Bayerns Anfänge

seit tausend Jahren steht die Linde auf der Frauenchiemsee
  • seit tausend Jahren steht die Linde auf der Frauenchiemsee
  • hochgeladen von Christl Fischer

Da sind die Gelehrten uneins. Sie wissen nicht, woher die Bayern kamen. Seit 500 n. Chr. hocken sie nachweislich da, machen ihr Sach, müssen sich manchmal ducken, oft sich wehren und kommen angesichts der europäischen Politik aus dem Köpfschütteln nicht heraus.

Waren sie Kelten? Kamen sie aus Böhmen und verdrängten Kelten oder sonst wen? War das Land leer ums Jahr 500? Antwort, wer vor dem hier hauste, fällt einem Bayern nicht schwer.

Die Bayern! Wer sonst.

Fast 800 Jahre lang haben die Römer hier herumgewerkt. Als Besatzer. Da müssen sie doch wen beherrscht haben. Wer setzt sich schon wehrhaft in ein leeres Land bitte sehr?

Die Beherrschten waren die bayerischen Dickschädel, die sich gewiß weigerten, lateinisch zu lernen, die Besatzer murksen ließen, sich ihr Teil dachten und machten, was sie wollten.

Eine solche Urrasse fällt nicht vom Himmel oder latscht als Minorität aus Böhmen daher. Sie hat ihre Kontinuität nicht erst erworben, sie hatte sie schon ewig.

Zuerst waren da ein paar Gescheite raue Burschen. Burschen ist richtig. Damals wurde man nicht alt. Sie waren Jugendliche voll Wucht, Elan und Dynamik. Gerissenheit und Kraft sicherten das Überleben.

Die erste Portion Herrscher, von der man weiß –500 – 800- hieß Agilofinger (Einen groben gescherten Menschen nennt man heute noch Gloifi). So kamen irgendwoher, aus Böhmen oder anderswo. Man machte erst mal Geschichte, damit die Späteren was zu schreiben haben. Agilofs hockten sich in die von den Römern verlassenen Bezirke und Siedlungen und regierten, was vorhanden war oder gerade vorbei kam. Recht friedlich. Von Angriffskriegen ist nichts überliefert. Und es wäre überliefert, wenn es nennenswerte gegeben hätte.

Wie viele ihrer Nachfolger waren die meisten Gloifi unkriegerisch. Die Bevölkerung hatte ihr herzogliche agilofische Ruh: Gut so. Man baute was zum Essen an, und Wein, wie man’s von der Römern gelernt hatte. Bayerns Klima war damals freundlicher. Bis ins 16. Jahrhundert gedieh hier süffiger Wein, bis eine Klimaveränderung Mitteleuropa kälter werden ließ. Aus war’s mit dem bayerischen Wein. Erst im 8. Jahrhundert wurde Groß-Bayern einigermaßen christlich. Der heidnische Maturgötter Glauben mit seinen schönen Mythen, Geistern und Bräuchen war nicht leicht rauszubringen. Er ist heute noch nicht ganz weg, wenn man an die Veranstaltungen zum Winteraustreiben denkt, die Perchten und Buttenmandln, mit den Rasseln und Glocken und anderem mehr.

Irische Mönche kamen als Missionare ins Land der zähen Dickschädel. Der irische Bischof Marinus und Diakon Annianus wurden zu Tode gemartert. Die Marterei muß nicht unbedingt religiöse Gründe gehabt haben. Die Bayern waren damals schon allergisch gegen Fremde, die ihnen dauern vorquatschen, wie sie zu leben und zu denken hätten. Heilige und Bischöfe hatten’s damals schwer in Bayern, gar wenn sie Zugereiste waren. So ein irischer Dreiredner, Korbinian wollte partout die Ehe von Herzog Grimoald mit der feschen Pilitrud scheiden. Da wurde er verbannt. Und wohin entwetzt er? Nach Südtirol. Touristen zieht es halt stets in die Alpen. Immerhin, damals war noch Kraft und Geschlossenheit im Volk. Da hat man kecke Dreinquatscher noch verjagt. Heute kriegt jeder Fremde, egal was er redet und tut, ein Zimmer mit Bad, und Rache findet nur über die Preise statt.

Den Bayern ständig dreinzureden, fühlten sich auch die nordwestlich regierenden Fürsten bemüßigt. In Bayern sollte alles so werden wie bei ihnen . Ein Verlangen, das unsere Geschichte durchzieht: immer will jemand, dass wir unsere Art aufgeben und die ihre nachmachen. Eine Trottelei in Permanenz.

Als ob’s anderswo vernünftiger zuginge!

