Heimatmuseum Dasing
Eindrücke vom Besuch des Museums
Ehemaliger Bürgermeister von Dasing führt Heimatverein durch das Museum
Höchstpersönlich führte Dasings ehemaliger Bürgermeister Matthias Feiger den Heimatverein Friedberg durch das Heimatmuseum, das im ehemaligen Raiffeisen-Lagerhaus in der Bahnhofstraße in Dasing seine Bleibe gefunden hat.
Gleich zu Beginn setzte Feiger sich auf einen Melkschemel und führte vor, wie früher, als es noch keine Melkmaschinen gab, mit der Hand gemolken und Butter gemacht wurde. Im weiteren Verlauf seiner Führung wurde dem Besucher deutlich vor Augen geführt, wie hart das Leben der Bewohner in den landwirtschaftlich geprägten Dörfern einst war, vor allem als noch keine Autos fuhren oder keine Kühlschränke im Haushalt vorhanden waren.
Eine unglaubliche Vielfalt an Möbeln, Gebrauchsgegenständen des Alltags, landwirtschaftlichen Maschinen, Geräten, Kutschen und Kleidung aus den letzten 150 Jahren sind im Museum auf drei Etagen nach Themen zusammengestellt. So gibt es eine alte ausstaffierte Küche mit Küchenkasten und Herd. Eine eingerichtete Schulstube mit Schulbank und Tintenfass, Büchern, Schiefertafel, Schulranzen und Wandkarten verdeutlicht, wie es einstens aussah im Klassenzimmer. Feiger schilderte den Schulweg der Kinder von Heimat nach Dasing. Eine geschlagene Stunde waren sie zu Fuß bei Wind und Wetter unterwegs. Für uns ist es heute kaum mehr vorstellbar, dass vor allem die Kinder von Mai bis Oktober keine Strümpfe oder Schuhe getragen haben. Im Winter waren die Hohlwege mit Schneewehen zugeschneit. Siebt- und Achtklässler stapften voraus, die kleineren Kinder hinterher. Kam ein Abhang, so bereitete es Freude, auf dem Schulranzen hinunter zu rutschen. Bei schlechtem Wetter kamen diese Kinder durchnässt und frierend in der Schule an. Denn eine Funktionskleidung wie heute, die gab es damals nicht. Welche Kleidung man anno dazumal trug und welche Wäschestücke im Haushalt benötigt wurden, zeigt sich bereits in der liebevoll eingerichteten Schlafkammer im Erdgeschoss.
Die Arbeit der Störnäherin
In aller Regel richtete die Störnäherin den Wäsche- bzw. Kleiderschrank des Brautpaares ein, auch mit der Wäsche, die die Braut mit in die Ehe brachte. Sie nähte auch das Brautkleid. Eine Störnäherin war eine Näherin, die ins Haus bzw. auf den Hof kam und die Kleidung nähte. Kleidung war etwas, was lange halten musste, was man „auftragen“ musste. Die Störnäherin wurde auch ins Haus geholt, um alles auszubessern und zu flicken, was an Kleidern, Joppen, Hosen, Hemden und Wäsche einer Reparatur bedurfte. Sie konnte ein abgetragenes Gwand oder einen Mantel umarbeiten oder noch ein Kleidungstück für die Kinder daraus nähen. Der Niedergang dieses Störhandwerks setzte zu Beginn der 1950-er Jahre ein, als es üblich wurde, die Kleidung von der Stange zu kaufen oder im Versandhaus zu bestellen und ins Haus bringen zu lassen. Geschlafen wurde früher auf einem mit Haferstroh gefülltenStrohsack. Die Zudecke bestand aus einem Federbett (meist Gänsefedern). Eine Wärmflasche aus Zink oder Kupfer war ein Luxus, billiger war ein auf dem Herd vorgewärmter Ziegelstein.
Das Dasinger Gwand
Eine besondere Attraktion ist in der Ausstellung das Dasinger Gwand. Während es noch in den 60-er Jahren vor allem von älteren Frauen getragen wurde, ist es heute aus dem Alltagsleben verschwunden. Beim genauen Betrachten der ausgestellten Frauengewänder sieht man, wie unterschiedlich sie von den Störnäherinnen geschneidert sind. Zum Beispiel beim Rock oder bei der Schürze fällt auf, dass die einen gereiht, die anderen breit oder schmal gefältelt sind. Diese unterschiedliche Machart dürfte der Grund sein, dass man nicht von der Dasinger Tracht, sondern vom Dasinger Gwand spricht.
