30 Jahre Städtepartnerschaft
Friedberg - Bressuire (Frankreich)
Die Bressuirer lieben das Altstadtfest
Das Friedberger Altstadtfest ist in der französischen Partnerstadt Bressuire sehr beliebt. Fünfundsiebzig Personen, so viele wie noch nie, wurden bei ihrer Ankunft am TSV-Parkplatz von ihren deutschen Gastfamilien herzlich in Empfang genommen. Für einige war es der erste Besuch in Friedberg, auch für die jetzige Bürgermeisterin von Bressuire, Emmanuelle Ménard. Sie waren alle gekommen, um mit den Friedbergern gleichzeitig 30 Jahre Städtepartnerschaft zu feiern und das Altstadtfest zu genießen.
Für den ersten Tag waren unterschiedliche Programmpunkte vorgesehen. Ein großer Teil erkundete München, andere besichtigten die Stadt Landsberg. Die Bürgermeisterin traf sich mit begeisterten Spielern zum Boule-Spielen in Dasing. Am Abend nahm die ganze Gruppe am Einzug zum Stadtfest teil. Die Tanzgruppe Sauteriaux, einst eigens gegründet, um sich am Altstadtfest mit ihrer Tanz-Attraktion beteiligen zu können, hatte an diesem Abend wie an allen folgenden Tagen bis zu ihrer Abreise am Montag Auftritte im Fest.
Schon am ersten Festabend saßen auf dem Marienplatz bei Wein, Bier und Brotzeit Bressuirer und Friedberger bunt gemischt beieinander, mittendrin das Bürgermeisterehepaar aus Bressuire. Beide zeigten sich begeistert vom bunten Treiben, von dem freundlichen Miteinander, und staunten, wie die Leute lächelnd aufeinander zugingen, sich mit „Habe die Ehre“ begrüßten, sich unkompliziert zu anderen dazusetzten, plauderten, bis der eine oder andere sich erhob, um weiter zu schlendern.
Am Samstagvormittag zeigte der pensionierte Französischlehrer Lothar Sellner den Bressuirern Friedberg. Der Bürgermeisterin gefiel besonders das viele „Grün“ in der Stadt.
Empfang im Rathaus und Rundgang durch die Festzone
Am Nachmittag gab Bürgermeister Roland Eichmann als Auftakt zur Feier der 30-jährigen Städtepartnerschaft einen Empfang für die Gäste im Friedberger Rathaussaal. Im besten Deutsch begann die Bürgermeisterin ihre Rede mit „Habe die Ehre“. Für sie sei es eine neue Erfahrung in einer deutschen Familie beherbergt zu werden. Sie lobte die Gastfreundschaft zwischen Familien als verbindendes Band zur Vertiefung der Partnerschaft zwischen den beiden Städten. Sie zeigte sich zutiefst beeindruckt von dem Altstadtfest, das mit so viel freudiger Beteiligung von Jung und Alt mit den schönen Gewändern begangen wird, erwähnte die Buden, die vielen Vorführungen und Attraktionen. So etwas Wunderbares hätte sie nie erwartet. Und sie schloss sich der Rede von Roland Eichmann an, dass Völkerverständigung an der Basis, durch gegenseitigen Austausch und Kennenlernen durch die Jugend und die Familien geschieht. Deshalb sei es so wichtig, dass junge Menschen diese Partnerschaft weiter tragen.
Nach den Grußworten der beiden Präsidenten der Komitees, Paul Traub und Philippe Raoul schlenderte Roland Eichmann im Friedberger Bürgermeister-Altstadtfestgewand mit seiner festlich gewandeten „Amtskollegin“ und deren Ehemann durch das Altstadtfest. Beim Alpenvereinskarussell wurden sie gebeten, Platz im Karussell zu nehmen, und schon ging es los. Immer schneller drehte sich das Karussell, angeschoben durch die Muskelkraft kräftiger junger Alpinisten.
Wie fing die Städtepartnerschaft an?
Am Abend wurde in der Mensa der Mittelschule mit einem Festessen die dreißigjährige Städtepartnerschaft gefeiert. Als Gastgeschenk überreiche die Bürgermeisterin Ménard ein eigens angefertigtes Gemälde mit dem Château von Bressuire.
Wie fing die Städtepartnerschadt überhaupt an? Gründungsmitglied Walter Föllmer gab in seiner kurzen, aber brillianten Rede die Antwort. Im Rahmen eines Lehreraustauschs mit einem Lycée in Bressuire kam die Lehrerin Benedicte Courtadet an das Rudolf Diesel Gymnasium in Augsburg. Sie wohnte beim Lehrer Frieder Niess, und das ausgerechnet in Friedberg. Zurück in Bressuire berichtete sie der dortigen Stadtverwaltung von einem schönen deutschen Städtchen, das eigentlich zu Bressuire passen könnte. Es kam alsbald zu direkten Kontakten der Bürgermeister und zum Besuch von Bürgermeister Albert Kling und Walter Föllmer in Bressuire. Dort gab es bereits ein Komitee Deutschland, getragen von drei Bressuirer Bürgern, die im Jahr 1942 in Deutschland Zwangsarbeit leisten mussten. Präsident war Jean Bousseau, damals zweiter Bürgermeister von Bressuire. Die deutsch-französische Freundschaft sah er im Geist von Charles de Gaulle als Basis für ein zukünftiges friedliches Europa. Bereits zwei Jahre nach der Gründung der Städtepartnerschaft stellte Bousseau mit Befriedigung fest, dass die Partnerschaft auf einem guten Weg sei und übergab sein Amt an Emanuel Guillot. Es folgten später Bernard Delextrat, gleichzeitig Präsident des Gerichts von Bressuire, dann Annemarie Pistorius, darauf Christian Desbois, der als Lokalredakteur in Bressuire von Anfang an mit seinem Kollegen Andreas Schmidt von der Friedberger Allgemeinen eng kooperierte, und schließlich Philippe Raoul. In Friedberg gab es nicht so viele Wechsel: Nach Walter Föllmer übernahm Helen Oberndorfer die Präsidentschaft, bis sie den Stab an Paul Traub und sein Team übergab.
Beim Festgottesdienst mit großem Chor und Orchester wurden am Sonntag zu Beginn der Messe in der Stadtpfarrkirche die französischen Gäste und die Bürgermeisterin Ménard von Stadtpfarrer Steffen Brühl eigens gegrüßt.
An diesem letzten Tag tauchte man noch einmal ein in das schöne Treiben am Altstadtfest. Die Sauteriaux erfreuten mit weiteren Tänzen das Publikum.
Anderntags reiste die große Gruppe um 8 Uhr wieder ab, mit dem festen Vorhaben, sich nächstes Jahr mit den Friedbergern in Brüssel zu treffen. Sie waren fort, und dann setzte leise der Regen ein – wie zum Abschied.
Bürgerreporter:in:Regine Nägele |
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