KLJB Rehrosbach-Rinnenthal
Osterfeuer/Jaudusfeuer – ein christliches Brauchtum
Weithin sichtbar lodern in der Nacht zum Ostersonntag riesige Feuerzungen in den Nachthimmel. Im Wittelsbacher Land haben die Osterfeuer in den ländlichen Gebieten und Stadtteilen eine langjährige Tradition. Wir besuchten im Jahr 2023 die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Rehrosbach-Rinnenthal und sprachen mit den 1. Vorsitzenden Manuel Marquart.
Jaurusfeuer, Judasfeuer oder Jaudusfeuer werden in Bayern die traditionellen Osterfeuer genannt, die vieler Orts weithin sichtbar die Nacht zum Ostersonntag erleuchten. Als weltliche Volkssitte ist das Osterfeuer seit 1559 bezeugt, geht aber angeblich auf vorchristliche Traditionen zurück, die sich an so genannten Brandopferplätzen als Gruben zeigen. Die 1906 erstmals erkannten Plätze sind ein Phänomen der jüngeren Bronze- und der Eisenzeit. Sie besitzen gemeinsame, ihre Lage betreffende Attribute: exponierte Lage im Gelände, auf Höhenzügen oder Kuppen, Nähe zum Wasser, jedoch nicht zu Wohnplätzen.
„Seit 15 Jahren brennt unser jährliches Jaudusfeuer beim Bestihof im Friedberger Stadtteil Rinnenthal“, berichtet uns Manuel Marquart. „Wir freuen uns, dass der Bestihof das Gelände für unser Osterfeuer zur Verfügung stellt.“ Im Hintergrund wird gerade ein riesiger Holzstapel mit schweren Maschinen aufgerichtet. Die aktiven Mitglieder seien lange vor dem Ereignis schon im Einsatz um verwendbares Holz für das Osterfeuer zu organisieren. Seit den Morgenstunden wird der Stapel aufgerichtet. „Es gibt neben dem Aufbau des Feuerstapels noch viele andere Schritte zu unternehmen“ so Manuel Marquart. Beim Ordnungsamt der Stadt Friedberg muss die Aktion offiziell im Vorfeld gemeldet werden. Ein Sicherheitsabstand zum Feuer muss zum Schutz der Besucher gut sichtbar abgesteckt werden. „Es gibt jede Menge Sicherheitsvorschriften und Auflagen der Stadt und des Landratsamtes zu beachten“, sagt uns Manuel Marquart.
An der Spitze des riesigen Stapels wird eine Strohpuppe an einen stilisierten Galgen gehängt. Die Puppe soll den Verräter Judas Iskariot aus den Reihen der Apostel um Jesus Christus symbolisieren, welcher in der Nacht zum Ostersonntag den Flammentod sterben wird.
Die Nacht hat seinen dunklen Umhang über das Wittelsbacher Land gebreitet. Auf der Anhöhe beim Bestihof brennt neben dem riesigen Holzstapel ein Feuer um das sich die Organisatoren und Helfer versammelt haben. Es wird sich unterhalten und gewartet auf den Moment des Anzünden des Jaudusfeuers. Pünktlich um 21.45 Uhr ist es dann soweit. Rund um den Holzstapel lecken Flammen und Funken am Holz. Die Thermik in dieser Nacht lässt die Rauchwolken in den Himmel steigen und die bald gewaltigen Flammen greifen nach der Judas-Strohpuppe. Schon nach kurzer Zeit brennt auch der stilisierte Judas (Jaudus) lichterloh und seine Überreste fallen ins Flammenmeer.
Zahlreiche Besucher haben sich zwischenzeitlich eingefunden und bestaunen das gewaltige Osterfeuer. Man freut sich, feiert hinein in den Ostersonntag. Ein wenig wie die brennenden Leuchtfeuer von Gondor in den Szenen aus dem Film "Herr der Ringe" mutet alles an, wenn man im weiten Rund der Landschaft die Osterfeuer brennen sieht.
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