Sachsen: Staunen über den Wiederaufbau - Kopfschütteln über den Juwelenraub in Dresden
Sachsenreise - Nachlese beim gut besuchten heimatkundlich-adventlichen Stammtisch des Heimatvereins
Die hochaktuellen Nachrichten über den spektakulären Einbruch in das Grüne Gewölbe im Schloss in Dresden bildeten den Einstieg für eine zusammenfassende Darstellung der Geschichte Sachsens. Anschließend gab es eine Rückschau über die viertägige Reise des Heimatvereins nach Sachsen in Form eines sehr hübsch zusammengestellten Films:
Manufaktur Wendt & Kühn in Grünhainichen
Den Auftakt der Reise bildete der Besuch der Manufaktur Wendt und Kühn im erzgebirgischen Grünhainichen. Mit dem Niedergang des Bergbaus nutzten die Menschen die Fähigkeiten zur Holzbearbeitung, die sie sich im Bergbau angeeignet hatten, zur Spielzeugherstellung. Die besuchte Spielwaren-Manufaktur für bemalte Holzfiguren und Spieldosen schöpfte ihren Erfolg aus der künstlerischen Begabung der jungen Frauen Grete Wendt und Grete Kühn zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Viele Teilnehmer besuchten zum ersten Mal Dresden
Man staunt beim Rundgang, wie phantastisch die im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörte Altstadt bisher wieder aufgebaut wurde. Ein Film im Souterrain der Frauenkirche zeigte in aller Schärfe ihre Zerstörung im Februar 1945 und den großartigen Wiederaufbau nach der Wende. Viele Spenden aus aller Welt trugen zur Finanzierung bei. Auch der Erlös aus dem Verkauf einer Sondermünze „Wiederaufbau Frauenkirche Dresden“, geschaffen vom Friedberger Künstler Reinhart Heinsdorff, wurde für den Wiederaufbau der Frauenkirche von 1994-2005 verwendet. Den Feuersturm im Februar 1945 überstanden weitgehend unbeschadet nur die 24 000 Meissener Porzellanfliesen des Fürstenzuges, einer über 100 m langen und über 10 m hohen Ahnengalerie an der Außenwand des sog. Stallhofs. Der Zug zeigt die Wettiner Herrscherreihe von 1123-1903.
Einige der Abkömmlinge waren mit Wittelsbacherinnen verheiratet. So auch der Wettiner Friedrich, der 1328 die Wittelsbacherin Mechthild (oder Mathilde), Tochter Kaisers Ludwig des Bayern, heiratete. Unter seinem Vater Ludwig dem Strengen entstand 1257 die Burg in Friedberg. Somit floss auch in den Adern der Jahrhunderte später in Dresden geborenen Sächsin Maria Anna, die 1747 die Gemahlin des bayerischen Kurfürsten Max III. Joseph wurde, Wittelsbacher Blut.
Bautzen - Görlitz
Der Name der Stadt Bautzen ist verbunden mit der brutalen Schreckensherrschaft der sowjetischen Besatzer Ostdeutschlands: Hier stand das berüchtigte „Gelbe Elend“, ein Gefängnis der sowjetischen Militärverwaltung, später der STASI.Schon unmittelbar nach Ende des zweiten Weltkriegs ließen die Sowjets verdächtige Personen verhaften und in Bautzen internieren. Darunter war auch der Großvater einer aus Sachsen stammenden „Friedbergerin“. Sie stellte für diese Reise seine Aufzeichnungen über die schlimme Zeit seiner russischen Gefangenschaft im Gelben Elend in Bautzen zur Verfügung. Seine Schilderungen begleiteten die Vorbeifahrt an der heutigen Justizvollzugsanstalt. In Bautzen selbst beeindruckte an diesem späten Samstag Nachmittag das lebendige Treiben, viele, auch junge Leute tummelten sich in der wunderschön hergerichteten Altstadt. Bautzen liegt in einem kleinen zweisprachigen Gebiet, in dem neben Deutsch von einer Minderheit „sorbisch“ gesprochen wird.
Görlitz wurde im Krieg nicht zerstört, trotzdem verfiel zu DDR-Zeiten die Stadt. Ein bis heute unbekannter Spender gab nach der Wende über Jahre hinweg großzügig Gelder zur Rettung der zum Teil mittelalterlichen Bausubstanz.
Besonderer Glanzpunk: Kartonagenmanufaktur in Zeulenroda
Einen besonderen Glanzpunkt bildete der Besuch der thüringischen Kartonagenmanufaktur der Familie Karl Bock in Zeulenroda. Vater, Tochter und Schwiegersohn zeigten am Sonntag Nachmittag eigens den Reiseteilnehmern Schritt für Schritt die kunstvolle Herstellung von Schachteln. Das breite Sortiment reicht von Spezial-Verpackungen mit Goldprägedruck bis zu säurefreien Aufbewahrungskartons für Archive und Spezialverpackungen, die minus siebzig Grad unbeschadet aushalten und sich mehrfach einfrieren und wieder auftauen lassen. Gerne hätte Karl Bock schon zu DDR-Zeiten die Manufaktur seines Onkels übernommen. Das wurde ihm aber verboten. Erst die Wende brachte die Erfüllung seiner Wünsche.