Heimatverein feiert sein 130-jähriges Bestehen in Franken
Von findigen Schafen und einer schlimmen Bombennacht
Überrascht waren die Teilnehmer bei der Reise des Heimatvereins ins Frankenland, als die Bürgermeisterin von Bad Mergentheim beim Empfang erklärte, dass die Stadt mehrfach den Antrag gestellt hätte, nach Bayern eingegliedert zu werden. Diese urfränkische Stadt hatte einst Napoleon, trotz der Nähe zu Würzburg und ohne Rücksicht auf die Wünsche der Bewohner, Württemberg zugeschlagen. Heute ist das Städtchen ein Trink- und Badekurort mit internationalem Ruf. Zu verdanken hat der Ort dies der Aufmerksamkeit eines Schäfers, der 1826 das mit Mineralien angereicherte Quellwasser an einem Uferhang deshalb entdeckte, weil sich die Schafe durch seinen Schäferhund dort nicht weiter treiben ließen, vielmehr der Hund selbst am Quellwasser begierig leckte.
Mergentheim war nur eine Station der viertägigen Reise. Auf dem Programm standen auch Würzburg und Veitshöchheim. In Würzburg führte Stadtrat Willi Dürrnagel die Friedberger. Er zeigte ihnen unter anderem einen Gedenkraum im Rathaus, der die Folgen des schwersten Luftangriffs auf Würzburg 1945 zeigte. Die von Fachwerkbauten bestimmte Bausubstanz und die räumliche Enge der Altstadt lösten einen Feuersturm aus. Die Altstadt wurde fast völlig zerstört; viele Menschen starben. Man plante nach dem Krieg sogar, Würzburg zum Gedenken als Ruinenstadt stehen zu lassen und an anderer Stelle aufzubauen. Doch die überlebenden Bewohner kamen zurück und bauten ihre Stadt wieder auf. Die „Altstadt“ ist eine neue Stadt, und doch erwecken viele Gebäude und Kirchen den Eindruck, als stammten sie aus alter Zeit.
Ein besonderes Werk hielt dem Bombenhagel stand: Es ist die Meisterleistung Balthasar Neumanns, des Baumeisters der fürstbischöflichen Residenz. In ihr er einen großen Saalraum, der mit einem Gewölbe in einem einzigen Schwung überspannt wird. Der zu jener Zeit bedeutendste Freskenmaler, der Venezianer Battista Tiepolo, schuf dazu das Deckengemälde. Durch den Bombenhangel fiel zwar das Dach der Residenz auf das Gewölbe , aber dieses selbst hielt stand!
Am Tag der Heimreise legte man im reizenden gotisch-barocken Deutschordens Städtchen Wolframs-Eschenbach ein. Durch ihren gewundenen Verlauf erscheint die nur etwa 380 m lange Hauptstraße wesentlich länger. Auf den ersten Blick fällt es gar nicht auf, wie klein die mit Mauern und Türmen umwehrte Stadt ist. Ihr berühmtester Sohn ist der mittelalterliche Minnesänger Wolfram von Eschenbach. Er fand im Liebfrauenmünster zu Wolframs-Eschenbach seine letzte Ruhestätte. Sein berühmtestes Werk ist Parzival, bekannt auch durch die künstlerische Wiederaufnahme des Stoffes in Richard Wagners „Parsifal“.
Bürgerreporter:in:Regine Nägele aus Friedberg |
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