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Eine Reise der Begegnung
Ökumenische Gemeindefahrt nach Dresden und Umgebung

  • Ökumenische Gemeindefahrt 2023 der evangelischen und katholischen Gemeinden aus Friedberg/Bayern nach Dresden
  • Foto: P. Steffen Brühl SAC Kath. Stadtpfarramt St. Jakob
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Dresden, das sächsische Elbflorenz, war das Ziel der ökumenischen Gemeindefahrt, welche die evangelische Gemeinde Der Gute Hirte und die katholischen Gemeinde St. Jakob aus Friedberg/Bayern organisierten. Unter der Leitung der Vertrauensfrau des evangelischen Kirchenvorstands Monika Göppel und des katholischen Stadtpfarrers Pater Steffen Brühl machten sich 46 Teilnehmende beider Gemeinden nun bereits zum dritten Mal auf den Weg, um sich und die jeweils andere Konfession näher kennenzulernen.

Erstes Ziel der Gruppe war die nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaute Frauenkirche. „Ich bin jedesmal überwältigt von dieser ganz besonderen Kirche“, sagt Hartmut Gottschalk, der nicht zum ersten Mal in Dresden ist. Auch die anderen Teilnehmenden merkten sofort, dass der Wiederaufbau der Frauenkirche, der nach dem Mauerfall recht zügig begann, ein bewusst gesetztes Zeichen war, in einer Stadt, in der nur noch knapp 20 Prozent Menschen christlichen Glaubens leben. Die Frauenkirche hält die Erinnerung an die Emanzipation der Bürgerschaft gegenüber ihrer geistlichen und weltlichen Obrigkeit und an die Reformation Martin Luthers wach. Sie ist darüber hinaus zu einem Zeichen der Versöhnung, der Freiheit und der Demokratie geworden. Sie wurde in der Zeit des Absolutismus erstmals gebaut, erlebte den Niedergang der Monarchie, das Scheitern der ersten deutschen Demokratie, zwei Diktaturen und mahnt heute, dass Toleranz und Menschenrechte keine Selbstverständlichkeit sind, sondern des aktiven Engagements aller bedürfen.

Die Bombennacht im Februar 1945 hinterließ nicht nur im Dresdner Stadtbild, sondern auch im kollektiven Gedächtnis der Dresdner Bevölkerung tiefen Wunden. „Es gehört Mut dazu, trotz der damaligen Durchhalteparolen, sich auf das Schlimmste vorzubereiten“, meint Helga Selder und spielt auf den weitsichtigen Probst der katholischen Hofkirche an, dem es zu verdanken ist, dass unvergleichbare Kulturgüter, wie die 1755 erbaute Silbermann-Orgel, der Zerstörung im Bombenhagel entgingen. „Sonst hätten wir dieses wunderbare Instrument in einem sehr berührenden Konzert nicht hören können“, so Selder, die zum ersten Mal bei einer Gemeindefahrt dabei war.

Für Stadtpfarrer Steffen Brühl zeige gerade die sächsische Geschichte, wie wichtig eine Trennung von Staat und Kirche ist. „Wenn Religion zum Steigbügelhalter weltlicher Machtinteressen verkommt, führt dies meist weder zur einer größeren Freiheit der Religion, noch zu einer menschlicheren Gesellschaft“, so der Geistliche vor einer Führung, die den Teilnehmenden die Person August des Starken näher bringen wollte. Diesem sei der Herzogshut nicht genug gewesen, er gierte nach einer Königskrone. Da er sich nur auf die polnische eine realistische Chance ausrechnen konnte, zögerte er nicht, sich vom Protestantismus abzuwenden und zum Katholizismus überzutreten. Dabei nahm er die Verunsicherung seines Volkes ebenso in Kauf, wie die offensichtliche Diskrepanz zwischen der eigenen Lebensführung und dem religiösen Anspruch.

Danach gefragt, welches Erlebnis den bedeutendsten Eindruck auf die ökumenische Reisegruppe gemacht habe, antwortete Monika Göppel: „Das war sicherlich die Lebensgeschichte der Elisabeth von Hessen, Erbprinzessin von Sachsen. Die Nachwelt bezeichnet sie als eine der "wirkmächtigsten Frauen des Reformationszeitalters.“ Von ihrem Witwensitz Schloss Rochlitz aus beeinflusste sie nicht nur den Schmalkaldischen Krieg, sondern führte sozusagen durch die Hintertür die Reformation in Sachsen ein. „Sie war schon damals eine Netzwerkerin, die konsequent an der Umsetzung ihrer Ideen arbeitete. Sie war eine starke Frau, die sich nicht scheute, sich ihres Verstandes zu bedienen und kein Blatt vor den Mund nahm“, so die evangelische Vertrauensfrau. Dass solche Frauen nicht immer gut gelitten sind, musste auch Elisabeth erfahren, die schließlich aus Sachsen verbannt wurde und in ihre hessische Heimat zurückkehrte.

Noch vieles mehr konnten die Teilnehmenden während den fünf Tagen der ökumenischen Gemeindefahrt kennenlernen, erfahren und besichtigen. Bautzen, Schloss Pillnitz, eine Schifffahrt auf der Elbe sind nur die Highlights eines vielfältigen Programms gewesen, das durch tägliche Impulse und die gemeinsam gefeierten Gottesdienste auch einen spirituellen Rahmen erhielt.

Auf der Rückfahrt nach Friedberg hatte die Gruppe noch Zeit, sich in Mödlareuth mit der menschenverachtenden Seite der SED-Diktatur auseinander zu setzen. Dieses Dorf wurde als „Little Berlin“ und durch die Fernsehserie "Tannbach" bekannt. Die deutsch-deutsche Grenze lief mitten durch den Ort. Sogar eine Mauer mit Selbstschussanlagen, Wachtürmen und Betonbarrieren ließ die DDR dort errichten. Heute befindet sich in Mödlareuth ein kleines Freiluftmuseum, das die Geschichte eindrucksvoll dokumentiert. Geteilt ist das Dorf aber immer noch. Der Tannbach ist Landesgrenze geblieben, so dass ein Teil Mödlareuths in Thüringen, der andere in Bayern liegt.

„Grenzen überwinden, sich besser kennenlernen, verstehen, was den anderen prägt und bewegt sowie den Glauben miteinander teilen“, fasst Monika Göppel das Ziel der ökumenischen Gemeindefahrt nach Dresden zusammen. Nach fünf vollen und auch anstrengenden Tagen hatten die Teilnehmenden das Gefühl, dieses Ziel in jeder Hinsicht erreicht zu haben. Auch die Frage nach dem Reiseziel in zwei Jahren wurde immer wieder gestellt. „Da holen wir uns Anregungen von den Teilnehmenden bei unserem Nachtreffen“, verspricht Pater Brühl.

Text: 
P. Steffen Brühl SAC
Kath. Stadtpfarramt St. Jakob
Redaktionelle Zusammenarbeit: Franz Scherer

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