Raffinierte Geldquelle bei der Männerjoppe
Eine raffinierte Geldquelle zeigt sich bei der Männerjoppe. Konnte der Bauer gerade nicht bar sein Bier bezahlen, so schnitt er einfach einen seiner Silberknöpfe ab. Sie waren auf der Innenseite so raffiniert eingefädelt, dass nur der eine ab war und nicht alle Silberknöpfe mit rausrutschten.
Die Arbeitin der Landwirtschaft war mühevoll, wie Feiger anhand der alten landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte ausführlich schilderte. Was das Mähen anbelangte, so begann der Bauer mit der Arbeit bereits um 5 Uhr morgens. Die Arbeit der Frauen bestand darin, das Getreide aufzulesen, mit Stroh die Garben zu binden und als Mandl aufzustellen. Nach ein paar Tagen wurde das Getreide in die Scheune oder den Stall gebracht, wo es gedroschen wurde.
Ungeheure ehrenamtliche Fleißarbeit
Stolz zeigte Feiger die im Lauf der Zeit akribisch zusammengetragenen Informationen und Schriften des Vereins „Heimatkundlicher Kreis Dasing e.V.“, der 1991 gegründet wurde und der das Heimatmuseum einrichtete. Feiger war Gründungsmitglied bzw. Gründungsvorstand. Viele Fotos, Dokumente und hunderte von Objekten sind mit Fleiß und Herzblut gesammelt worden. Darunter befinden sich auch eine komplette Dasinger Schusterwerktstatt, ein Altar, eine große Krippe aus den 1950-er Jahren, ein alter Kachelofen und eine Bildergalerie „Das gelbe Dorf“ des Dasinger Künstlers Jais. Ein kleines Kuriosum in der Sammlung ist der weiß-blaue Dasifant. Noch in seiner Zeit als 2. Bürgermeister (1984-1990) stellte Matthias Feiger verwundert fest, dass Dasing kein Wappen besaß. Verwunderlich schon deshalb, weil Dasing bereits im Jahr 828 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde. Ein Wettbewerb unter der Bevölkerung wurde angeregt. Die eingereichten 200 Vorschläge wurden in der Dasinger Schulaula präsentiert.
Gemeindewappen seit 1987
Man entschied sich für folgendes Gemeindewappen: Im unteren Teil des Gemeindewappens findet sich auf blauem Grund eine schräg dargestellte, goldene Streitaxt mit Stiel, eine sogenannte Parte. Parte ist der heraldische Sammelbegriff für Beile und Äxte, die als Wappenfigur Eingang in die Heraldik gefunden haben. Die goldende Parte in blauem Feld ist dem Wappen der Herren von Massenhausen entnommen. Um 1317 ließ sich ein Zweig der Familie in Dasing nieder. Diese Linie führte in ihrem Wappen zusätzlich beiderseits des Stiels zwei sechszackige, silberne Sterne. Ihr Wappen, das im Gemeindewappen aufgenommen ist, soll an diese Familie, die in Dasing bis zu ihrem Aussterben herrschte, erinnern. Im oberen Teil des Gemeindewappens stellen die fünf blauen Rauten die fünf ehemals selbständigen Gemeinden Dasing, Taiting mit Bitzenhofen, Laimering, Rieden und Wessiszell dar. Im Zuge der Gebietsreform von 1972 bis 1978 kamen sie zu Dasing. Zudem weisen die Rauten auf die Wittelsbacher hin, die hier schon sehr früh zu Grundbesitz und Machteinfluss gelangten. 1987 wurde das Gemeindewappen eingeführt. Zur großen Freude der Kinder erhielten sie den eigens hergestellten reizenden weiß-blauen Elefanten, der aber in Wirklichkeit ein Dasifant ist, weil auf ihm deutlich sichtbar das neue Gemeindewappen Dasings prangt.