Da waren natürlich auch Bösewichte unter den Herrschern. Ein gewisser Dagobert I. ließ politische Flüchtlinge ermorden. Angeblich 9000 in einer Nacht. Das ist natürlich übertrieben. Solche Massenvernichtungen gab’s erst später. Wo wohnten 9000 an einem Platz? Wo nahm man die dazu nötigen 9000 Mörder her? Es werden 90 Opfer gewesen sein, das reicht auch. Schäbig war es in jedem Fall.

Tassilo III. wurde schon als Kind zum Herzog und er musst dem König schwören, das alles zu tun was er ihm befiehlt. Der arme Bua muß dauern mit seinen Bayern in Pippins Kriege ziehen und Kartoffeln aus dem Feuer holen (bildlich gesprochen, denn Kartoffeln kamen erst 1000 Jahre später aus Amerika=. Als Tassilo erwachsen ward, stank ihm die Gehorcherei. Er hatte Besseres zu tun, als kriegerische Aktivitäten östlicher Nachbaren abzuwehren. Die Tragödie begann. Pippin verblich. Sohn Karl, der (fälschlich) Große, wird Diktator und heiratet die Schwester von Tassilos Frau. Tassilo kultiviert weiter, baut Städte aus, gründete Klöster, installierte Schulen, erlässt das erste (älteste) Schulgesetz, lässt das erste lateinisch-deutsche (bayerische!) Wörterbuch erstellen, das Abrogans, und die erste Landesbeschreibung Bayerns verfassen. Er zeigt, kurz gesagt den Rauftrotteln, wie ein Bayer regiert: vernünftig entwickelnd, aufbauend, das Wünschenswerte erkennen, das Machbare veranlassen.

Karl der fälschlich Große, raste inzwischen mit Terrortruppen durch Europa. Taucht unvermutet auf, überfällt, kämpft, mordet, unterwirft und erlässt drakonische Gesetze. Dann rast er weiter neuen Unterwerfungen entgegen. Er kam kaum je zurück, weshalb die Schlächterei für die Katz ist, denn kaum ist er weg, kehrt man, dezimiert, zum alten zurück.

Er wollte das Tassilo 763 sofort kommen und mit seinen Bayern kämpfen helfen. Tassilo lässt ihm sagen, er müsse gerade Dringendes erledigen, später vielleicht einmal. Ciao! – Das vergisst ihm Karl nie. Karl marschiert mit vier Heersäulen erdrücken in Bayern ein. Tassilo muß sich kampflos auf dem Lechfeld (immer dort) unterwerfen, sich hinknien und 12 Geiseln, darunter seinen Sohn abliefern. Dann verschwindet er für immer.

Karl hat ihn noch blenden lassen, heißt es. An einem 11. Dezember stirbt er. Bald danach lässt sich Killer-Karl zum Kaiser krönen.

Mit Tassilo III., dem vernünftigen Friedensfürst, starb das erste Herrscherhaus Bayerns.

Nun war das Zeitalter der Karolinger und anderer Fremdlinge angebrochen (800 – 1200) Eine Zeit des wilden Gewürges. Die Bayern wurden ständig mit Krieg überzogen. Jahrhundertelang.

Auf Karl den fälschlich Großen folgen zwei farblose Schwächlinge, sein Sohn und sein Enkel Ludwig. Einer nennt sich in seinem Größenwahn „König von Bayern“. Ebenso Urenkel Karlmann. Der stirbt bald an Verkalkung, der Familienkrankheit der Karolinger. Nach ihm kommt Karl der Dicke, der so dumm war, dass ihn der bayerische Adel stürzen musste.

Um 895 sind die Karolinger im Kübel, sie sterben aus. Dem gemeinen Volke ging es schlecht. Es gab schon gar nicht mehr acht, was die Herrscher trieben. Man ackert ums nackte Leben, musste sich drücken, um nicht in dir Ron zu kommen, und wusste nie, ob man morgen nicht von jemanden totgeschlagen wurde, den man überhaupt nicht kannte. Ein Hundeleben, damals um die Jahrtausendwende.

Dann brausen 955 die Ungarn daher, belagerten Augsburg, Bischof Ulrich verteidigt sich glänzend. Heinrich I. jagt ein erschrockenes Heer ins Lechfeld, die Bayern haben eine Stinkwut auf alles und alle. Sie hauen die Bande derart, dass sie sich nie mehr wiederkommen trauen und in Panik sogar ihre Bastionen im heutigen Österreich räumen, ehe sie sich endgültig in ihre Puszta vertrollen. Das Abendland war gerettet, nach dieser Schlacht auf dem Lechfeld. Na, gerettet?

Österreich bleibt längere Zeit leer bis Bayern einen Aufbau beginnen. Bamberger werden die ersten Regenten in Österreich. Ostarichi ist begründet und beginnt rasch zu florieren. So sehr, dass es ein paar Jahre später sich schon gegen Bayern stellen kann. Das hat man von der Entwicklungshilfe.

Bürgerreporter:in:

Christl Fischer aus Friedberg

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