legendären Pressekonferenz am 9. November 1989, bei der Günter Schabowski mit dem Vorlesen eines Zettels zur Reiseregelung den ungeplanten Mauerfall einleitet. Und er berichtet auch von seinen sehr persönlichen Eindrücken als Zwölfjähriger, als er erstmals Westberlin betritt und staunt.
Persönliches, Berufliches, Spannendes
90 Minuten lang erzählt Titus Müller, der heute mit seiner Familie in Landshut wohnt, von vielen persönlichen Erlebnissen, aber auch von seiner Arbeit als Autor, von aufwändiger Recherche, von Begegnungen mit Zeitzeugen oder Geheimdienstmitarbeitenden, die ihm die Zusammenarbeit angeboten haben. Er erzählt kurzweilig, unterhaltsam und spannend, genau wie in seinen Büchern. Und er zieht sein Publikum damit weit mehr in den Bann, als es eine schlichte Lesung könnte. Vor allem aber zeigt er sich dankbar, für den Frieden und die Freiheit hierzulande, die es zu schätzen gilt. Der Stadtbücherei Friedberg ist mit dieser „Lesung“ eine ganz besondere Veranstaltung gelungen. Hier hat alles gepasst, von der kulinarischen Einstimmung mit original DDR-Häppchen und -Getränken, die das Team vorbereitet hat, über die entspannte Atmosphäre im vollbesetzten Divano bis hin zum Gespräch mit dem sympathischen Autor. Die Gäste sind begeistert und auch Titus Müller bestätigt, dass er sich „sehr wohlgefühlt“ habe. „Eine Eierschecke hat wirklich noch niemand bei einer Lesung für mich gebacken“, lobt er das Team der Stadtbücherei.
myheimat-Team:Dagmar Weindl aus Friedberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.