Politiker sollten unabhängig sein - Ein Interview mit Stadtrat Wolfgang Rockelmann (parteilos)

Das Segeln ist für Wolfgang Rockelmann Entspannung pur
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friedberger: Herr Rockelmann, Sie sitzen seit 1990 im Friedberger
Stadtrat. Welche Motivation war für Sie ausschlaggebend, sich politisch zu engagieren?

Wolfgang Rockelmann: Seit meiner Jugend engagiere ich mich für öffentliche Projekte und die Allgemeinheit. Ich bin seit meinem 16. Lebensjahr Mitglied bei der Wasserwacht. Ich war Gerätewart, technischer Leiter, Vorsitzender und stellvertretender Kreisvorsitzender des Roten Kreuzes. Den Ausschlag für mein kommunalpolitisches Engagement gab dann aber Altbürgermeister Albert Kling, der mich damals davon überzeugt hat, dass es für mich an der Zeit war, politische Verantwortung zu übernehmen und in Friedberg nicht nur mitzureden,
sondern auch etwas zu sagen zu haben.

friedberger: Sie gehörten zunächst der CSU an und verließen dann diese
Partei. Jetzt sitzen als Parteiloser im Stadtrat. Empfinden Sie es manchmal als Nachteil, dass sie keine etablierte Partei bzw. Fraktion mit fest gefügten Organisationsstrukturen hinter sich haben? Oder ist es eher ein Vorteil, „frei“ und „unabhängig“ zu sein?

Wolfgang Rockelmann: Frei und unabhängig zu sein, ist für mich die absolute Voraussetzung für jede politische Arbeit. Jeder gewählte Vertreter sollte frei und unabhängig entscheiden. Über die notwendigen Organisationsstrukturen kann ich nach wie vor verfügen. Die SPD-Fraktion, die sich auch schon vorher für andere parteifreie Stadträte und Kandidaten geöffnet hat, gewährt mir Gastrecht.

friedberger: Für welche kommunalpolitischen Ziele wollen Sie sich in
Friedberg engagieren?

Wolfgang Rockelmann: Die wichtigsten Aufgaben einer Stadt oder
Kommune sind die Versorgung mit gesundem und reinem Trinkwasser, die Abwasserentsorgung, der Umweltschutz, Kindergärten, Jugendarbeit,
Schulen, die Vorsorge im Gesundheitswesen und der Aufbau von Sozialstrukturen für Kranke, Behinderte und alte Mitbürger, das Verkehrswesen, der Unterhalt unserer Erschließungssysteme, die Sauberhaltung unserer Stadt und natürlich der Katastrophenschutz.

friedberger: Sie waren einmal Dritter Bürgermeister der Stadt Friedberg
und saßen für die CSU im Kreistag. Momentan sitzen Sie „nur“ im Stadtrat. Haben Sie aktuell weitergehende politische Ambitionen? Würde Sie eine politische Karriere reizen?

Wolfgang Rockelmann: Im Kreistag war es nur ein ganz kurzes Gastspiel.
Ich habe mein Mandat, unmittelbar nachdem ich die CSU verlassen habe,
zurückgegeben. Ich muss nach 2008 nicht weiter im Stadtrat sein. Wenn
sich aber die Möglichkeit bietet, als freier Kandidat auf einer etablierten Liste oder auf einer eventuell neuen bürgerlichen Liste unterzukommen - warum nicht? Die Arbeit reizt, ist interessant und bis zum Rentenalter habe ich noch etwas Zeit. Höhere politische Ämter über das Ehrenamt hinaus - das ist zurzeit kein Thema.

friedberger: Kommen wir zu Ihrem beruflichen Werdegang. Warum haben Sie sich für ein Studium der Architektur entschieden?

Wolfgang Rockelmann: Mir wurde relativ schnell klar, dass ich einmal freiberuflich und selbstständig arbeiten wollte. Der Baubereich bot dafür unter allen Ingenieurwissenschaften die besten Startchancen. Obwohl ich auch immer Freude an Mathematik und Naturwissenschaften hatte, habe ich mich für die Architektur und nicht für Bauingenieurwesen entschieden.

friedberger: Gab es alternative Berufswünsche wie zum Beispiel Lokomotivführer?

Wolfgang Rockelmann: Mein verstorbener Vater hat sich in seiner Jugend
für alles, was fliegt, interessiert. Er sorgte somit früh für eine „Infektion“.
Mein Traumberuf war Pilot. Die Kücheneckbank, zwei Kochlöffel als Knüppel und Gashebel, etwas Phantasie und schon habe ich meine ersten Flüge geträumt. Jahre später habe ich dann auch selbst die heute leider verfallene Segelfluglizenz erworben.

friedberger: Der Erste Bürgermeister der Stadt Friedberg, Dr. Peter
Bergmair, sagte bei einer Podiumsdiskussion über die Altstadtgestaltungssatzung, dass er keinen Grund sehe, warum sich die „Architektur der Gegenwart“ nicht im Stadtbild Friedbergs niederschlagen solle. SPD-Fraktionschef Roland Fuchs stellte kurz und knapp fest: „Wenn Architektur gut ist, passt sie in jede Epoche.“ Welche Haltung nehmen Sie zu diesem Thema ein?

Wolfgang Rockelmann: Am wichtigsten ist es für unsere Altstadt, dass
Maßstäblichkeit, Parzellenstruktur, also die Größe der einzelnen Bauobjekte, erhalten bleiben. Das Problem bei neuen Entwürfen, Materialien oder Bauelementen wird immer die Frage sein, was wirklich gut ist, die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Es dürfte sich als schwierig erweisen, modische Überspitzungen herauszufiltern. Wenn man aber diese Probleme in den Griff bekommt, kann man ja einmal einen Versuch wagen.

friedberger: Herr Rockelmann, vielen Dank für dieses Gespräch.

Interview: Joachim Meyer
Bilder: Wolfgang Rockelmann

Das Segeln ist für Wolfgang Rockelmann Entspannung pur
Wolfgang Rockelmann verkleidet Maler Asam beim Altstadtfest
myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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