Baugenossenschaft Friedberg
Projekt Frühlingstraße

Filigran wirkt der Stockwerkaufbau – hier Haus Frühlingstraße 19 vor dem vollständigen Abriss.
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  • Filigran wirkt der Stockwerkaufbau – hier Haus Frühlingstraße 19 vor dem vollständigen Abriss.
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Mutiges Projekt der Baugenossenschaft

Der letzte Spatenstich für die Erneuerung der Gründersiedlung in der Frühlingstraße 15, 17 und 19 in Friedberg wurde im Juni würdig gefeiert. Großes Lob und Anerkennung zollten die Redner den Verantwortlichen der Baugenossenschaft für ihr mutiges Projekt. Und es ist wirklich mutig von der Vorstandschaft, diesen Bauabschnitt in die Tat umzusetzen. Die Lage war unerwartet schwierig geworden. Teuerung, Engpässe bei Handwerkern und Material, unvermuteter Wegfall von lang bewährten Förderprogrammen und unsägliche Vorschriften bereiteten der Vorstandschaft schlaflose Nächte. Es wäre die letzte Lösung gewesen, so führte Vorstand Günther Riebel aus, den Bauplatz so liegen zu lassen. So haben sie sich durchgerungen, die größte Investitionsmaßnahme in der 105-jährigen Geschichte der Baugenossenschaft bis zum Ende zu stemmen und das mit Hilfe eines 30-jährigen Finanzierungsplans und dem Bau von gleichen Häusern. Mit diesem Typenhaus lässt sich Planerhonorar einsparen. Beflügelnd wirkte auch, so sagte es Riebel sehr deutlich, dass es die Gründer waren, die es wirklich schwer hatten. Sie hatten keine Förderung. Sie mussten sehr sparsam mit allem umgehen.

Gründerväter mussten äußerst sparsam wirkschaften

Das zeigte sich nach dem Abriss der Nordseite eines jeden Hauses. Die Aufteilung der Stockwerke schien wie die in einem Puppenhaus. Dünn waren die hölzernen Zwischendecken zwischen den einzelnen Stockwerken nicht nur beim Haus 17, wie auf dem Foto zu sehen ist. Man wundert sich angesichts des filigranen Aufbaus, wie die Schwere der Möbel und der dort lebenden Menschen über all die Jahre hinweg der Stabilität des Hauses offenbar nichts anhaben konnten.
Fünf Wohnungen beherbergte ein Haus. In den ersten beiden Baugenossenschaftshäusern gab es vier Wohnungen mit je zwei Zimmern und Küche zu 48 qm und eine Mansarde mit drei Zimmern und Küche zu 52 qm. Zudem besaß jede Wohnung eine Diele und ein Trockenklosett. Hinzu kam ein Keller- und Speicheranteil und 100 qm Gartenanteil. Gleichzeitig war eine Gemeinschaftswaschküche im Keller vorgesehen, sowie ein Trockenboden und ein Wäschetrockenplatz im Hofraum.

Nach dem Abriss im Februar/März 2024

Nach dem vollständigen Abriss der drei Häuser Frühlingstraße 15, 17 und 19 blieben riesige Erdhaufen übrig, die mit Containern und Schutthäufen abwechselten. Bei genauerem Hinsehen fielen die Vollziegel auf, mit denen die Häuser einst gebaut worden waren. Auf den übrigen zerfurchten, ehemaligen Gartenflächen fanden sich nur noch vereinzelt allerletzte Überreste der einstigen bewohnten Lebenswelt in der Frühlingstraße: Ein an einer Stange eingefädelter Vorhang, hie und da zerbrochene bunte Fließen. Eine wurmstichige Treppe, in der der Holzwurm, wer weiß wie lange schon, fleißige Arbeit getan hatte, lag auf wohl sortierten langen Balken und Brettern. Die Balken haben eine eigene Geschichte, wie die Quellen belegen: Sie waren einst bei den ersten der gebauten Häuser Stein des Anstoßes.
Gerade diese beim Abbruch so fragil erscheinenden Holzbalkendecken durften nicht verputzt werden. So hatte es damals die oberste Baubehörde in München, welche die Planungen zu genehmigen hatte, bestimmt. Vorstand und Aufsichtsrat der Baugenossenschaft widersetzten sich der Anweisung. Sie ließen auf eigene Verantwortung die Decken verputzen, um wenigstens menschenwürdige Wohnverhältnisse zu schaffen.

Die ersten Bewohner fliegen schon ein und aus

Als die Reste des Baugenossenschafts-Hauses Nr. 17 in der Frühlingstraße noch standen, erweckten sie den Eindruck, als würde es sich um ein Denkmal handeln. Aus den Ruinen erwächst Neues. Es ist das im Hintergrund bereits sichtbare, noch nicht fertig gebaute Haus Nr. 21. Fast fertig aber war dieses Haus bereits im Juni 2024 beim Spatenstich. Das auch innen wunderschöne Haus durften die Feiernden besichtigten. Die ersten Bewohner allerdings hatten sich schon zuvor eingenistet, nämlich in die eigens für sie geschaffenen „Wohnungen“. Es sind die Mauersegler, die ganz schnell ein- und ausfliegen. Die Schlupf- oder Fluglöcher befinden sich im Mauerwerk unter dem vorspringenden Dach an der Westseite.

Bürgerreporter:in:

Regine Nägele

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