„Ich würde mir den Pianisten Lang Lang wünschen“
Die 28. Friedberger Kunstausstellung, die Veranstaltungsreihe „Live im Archivhof“, die „Kunsträume 2008“ im Wittelsbacher Schloss – die abgelaufene Kultursaison hatte in jeder Sparte etwas zu bieten. Mit myheimat sprach Kulturabteilungsleiter Frank Büschel über die Vision eines multifunktionalen Veranstaltungsraumes im Wittelsbacher Schloss, Kulturpolitik in wirtschaftlich angespannten Zeiten, den Gedankenaustausch mit Augsburgs Kulturreferenten Peter Grab und seine Wünsche an eine „Kultur-Fee“.
myheimat: Herr Büschel, mit der Ausstellung „Kunsträume Schloss Friedberg“ beteiligte sich das Museum im Wittelsbacher Schloss an dem bayernweiten, unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten stehenden Projekt „Kunsträume Bayern 2008“. Sechs namhafte Künstlerinnen und Künstler aus Japan und Deutschland verwandelten mit außergewöhnlichen Installationen und Videoarbeiten den Raum „Wittelsbacher Schloss“ auf überaus anregende und vielseitige Weise. Wie fällt Ihre Bilanz der „Kunsträume“ 2008 aus?
Büschel: Das Friedberger Festival wurde von Kunstinteressierten und Medien über die Region hinaus registriert. Das ist für die beteiligten Künstler, Schüler, Kuratoren und für mich als städtischen Kulturverantwortlichen ohne Zweifel ein Erfolg. Daran gilt es anzuknüpfen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Kunstschaffenden im Wittelsbacher Land möchte die Stadt Friedberg weiter forcieren.
myheimat: Bleiben wir beim Wittelsbacher Schloss. Es ist das identitätsstiftende Bauwerk schlechthin in Friedberg. Aufwendige Sanierungsmaßnahmen waren bzw. sind unumgänglich. Wie sieht es mit den Plänen für einen multifunktionalen Veranstaltungsraum im ersten Stock des Nordflügels aus?
Büschel: Eine akribisch erarbeitete Bestandsaufnahme des baulichen Zustandes des Schlosses, Raumkonzepte und Kostenschätzungen liegen vor. Um die Pläne für die verschiedenen Nutzungen, zum Beispiel für das Museum oder den Veranstaltungssaal umsetzen zu können, sind noch eine Menge Vor- und Koordinationsarbeiten sowie politische Beschlüsse notwendig. Im November war das erste Abstimmungsgespräch zwischen künftigem Projektsteuerer, Architekt, Tragwerksplaner und der Stadt. Ich gehe davon aus, dass das Jahr 2009 noch als „Planungsjahr“ benötigt wird.
myheimat: Als Kulturabteilungsleiter sind Sie auch für die städtischen Schulen zuständig. Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen wurden in den letzten Jahren an der Hauptschule und der Theresia-Gerhardinger-Grundschule durchgeführt. Was tut die Stadt Friedberg in den kommenden Jahren, um die Rahmenbedingungen für Schule und Unterricht zu verbessern?
Büschel: In den vergangenen vier Jahren wurden rund sechs Millionen Euro in die Gebäudesanierung von Schulen investiert. Auch in den kommenden Jahren stehen noch weitere Baumaßnahmen in Friedberg und in Stadtteilen auf der Agenda. Friedberg will damit seinem guten Ruf als „Schulstadt“ gerecht werden. Das gilt natürlich auch für die Bereitstellung von guter Ausstattung in den Klassenzimmern und Fachräumen sowie einem aktuell optimierten EDV-Konzept. Außerdem werden die Angebote für die Mittags-, Hausaufgaben- und Ganztagsbetreuung ausgebaut.
myheimat: Lassen Sie uns noch ein wenig über die kulturellen Highlights im abgelaufenen Jahr sprechen. Dazu zählte zweifellos die 28. Friedberger Kunstausstellung. Die Ausstellung zeigte vom 16. bis zum 30. März in der Friedberger Stadthalle 74 Exponate. Welches Fazit ziehen Sie?
Büschel: Die Friedberger Kunstausstellung zählt zweifellos zu den großen und bekanntesten ihrer Art in Schwaben. Dass viele Einreichungen gar keinen Platz in der Aula der Stadthalle finden, ist einerseits schade, auf der anderen Seite sichert es der Kunstpräsentation die nötige Qualität. Ich freue mich jedenfalls schon wieder auf die 29. Runde während der kommenden Osterferien.
myheimat: Veranstaltungsreihen wie „Kabarett im Archivhof“ und der „Friedberger Musiksommer“ prägen ebenfalls das städtische Kulturleben. Wie wichtig sind solche kulturellen Dauereinrichtungen?
