Passt die Sau in die Friedberger Au?

Jedes Jahr kehrt ein Phänomen mit erstaunlicher Zuverlässigkeit wieder: groß, beinahe unübersehbar, angefüllt mit angeblichen Trivialitäten, vermeintlichen Belanglosigkeiten, Petitessen, großen und kleinen menschlichen bzw. tierischen Dramen. Ein Jahrmarkt der medialen Gaukler und Illusionisten! Bundesweit übernahmen Problembär Bruno (Bild: "Musste Bruno wirklich sterben?") und Problem-Ehemann Ottfried Fischer (Bild: "Nimmt ihn seine Frau wieder zurück?") mehr oder weniger freiwillig die Rolle. Die Rede ist vom Sommerloch. Von Kulturpessimisten zu Unrecht als "Saure-Gurken-Zeit" gebrandmarkt, übertrifft es heuer in Friedberg die kühnsten Erwartungen. Jeden Tag wird - noch nie traf die Redewendung so exakt zu! - eine neue Sau durch die Friedberger Au getrieben. Kommunalreferent Basch hat gar den Eindruck, es würden "stündlich mehr". Bei 2000 Schlappohrträgern sei man mittlerweile gelandet - Tendenz steigend. Schon rümpfen besorgte Anwohner pikiert die empfindlichen Riechorgane. Schweinereien dieser Größenordnung seien im Naherholungsgebiet kaum hinzunehmen, die zu erwartende Geruchsbelästigung sei auch mit einer Haltung der Tiere auf Stroh nicht zu verhindern. Einer der betroffenen Landwirte hält trutzig dagegen: Der Baggersee sei etwa 500 m entfernt, eine Belästigung durch den Geruch nicht vorstellbar, da laut Deutschem Wetterdienst die Hauptwindrichtung zu 70 - 80 Prozent aus Südwest komme. Die Luft werde vom Stall weg über nicht bewohntes Gebiet geführt. Eine schier atemberaubende Argumentation. Irgendwie scheint das ins Auge gefasste Gebiet unter keinem guten Stern zu stehen: zuerst Potemkinsche Dörfer der Immos Group, jetzt ein Saustall ohnegleichen. Doch noch ist für die Landwirte nichts verloren: Mag der Geruchssinn auch mit der Zeit abstumpfen, der Geschmackssinn aller Schnitzelfreunde bleibt aktiviert. Ein Friedberger Stadtrat brachte es erdig-süffig auf den Punkt. Sein lakonischer Kommentar: "Alle wollen Fleisch essen, nur darf es im Vorfeld keinen Geruch und kein Grunzen geben." Na dann: Oink, Oink, Oink!

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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