Friedberg und Niederbayern
Geschichtliche Beziehungen
Bei der ausgebuchten viertägigen Fahrt des Heimatvereins nach Niederbayern, bei der die Landesausstellung in Regensburg, das Kloster Niederaltaich, Ortenburg, Vilshofen und Passau besucht wurden, rückten auch die vielfältigen Beziehungen Friedbergs zu Niederbayern in den Vordergrund der Reise.
Friedberg und Passau mit Hals
Gerade bei Passau gibte es hierfür mehrere Besonderheiten. Es war der ehemalige Passauer Sparkassenvorsitzende Julius Heil, der als Bankfachmann in Augsburg ein neues Betätigungsfeld fand. Tochter Isolde wurde die Ehefrau des bekannten Friedberger Apothekers Muther, der zudem als Vorsitzender des Heimatvereins Friedbergs ehrenamtlich wirkte. Just seinem Schwiegervater Julius Heil hat die Stadt Passau den bekannten und erfolgreichen Werbetitel „Dreiflüssestadt Passau“ zu verdanken, denn hier vereinen sich Donau, Inn und Ilz zu einem noch mächtigeren Strom, der unter dem Namen Donau weiterfließt.
Der ehemalige Marktflecken Hals an der beschaulichen Ilz gelegen, ist heute ein Stadtteil von Passau. Einst herrschten hier die mächtigen Grafen von Hals, bis nach ihrem Niedergang zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Grafschaft an das Herzogtum Bayern fiel. Mehr oder weniger bekannt ist Hals auch als Geburtsort des Verlegers Friedrich Pustet. Nicht bekannt ist allerdings, dass ausgerechnet bei dem kleinen Marktflecken die Stadt Friedberg bis zum Jahr 1667 große Schulden hatte, die noch aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg stammten. Die Höhe des sicherlich ansehnlichen Betrages aus dem Dunkel der Geschichte hervorzuholen, dürfte fast unmöglich sein, da sowohl Hals, Passau und Friedberg verheerende Brände erlebten und somit schriftliche Aufzeichnungen in „Rauch aufgangen“ sind. Übriggeblieben von der einst stolzen, hochgelegenen Halsschen Burg ist nur noch eine Ruine.
Jedoch gibt es Quellen, die belegen, dass der Rentmeister als hoher kurfürstlicher Kontrolleur im Jahr 1611 die hohen Schulden der Stadt Friedberg im Höhe von 19.600 Gulden monierte, bei jährlichen Einnahmen der Stadtkammer von nur 4.000 bis 5000 Gulden.
Der immense Geldbetrag war nötig zur Finanzierung das am Anfang des 17. Jahrhundert in Friedberg gebauten Brunnenwerks an der Ach durch Augsburger Wasseringenieure. Durch diese Meisterleistung wurde die rund 30 Meter über der Lechebene auf dem Lechrain gelegenen Stadt mit fließendem Wasser versorgt. Nach der verheerenden Zerstörung Friedbergs im Dreißigjährigen Krieg waren die Errungenschaften der komfortablen Wasserversorgung verloren, die Schulden aber waren geblieben. Lange Zeit musste man wieder mit Eimern das Wasser aus der Tiefe heraufziehen.
Ein Eintrag in den Kammerrechnungen belegt, dass Bürgermeister und Stadtschreiber in Passau zum „Guldenen Greifen“ die letzten Schulden aus dieser Zeit an den Markt Hals im Jahr 1667 ablösten. Heute trägt dieses im Herzen der Altstadt von Passau gelegene Gebäude den Namen „Hotel Wilder Mann“, in dem einst illustre Gäste abstiegen und wo sich heute zudem das Glasmuseum befindet.
Friedberg und Vilshofen
An der Donaupromenade von Vilshofen besah die Reisegruppe am nächstfolgenden Tag das Kunstwerk des in Friedberg ansässigen, aus Niederbayern stammenden Künstlers Wolfgang Auer. Wichtige Pfeiler der Stadtgeschichte, wie Salzhandel, Brauereiwesen und Fischerei veranschaulichte Auer durch die drei Figuren Flößer, Lotse und Salzsäumer. Vilshofen war eine Gründung der Grafen von Ortenburg. Das Zentrum der ehemaligen Grafschaft der Ortenburger war der nur 11 km östlich von Vilshofen gelegene Marktflecken Ortenburg, dem man einen ganzen Tag widmete.
Friedberg und Ortenburg
Für zwei Reiseteilnehmer bedeutete es ein Déjà-vu, denn sie hatten hier einst einige Jahre im evangelischen Internat verbracht. Die dortige Evangelische Realschule bezieht ihre Existenz aus der protestantischen Vergangenheit des Ortes. Wie ein kleines gallisches Dorf wehrte sich über die Jahrhunderte hinweg der reichsunmittelbare Marktflecken gegen die Sticheleien und Übergriffe der katholischen Herzöge bzw. später der Kurfürsten. Begonnen hatte es damit, dass der Reichsgraf Joachim von Ortenburg im Jahr 1563 mit den Ortenburgern zum evangelischen Glauben übertrat. Zum Pech des Grafen überfielen die Soldaten des bayerischen Herzogs sein Schloss Mattighofen. Der erbeutete umfangreiche Briefverkehr ließ den Herzog hellhörig werden wegen der großen Anzahl der Verbündeten Joachims. Er vermutete nun eine Verschwörung und ging entsprechend hart gegen den Grafen und die Ortenburger Bevölkerung vor. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichteten bayerische Protestanten eine „bayerische Konfirmandenanstalt“ mit Internat für evangelische Kinder aus der Diaspora, die heute Teil der Evangelischen Realschule ist.
Eine mitreisende Kirchenmusikerin sorgte mit Orgelspiel und Liedbegleitung für festliche Stimmung in der evangelischen Marktkirche, in der zuvor die Pfarrerin sehr anschaulich die Geschichte der evangelischen Pfarrei Ortenburg vorgestellt hatte. Zur Mittagszeit warteten die Wirtleute, die eigens für den Heimatverein an ihrem Ruhetag aufgemacht hatten, mit einem feinen Essen in den Gewölben des Ortenburger Schlosses auf. Die anschließende Schloss-Führung endete mit einem Empfang des Bürgermeisters im Schlosshof.
Friedberg und Landshut
Der Heimreisetag wurde genutzt für die Besichtigung Landshuts mit der Burg Trausnitz. Im 15. Jahrhundert wurde das Teilherzogtum Bayern-Ingolstadt, zu dem auch Friedberg gehörte, niederbayerisch. Landshut war damit auch für Friedberg die Landeshauptstadt. Dieser Zustand währte fast 50 Jahre. Die Semmelspende Herzog Georg des Reichen von Niederbayern, die er unter anderem auch Friedberger Bürgern gewährte, feiern die Friedberger beim Altstadtfest.