Das Kulturprogramm steht auf zahlreichen Säulen: myheimat bat den Friedberger Kulturabteilungsleiter Frank Büschel um einen Beitrag zu den städtischen Kulturaktivitäten im Jahr 2016

Frank und Sabine Büschel
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2016 war Friedberg wieder im Ausnahmezustand – im positiven Sinne: Über 150.000 Menschen besuchten die „Friedberger Zeit“, den Jahreshöhepunkt im städtischen Kulturkalender. Freude am Feiern, Gemeinsinn, Historientreue und viel ehrenamtliches Engagement zeichnen unser großartiges Fest aus. Anders wäre ein solches Spectaculum über zehn Festtage gar nicht zu schultern, geschweige denn zu bezahlen. Erwähnenswert ist ein Aspekt, der mir bei dieser gewachsenen Veranstaltung besonders auffällt: es ist ein Fest für wirklich alle - auffallend viele Bürgerinnen und Bürger aus den Ortsteilen nehmen sehr gerne „als Friedberger“ daran teil.

Neben bekannten und populären Formaten bietet die städtische Kulturabteilung gerne Neues, Modernes, Anderes. Mit den Projekten und Ausstellungen zum Thema „Gewebe.Textile Projekte“ wurden heuer Textilien aus einer künstlerisch-kulturellen Perspektive behandelt. Wir fragten nach, wie mit der Materialität und den Qualitäten von Gewebe in der Bildenden Kunst, im Design und in der Architektur umgegangen wird. Das war bereichernd und sehr schön anzuschauen. An einigen Werken durften wir Bürger sogar mitwirken, wie bei Thomas Weils „Give Peace A Chance“. Danke an die teilnehmenden Künstler, die Ehepaare Brobst und Weil, Brigitte Kronschnabl und Petrus für die besonderen Ein- und Ausblicke!

Ein großes Dankeschön geht auch an die Trägerin der Goldenen Bürgermedaille, Rose Maier Haid - der beharrlichen Organisatorin des „Friedberger Skulpturenpfades“. Tolle Werke, aber auch Diskussionen um vermeintliche „Das-ist-nicht-Kunst“-Werke bereichern unterm Strich unsere Stadtgesellschaft. Ein wertschätzendes Zeichen für die gemeinsamen Anstrengungen um das Thema „Kunst im öffentlichen Raum“ kam vom Stadtrat und vom Kulturausschuss mit dem Ankauf zweier neuer Werke für unsere Stadt.

Obwohl Großprojekte und -veranstaltungen wie diese nicht nur beim Bauhof, sondern auch in der Verwaltung Zeit und Kräfte binden, haben wir darüber hinaus wieder ein reichhaltiges Kulturmenü geboten. Fehlen durfte neben den Sparten Bildende Kunst, Literatur und Theater natürlich auch nicht die Musik mit großartigen Darbietungen in Stadtteil-, Rathaus- oder Jazzkonzerten. Mit Spitzenmusikern aus Friedberg, der Region und aus New York.

Die Stadt Friedberg unternimmt viel, um eine breit gefächerte Auswahl an Veranstaltungen, Ausstellungen und Projekten zu bieten. Wer einen Blick in den aktuellen Kulturkalender wirft, stellt fest, dass unser in den vergangenen Jahren gewachsenes und in der Region viel beachtetes Kulturprogramm von zahlreichen Säulen getragen wird. Und über die Hälfte der im Kalender aufgelisteten Veranstaltungen in Friedberg geht darüber hinaus auf Vereine, Gruppen und Künstler zurück - Friedberg lebt von einem großen und großartigen Bürgerengagement. Ich denke stellvertretend an Roland Plomer, der heuer auf sein 40-jähriges Wirken in der Friedberger Kulturszene zurückblickt und dafür die Silberne Bürgermedaille der Stadt verliehen bekam.

Wir wollen „als Stadt“ aber noch besser werden, insbesondere was die Rahmenbedingungen und die Unterstützung der Kulturakteure betrifft. Deshalb hat der Kultur- und Sportausschuss auf Anregung von Bürgermeister Roland Eichmann die Verwaltung beauftragt, ein Kulturentwicklungskonzept auf die Reise zu bringen. Der Begriff hört sich vielleicht knochig und sperrig an. Ich finde es aber gut, allen Akteuren die Möglichkeit zu geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen und mitzugestalten. Das tun wir seit Monaten, und auch im kommenden Jahren in vielen Workshops zu drängenden Themen, wie zum Beispiel die Stärkung der Jugendkultur, ein transparenteres Fördersystem, die klarere Akzentuierung unserer Kulturprofile und die Bereitstellung von Veranstaltungsräumen - vielleicht unsere wichtigste Aufgabe.

Ein erster Lichtblick lässt nur noch gut anderthalb Jahre auf sich warten: die Anstrengungen von Politik, Verwaltung, Gesellschaft und Wirtschaft für den Ausbau des Wittelsbacher Schlosses zum Kulturzentrum werden die Raumsituation verbessern. Zusammen mit einem modernen Museum soll unser historisches Erbe künftig als Magnet in die Region wirken.

Trotzdem kann ich der akuten Raumnot auch etwas Gutes abgewinnen. Der Bürgermeister und die Kulturverwaltung haben daraus eine Tugend gemacht. Denn wer weiß, ob sonst die besonderen Open-Air-Formate, wie das "Fete de la Musique" in der Innenstadt, unsere einmalige Bergbühne - die 2017 mit Musik und Theater wieder bespielt wird - oder das im Sommer erstmals anstehende Jugendfestival am Friedberger See so forciert worden wären.

Um solche Vorhaben zu realisieren, bedarf es der Unterstützung und des „grünen Lichtes“ der politischen Gremien. Für das der Kulturabteilung entgegengebrachte Vertrauen und die gewährten Spielräume bedanke ich mich daher beim Stadtrat, beim Kultur- und Sportausschuss, den Kulturpflegern Peter Gürtler und Franz Reißner sowie bei Bürgermeister Roland Eichmann und unseren großzügigen Sponsoren und Spendern herzlich.

Zum Abschluss noch ein besonderes Angebot: 2015 hat die Stadt Friedberg eine sehr sehenswerte, mit neuen Erkenntnissen aufbereitete Ausstellung zum Thema "Kriegsende in Friedberg" mit Begleitprogramm veranstaltet. Die Resonanz bei den Friedbergern und den Medien bis hin zum Bayerischen Fernsehen haben uns veranlasst, aus dieser temporären Präsentation eine bleibende Publikation zu machen. Herausgekommen ist in diesen Tagen ein Buch von Dr. Nikola Becker, das bei heimatverbundenen und geschichtlich interessierten Friedbergern im Bücherschrank einen Platz finden könnte. Es ist im Rathaus und im Buchhandel erhältlich.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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