Auf den Spuren der Wittelsbacher - Fahrt des Heimatvereins in die ehemalige Kurpfalz nach Heidelberg

Heidelbergs Wahrzeichen: Carl-Theodor-Brücke, heute besser bekannt unter dem Namen Alte Brücke
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Wunder durch Ruhherrle von Friedberg. Stadtpfarrer half todkrankem Kurfürsten. Dafür förderte Karl Philipp Herrgottsruh.

Auf den Spuren der Wittelsbacher - Fahrt des Heimatvereins in die ehemalige Kurpfalz nach Heidelberg
von Regine Nägele

Der Friedberger Heimatverein unternahm erstmals in seiner 123-jährigen Geschichte eine zweitägige Reise. Sie führte in die ehemalige kurpfälzische Residenzstadt Heidelberg. Am 3. Oktober, dem Anreisetag, wurde ein Stopp in Maulbronn eingelegt, um das dortige Kloster zu besichtigten. Nach der Ankunft in Heidelberg gab es einen geführten Stadtrundgang. Bei schönem Wetter genoss man noch am späteren Nachmittag Heidelberg bei einer Schiffsrundfahrt vom Neckar aus.

Die mehrstündige Busfahrt nach Heidelberg nutzte die Vorsitzende Regine Nägele, um den 43 Teilnehmern einen Einblick in die wechselvolle Geschichte der Stadt und der Kurpfalz zu geben, deren Geschicke seit Anfang des 13. Jahrhunderts bis zum Jahre 1803 die verschiedenen Linien der Wittelsbacher bestimmten.

Das Haus Wittelsbach ist eine der ältesten Adelsgeschlechter. Aus ihm gingen die bayerischen und die pfälzischen Wittelsbacher hervor, deren Stammsitz die Burg in Oberwittelsbach bei Aichach war.

Besonders ging Regine Nägele auf die Bedeutung zweier pfälzischer Kurfürsten für Friedberg ein. Als nämlich der pfälzische Kurfürst Karl Philipp 1729 todkrank darniederlag, eilte der Friedberger Stadtpfarrer von Eckher mit Bildnissen des Ruhherrle zu ihm in die Pfalz. Eckher wirkte durch Gebet und frommen Zuspruch so auf den Kranken ein, dass dieser zum größten Erstaunen der Ärzte völlig gesundete. Karl Philipp von der Pfalz wurde daraufhin zum Wohltäter für Herrgottsruh und Mitglied der von Eckher gegründeten Wallfahrtsbruderschaft zu Herrgottsruh. Heute noch sind in der Wallfahrtskirche in Friedberg das aus Silber gefertigte Antependium, das seit 1964 die Vorderfront des Altars in Herrgottsruh schmückt, und ein großer Kelch mit Emailearbeiten erhalten.

Was nun Heidelberg anbelangt, so verlegte Karl Philipp 9 Jahre vor seiner schweren Erkrankung, im Jahr 1720, seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim. Heidelberg war nun nicht mehr Residenzstadt. Das bedeutete das Ende Heidelbergs als politisches Machtzentrum.

Eine besondere Sehenswürdigkeit Heidelbergs ist die Carl-Theodor-Brücke, die inzwischen zum Wahrzeichen der Stadt geworden ist. Sie ist benannt nach dem Erbauer Kurfürst Carl Theodor, der nach dem Tod von Karl Philipp im Jahr 1742 an die Macht kam.

Kurfürst Carl Theodor wollte das durch den pfälzisch-französischen Erbfolgekrieg im 17. Jahrhundert schwer beschädigte Schloss in Heidelberg zur Sommerresidenz herrichten lassen. Doch nach einem Blitzschlag mit verheerender Zerstörungskraft wurden die Renovierungsarbeiten eingestellt. Eine weitere Chance für das Schloss, noch einmal am kurfürstlichen Glanz teilzuhaben, gab es nicht mehr.

1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus. Carl Theodor, der Erbe, herrschte nun auch über das Kurfürstentum Bayern. Somit gab es ein Doppelkurfürstentum Bayern-Kurpfalz. Er verlegte seine Residenz nach München, was wiederum für Mannheim einen schweren Schlag darstellte.

Bedeutung für unsere Stadt Friedberg hattte Carl Theodor deswegen, weil er das Augsburger Tor abreißen und die steile Bergstraße flacher gestalten ließ.
Der letzte Programmpunkt "Mittagessen auf einem Verbindungshaus" begann mit einem Sektempfang auf der Terrasse des Hauses der Studentenverbindung "Arminia" im CV.

Dem CV (Cartellverband katholischer farbentragender Verbindungen) gehören rund 135 Verbindungen mit über 30.000 Mitgliedern an. Er ist damit der größte Akademikerverband in Europa.

Die prächtige Villa im Wald hoch über Heidelberg wurde im Jahr 1927 erbaut und vom damaligen Nuntius Pacelli (später Papst Pius XII) eingeweiht. Das Haus ist der Mittelpunkt der Verbindung mit Festsaal, holzgetäfeltem Kneipsaal und einem Dutzend Studentenzimmern.

Fast 20 Jahre wurde die Verbindung von ihrem Haus vertrieben; erst von 1935 - 1945 von den Nazis, welche die Verbindung verboten hatten, dann von der US-Army, die das Haus bis 1953 als Offiziersclub schätzte.

Walter Föllmer, in den sechziger Jahren Student in Heidelberg und derzeitiger Altherrensenior (= Vorstand), erläuterte nicht nur die wechselvolle Geschichte des Hauses, sondern auch die Entstehungsgeschichte der Verbindung und deren Inhalte und studentische Traditionen. Er wies darauf hin, dass Heidelberg als Sitz der ältesten deutschen Universität auch die Verbindungsstadt schlechthin sei. Bereits vor 1900 gab es in Heidelberg über 50 Korporationen, die älteste wurde 1805 gegründet, "Arminia" im Jahr 1887. Auch Heidelberger Verbindungsstudenten beteiligten sich an den Freiheitsbewegungen zwischen 1830 und 1850, wie z.B. am Hambacher Fest von 1932.

"Konservativ ja - rechtsradikal nein" charakterisierte Föllmer die Verbindungen. Arminia habe als eine ihrer Prinzipien "religio" auf ihre Fahnen geschrieben und unterstütze als katholischer Verband regelmäßig und auf direktem Wege Hilfsaktionen in Afrika und Lateinamerika.

Nach 4 Stunden Fahrt traf die Gruppe von 44 Personen wieder in Friedberg ein.

Nachdem diese erste Tagesfahrt des Heimatvereins ein voller Erfolg war, wird 2010 eine weitere Reise geplant und zwar in Friedbergs Partnergemeinde Völs am Schlern.

Bürgerreporter:in:

Regine Nägele aus Friedberg

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