Büschel: Das Friedberger Kulturleben ist bekannt für sein Nischenangebot und auch dafür, mal etwas Ausgefallenes zu präsentieren. Trotz alledem funktioniert der Hauptbetrieb über Dauereinrichtungen, wie mit den von Ihnen beispielhaft genannten Veranstaltungsreihen. Diese etablierten Angebote lösen einen „Aha-Effekt“ aus und lassen sich werbe- und marketingtechnisch besser einsetzen.
myheimat: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten stehen oft die Ausgaben für kulturelle Einrichtungen wie Stadt- und Staatstheater, Bibliotheken oder Museen besonders auf dem Prüfstand. Häufig werden leider gerade in diesen Bereichen Kürzungen vorgenommen. Befürchten Sie negative Auswirkungen der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise? Kann die Stadt Friedberg auch in den nächsten Jahren einen qualitativ hochwertigen „Kulturbetrieb“ gewährleisten?
Büschel: Ich denke, dass wir unser erreichtes Niveau nicht leichtfertig zurückschrauben sollten. Dieses Signal gibt auch der Kulturausschuss, der unseren Konzepten und Projektvorschlägen sehr offen und wohlwollend gegenüber steht. Letztendlich liegt es am gesamten Rat der Stadt, darüber im Rahmen der Haushaltsentscheidungen zu befinden.
myheimat: In Augsburg tobt gerade ein kulturpolitischer Grabenkampf. Der neue Kulturreferent Peter Grab will mit seinem Angebot ein möglichst breites Publikum ansprechen. Vorbei scheinen die Zeiten „elitärer“ Hochkultur mit Brecht und Mozart. Wie lässt sich aus Ihrer Sicht der Spagat zwischen Massentauglichkeit und hohem Anspruch meistern?
Büschel: Ich sehe zwischen den genannten Bereichen keine Kluft, die eines Spagates bedarf. In meinen Augen sollten Angebote für ein breiteres Publikum bestehen und daneben die so genannte „Hochkultur“ nicht vergessen werden. Ich sage das ganz generell und unabhängig von der Situation in Augsburg.
myheimat: Sie haben sich ja jüngst mit Ihrem Augsburger Amtskollegen zu einem Gedankenaustausch getroffen. Wird es eine neue kulturpolitische Achse Augsburg-Friedberg geben?
Büschel (lacht): So schnell schießen die Schwaben nicht. Das Gespräch war eine erste Annäherung zwischen Augsburg und Städten im „Speckgürtel“ der Fuggerstadt. Ich trete jedenfalls dafür ein, dass sich die Region auf diesem Feld besser vernetzt und freue mich daher über die gesendeten positiven Signale aus Augsburg.
myheimat: Welche Möglichkeiten bestehen, Jugendliche in Sachen Kunst und Kultur in Friedberg zu fördern?
Büschel: Neben den Eltern und Vereinen kann auch die Stadt Friedberg ihren Beitrag dazu leisten. Sie unterstützt viele Institutionen mit zweckgebundenen finanziellen Zuschüssen. Darüber hinaus werden öffentliche Einrichtungen zur Verfügung gestellt, und die Stadt hält selbst Angebote für Kinder und Jugendliche vor: sei es im Rahmen des Ferienprogramms oder der Friedberger Kunstausstellung, im Museum im Wittelsbacher Schloss oder im städtischen Musik-, Theater- und Schauspielprogramm.
myheimat: Auf welche kulturellen Highlights dürfen sich die Friedberger im Jahr 2009 freuen?
Büschel: Wer die Sonderausstellung „Kleinplastiken. Die Nationalgalerie Berlin zu Gast in Friedberg“ im Wittelsbacher Schloss (bis Ende Februar) noch nicht gesehen hat, dem kann ich dort einen Besuch ans Herz legen. Darüber hinaus starten wir im Schloss die neue Reihe „Lebensläufe“. Prominente und weniger prominente Persönlichkeiten erzählen aus ihrem Leben. Mit Erzählungen hat auch ein Jahresprojekt 2009 zu tun, das sich dem Thema „Wiederaufbau und Wirtschaftswunder“ widmet. Im Übrigen empfehle ich die Lektüre unseres Kunst- und Kulturkalenders, da gibt es noch eine ganze Menge Neues und Bewährtes zu entdecken.
myheimat: Wenn eine „Kultur-Fee“ vorbeikäme und Ihnen mehrere hochkarätige Veranstaltungen anbieten würde. Zu welchem Thema bzw. welcher Person würden Sie mal gerne ein Event machen?
Büschel: Die Fee dürfte ein großes Konzertzelt in Friedberg aufstellen und ich würde mir den Pianisten Lang Lang für das Eröffnungskonzert wünschen. Sollte das Budget der Fee dazu nicht ausreichen, würde ich gerne den 3D-Streetartkünstler Julian Beever für ein Projekt in der neu gestalteten Ludwigstraße engagieren.
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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