Leute, nehmt doch bitte euren Müll mit nach Hause! Ein Aufruf zu Solidarität und Eigeninitiative
Spazieren gehen - was für ein Vergnügen! Dank Corona Ausgangsbeschränkung und bestärkt durch bestes Frühlingswetter machen sich viele, sehr viele Menschen auf den Weg nach draußen, um dem Lagerkoller zu entfliehen und etwas für die Gesundheit zu tun. Viele scheinen die neue Lust am Spazierengang für sich entdeckt zu haben: Auf beliebten Wegen in und um Friedberg ist zurzeit mehr los als auf dem Königsplatz in der Stadtmitte.
Weniger schön ist allerdings, wie die Geh- und Wanderwege der Region sich in kürzester Zeit verwandelt haben. Ganze Heerscharen von Frischluftfanatikern scheinen ihren Müll jederzeit und hemmungslos auf Feld und Wiese zu verteilen. Mehrmals täglich bin ich mit unseren Hunden unterwegs - und von Tag zu Tag sehe ich noch mehr Müll auf den Wegen.
Das macht mich fassungslos. Es hilft aber nichts, sich zu ärgern. Vielmehr ist Initiative angesagt, Eigeninitiative. Denn auch die Umweltktion "Saubere Stadt" des Verkehrsvereins Friedberg wurde Corona bedingt abgesagt. Und Hand aufs Herz: Es wäre zu einfach, sich auf eine ausgefallene Müllsammelaktion zu berufen. Stattdessen kann doch jeder einfach selbst einen Müllbeutel in die plastikbehandschuhte Hand nehmen und aufsammeln, was herumliegt.
Ein Selbstversuch
Schon gestern Abend habe ich mir die Ausstattung an die Wohnungstür gehängt, damit ich nicht wie sonst erst an den Vorsatz denke, wenn ich schon unterwegs bin. Zugegeben, es fühlt sich etwas komisch an, mit Einweghandschuhen und Plastiktüte loszuziehen. Aber ich komme kaum zum Nachdenken, denn schon nach wenigen Metern kann ich aktiv werden. Im Straßengraben liegen Papiertaschentücher, Plastikfolie, Keksverpackungen, Brotzeitverpackungen, Gummibärentüten, leere Getränketetrapacks, vorbildlich eingetütete Hundehinterlassenschaften, die sträflich im Grünstreifen abgelegt wurden und vieles mehr. Ehrlich, es ist haarsträubend und ziemlich unappetitlich, was hier auf wenigen Metern alles herumliegt.
Ein Jogger überholt mich, der mir Lob und Anerkennung zuwirft. "Sehr gute Nummer! Ich mache das auch immer, wenn ich beim Spazierengehen bin." Das spornt mich an weiterzumachen.
Nach knapp 1,5 Kilometern habe ich einen Haushaltsmüllbeutel gut zur Hälfte gefüllt. Der übergroße Anteil dieser "Ausbeute" sind tatsächlich Papiertaschentücher, die in rauen Mengen auf und neben dem Weg liegen.
Ein Appell
Dieser Morgenspaziergang ist eindeutig anders als üblich. Mir war nicht klar, was für eine Menge Unrat wirklich herumliegt, jetzt habe ich einen überzeugenden Eindruck davon gewonnen, aber auch von der Achtlosigkeit vieler Menschen.
Die Corona-Krise zeigt, wie wichtig Solidarität und Gemeinschaft für unsere Gesellschaft sind. Mein eindringlicher Appell geht an alle Spaziergänger, die jetzt gerade froh darüber sind, an die frische Luft zu kommen: Nehmt bitte euren Müll mit nach Hause und werft nicht einfach alles in die Landschaft! Das gilt übrigens generell, ob wir nun in Coronazeiten unter Ausgangsbeschränkungen leiden oder nicht. Und dann noch eine Bitte: Zeigen Sie sich solidarisch und greifen Sie selbst zur Mülltüte. Es kann nicht sein, dass wir Vereinen, Organisationen und Freiwilligen die Müllsammelaktion aufbürden und jetzt schulterzuckend feststellen: Leider abgesagt!
Wenn jeder von uns auch nur ein bisschen Müll sammelt, werden unsere Wege bald wieder besser aussehen. Diese Verantwortung können wir alle übernehmen - gemeinsam halt!
Die Menge an Müll in Straßengraben überrascht mich immer wieder. Wieviele Leute schmeißen denn ihren Müll einfach während der Fahrt aus dem Auto? Und vorallem: Warum?