Ein rauschendes Fest! Das Jahr 2011 im Museum im Wittelsbacher Schloss Friedberg
Mit den zauberhaften Bilderbuchillustrationen von Fritz Baumgarten wurde das Jahr 2011 im Museum im Wittelsbacher Schloss eingeläutet. Bis zum 27. Februar begeisterten die Originalzeichnungen zu Baumgartens Wichtel-, Teddy- und Märchenbüchern weit über 6.000 Besucher. Vor allem die begehbare Wichtelhöhle fand großen Anklang bei Groß und Klein. Viele drückten auch gerne nochmals die zu den Illustrationen der „Waldschule“ aufgebaute Schulbank und ließen sich beim Betrachten der Bücher von leisem Vogelgezwitscher in die Welt von Baumgarten entführen. Auch das Rahmenprogramm mit Kindernachmittagen, der Veranstaltung „Kunstgenuß und Kulinarisches“ und dem Vortrag von Karl Blaume zur Blauen Stunde wurden sehr gut angenommen.
Das weitere Jahr 2011 stand dann ganz im Zeichen des 125-jährigen Museumsjubiläums. Es wurde mit vier Ausstellungen gebührend begangen, die großzügig vom Kulturfonds Bayern, der Stadtsparkasse Augsburg, dem Bezirk Schwaben, Federal Mogul und Friedberger Landbrot Bäckerei Knoll finanziell unterstützt wurden. Inhaltlich standen zwei Aspekte im Vordergrund. Einerseits sollte die Geschichte beleuchtet, andererseits das Jubiläum mit den Besuchern gefeiert werden.
Den Auftakt machte die Ausstellung „Festlich! 125 Jahre Museum im Wittelsbacher Schloss Friedberg“. Sie wurde mit einem Festvortrag von Dr. Peter Fassl am 16. Februar eröffnet. Diese kleine Ausstellung, die bis in das Jahr 2012 verlängert wurde, erzählt von der Gründung des Museums im Jahr 1886 durch den Historischen Verein, heute Heimatverein Friedberg, und erinnert an seine bewegte Geschichte. Außerdem zeigen ausgewählte Exponate aus dem Museumsdepot die Vielfalt der Sammlung und laden zum Staunen und Nachdenken ein.
Da zu keinem Geburtstag Blumen fehlen dürfen, erhielt das Museum mit der Ausstellung „Blumen! Susanna Taras zum 125. Museumsjubiläum“ (5. April bis 26. Juni 2011) ein riesiges Blumenbouquet. Die wandhohen, farbenfrohen Blumenobjekte der Stuttgarter Künstlerin Susanna Taras – sie sind aus Wolle gearbeitet – verbreiteten in den gewölbten Sälen des Erdgeschosses eine ungemein heitere Atmosphäre und trugen den Frühling ins Museum.
Im Rahmen der Blauen Stunde am 10. Mai und bei der großen Jubiläumsfeier des Heimatvereins in der Stadthalle am 5. Juni erinnerte dessen Vorsitzende Regine Nägele an die Geschichte von Heimatverein und Museum. Bei dieser Gelegenheit überreichte der Heimatverein für die Neugestaltung des Museums ein Faksimile des fast 3 Meter langen Lechgrenzplanes von 1571 aus dem Stadtarchiv Augsburg. Hierauf ist die älteste bislang bekannte detaillierte Ansicht von Friedberg zu sehen. Das sehr wertvolle und empfindliche Original selbst wurde in der Ausstellung „St. Jakob. Glaubensmonument im Wandel der Zeit“ (14. Juli – 30. Oktober 2011) präsentiert. Als wahre Bereicherung der Ausstellung erwies sich der vom Heimatverein gestiftete dazugehörige Touch Screen. Er ermöglichte es den Besuchern sowohl Details aus dem Plan heranzuzoomen als auch nähere Informationen zu einzelnen Gebäuden zu erhalten.
Die Ausstellung über St. Jakob – hierzu erschien auch ein kleiner Katalog – war der wechselvollen Geschichte dieses zentralen und am weithin sichtbarsten Gebäude der Stadt gewidmet. Das Museum stellte sich damit ganz in seine eigene Tradition, stadtgeschichtliche Themen zu behandeln.
Neben zahlreichen Architekturmodellen, Zeichnungen und liturgischen Geräten beleuchteten die Originalentwürfe in der Ausstellung „St. Jakob“ vor allem den neuromanisch-italianisierenden Neubau der Kirche. Dieser war nach dem dramatischen Turmeinsturz im Jahr 1868 erforderlich geworden. Anliegen der Ausstellung war es nicht zuletzt, die einst überaus prachtvolle Freskenausstattung von Ferdinand Wagner vor Augen zu führen. Sie war leider aufgrund der Übermalungen in den 1950er Jahren in ihrer Aussage und in ihrem Charakter völlig verändert worden. Wie lohnenswert und sinnvoll es wäre, dieses Gesamtkunstwerk wiederherzustellen, zeigten auch die beiden Vorträge zur Blauen Stunde von Kreisheimatpfleger Dr. Hubert Raab am 26. Juli und von dem Kunsthistoriker Professor Dr. Frank Büttner von der Ludwig-Maximilians-Universität in München am 4. Oktober.
Ein weiteres stadtgeschichtliches Thema behandelte der Naturfilmer Gerhard Menzel am 13. September mit seinem Film über die Friedberger Ach in der Blauen Stunde, die mit rund 140 Besuchern sehr gut besucht war.
Das Jahr 2011 sollte dem Museum schließlich noch weitere, sehr wertvolle Gaben bescheren: Die Firma Segmüller schenkte eine überaus prächtige, um 1680 entstandene Horizontaltischuhr von dem Friedberger Uhrmacher Elias Kreittmayr, die Freunde des Museums im Schloss Friedberg e.V. überreichten einen fein gearbeiteten Friedberger Fayenceteller und Gereon Trier stiftete zusammen mit den Mitgliedern des gemeinnützigen Kammerorchesters e.V. den Erlös aus dem Muttertagskonzert in der Remise.
Mit einem rauschenden Fest, der Ausstellung „In Hülle mit Fülle. Alraunes Fest der weichen Kunst“, schließlich beendete das Museum im Wittelsbacher Schloss sein Jubiläumsjahr. Die Präsentation ist noch bis 26. Februar 2012 zu sehen und zeigt u.a. eine mehrere Meter lange Festtafel, überbordend mit feinsten Delikatessen und Schlemmereien. Das Raffinierte daran – all die Leckereien sind komplett aus Stoff genäht! Schon vor der Eröffnung war das mediale Interesse groß: so wurde etwa im Bayerischen Fernsehen und Rundfunk über die faszinierende Kunst der Stefanie Alraune Siebert berichtet. Nähere Informationen im Internet unter: www.museum-friedberg.de
Dr. Alice Arnold-Becker
Leiterin des Museums im Wittelsbacher Schloss Friedberg