Kinderheimverein
Ein Ergebnis zum Wohlfühlen – mit Einschränkungen
Der Kinderheimverein gilt als hoch geschätzte Institution in Friedberg, weil er seit sehr langer Zeit für Kinder, Jugendliche und Familien da ist. Dass der Verein mit einer Vielzahl an Einrichtungen und Angeboten auch für die Zukunft gut aufgestellt ist, zeigte sich bei der Jahreshauptversammlung.
Beeindruckende Entwicklung
Nach einem stimmungsvollen Gottesdienst, bei dem auch der verstorbenen Mitglieder und Mitarbeitenden gedacht wurde, eröffnete Aufsichtsratsvorsitzender Günther Riebel die Mitgliederversammlung mit einem kurzen Rückblick auf die 170-jährige Historie des Vereins. Tatsächlich ist die Entwicklung von der einstmaligen Suppenküche und Kinderbewahranstalt zum heutigen modernen Unternehmen in der Kinder- und Jugendhilfe höchst beeindruckend. Auch die wirtschaftliche Situation des gemeinnützigen Vereins ist grundsätzlich positiv und erfreulich, wie Vorstandsvorsitzender Richard Schulan mit Einblicken in die Finanzierungsstruktur aufzeigte. „Wir blicken insgesamt auf ein erfolgreiches Jahr 2023 mit einem Ergebnis zum Wohlfühlen – wenn auch mit Einschränkungen.“
Defizit bei Kitas
Dank einem vor drei Jahren eingeleiteten Wechsel in der Finanzbuchhaltung ist der Kinderheimverein inzwischen in der Lage, jede einzelne Einrichtung detailliert darzustellen und zu bewerten. So gibt es auskömmliche Ergebnisse beim heilpädagogischen Kinderheim, beim sozialpädagogischen Fachdienst und beim Familienstützpunkt. Der Neubau des Prälat-Alberstötter-Hauses ist fremdfinanziert, sodass Gewinne durch Mieteinnahmen erst in etwa 20 bis 30 Jahren in die Kinder- und Jugendarbeit fließen können. Deutlich defizitär ist jedoch der Bereich der Kindertagesstätten mit einem Minus von 133.000 Euro. Begründet ist dies in der mangelnden Refinanzierung der öffentlichen Hand, denn die staatlichen Fördersätze decken nicht die tarifliche Personalkostensteigerung und erhöhte Energiekosten. Politische Vertreter des Landtags, mit denen intensive Diskussionen geführt wurden, haben das Problem zwar erkannt, berichtete Richard Schulan, eine Lösung sei jedoch noch nicht in Sicht. Wichtig zu wissen: Die Kinderbetreuung ist Pflichtaufgabe der Kommunen. Da die Stadt Friedberg diese Aufgabe kurzfristig selbst gar nicht leisten könnte, hat sie dafür externe Partner beauftragt – so auch den Kinderheim Friedberg e.V. Angesichts der mangelnden Refinanzierung durch den Freistaat hat die Stadt Friedberg ihre Leistungen für den Verein freiwillig nochmals aufgestockt und auch für 2024 zusätzliche Mittel in Aussicht gestellt. Um das Defizit bei den Kindertagesstätten zu decken, reiche das Schulan zufolge jedoch weder für 2023 noch für 2024. Eindringlich erinnerte er daran, dass es nicht die Aufgabe des Vereins sei, den Bereich der Kindertagesstätten mit Vereinsvermögen quer zu subventionieren. „Das ist eine kommunale Aufgabe und Pflicht“, betont der Vorstand. Auch wenn die Erhöhung der Kindergartenbeiträge von manchen Eltern kritisiert wurde, wird mehr als deutlich, dass die Lösung des Problems ausschließlich auf politischer Ebene möglich ist und damit in München liegt – nicht in Friedberg und vor allem nicht im Kinderheimverein. „Als gemeinnütziger Verein sind wir nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet, aber wir tragen Verantwortung für 250 Mitarbeitende und müssen Rücklagen erwirtschaften, um die Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen für unsere Gebäude und den sicheren Fortbestand der Vereinsarbeit zu gewährleisten“, erläuterte der Vorstandsvorsitzende.
Was die Arbeit des Vereins neben den Kindertagesstätten ausmacht, zeigte die pädagogische Vorständin Doris Stadler mit Berichten aus den einzelnen Bereichen auf. Besonders auch das Video von der Radfreizeit einer Wohngruppe ins Allgäu verdeutlichte, wie wertvoll die Leistungen der Einrichtung sind.
Aufsichtsrat gewählt
Turnusgemäß stand schließlich auch die Wahl des Aufsichtsrates auf dem Programm. Dass mit Günther Riebel, Joachim Spannagl, Dietmar Limmer und Manfred Schnell alle bisherigen Mitglieder wiedergewählt wurden, bestätigt die geschätzte Arbeit des Gremiums. Neu gewählt wurde die 34-jährige Immobilienfachwirtin Beate Kaul, die mit ihrer Fachkenntnis und Erfahrung – auch als Mutter – den Aufsichtsrat zusätzlich bereichern wird. Pater Steffen Brühl und Thomas Arlt sind aufgrund ihrer Funktion sogenannte geborene Mitglieder und daher auch weiterhin im Gremium vertreten.
Fachkräfte dringend gesucht
Gemeinsam mit den Vorständen Richard Schulan und Doris Stadler will der Aufsichtsrat den Kinderheim Friedberg e.V. in eine erfolgreiche Zukunft führen. Ohne Frage gilt es, einige Herausforderungen zu meistern, dazu gehört das wirtschaftliche Ergebnis der Kitas, aber vor allem auch der Fachkräftemangel, der inzwischen auch in Friedberg massiv zu spüren ist. „Wir unternehmen alles Erdenkliche, um Fachkräfte für unsere Kindertagesstätten zu gewinnen, aber es fehlen deutschlandweit tausende Erzieher, das merken auch wir“, erklärte Richard Schulan. Wie drastisch sich das auswirkt, zeigte das Beispiel der Kindertagesstätte Maria Alber in Friedberg-West. Der vorbildliche Erweiterungsbau ist nahezu fertiggestellt und könnte im Januar 2025 in Betrieb gehen. Er bietet zusätzliche, dringend benötigte Betreuungsplätze für 40 Kinder in einer Kindergartengruppe und einer Krippengruppe. Von den dafür nötigen sieben Stellen können bisher nur eineinhalb besetzt werden. Ein Dilemma, das den Kinderheimverein, aber auch viele andere Einrichtungen in der Region betrifft. Erzieherinnen und Erzieher sowie Fachkräfte aus der Kinderpflege sind willkommen. Der Kinderheimverein Friedberg bietet zweifellos eine gute Zukunft.
myheimat-Team:Dagmar Weindl aus Friedberg |
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