MyHeimat Sonntagskrimi (4)
Was bisher geschah:
Willi und Gilli treffen sich zufällig eines Morgens an einem europäischen Weiher. Ein Duell der Fotogiganten nimmt seinen Lauf. Durch einen Betäubungspfeil getroffen sinkt Willi abends von Stuhl in seiner Kleingartenanlage. Als er erwacht findet er sich gefesselt im Augsburger Zoo wieder. Umkreist von einem hysterischen Gilli, der mit einer reißerischen Fotoreportage zum besten Bildreporter aller Zeiten aufsteigen will, hat Gilli Willi im Affengehege gefesselt.
Der Anführer der Affen befreit Willi und fällt über Gilli her. Er entreißt ihm die Kamera und schleift Gilli mit kräftigem Griff ins Affenhaus....
Freund und Feind
"Guten Morgen, sie hören Nachrichten aus Augsburg, Bayern und der Welt" kündigte der Sprecher im Radio die Nachrichten an. Norbert räkelte sich noch in seinem Bett. Der Tag hatte gerade seine ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster geschickt. "Zu einem seltsamen Zwischenfall ist es heute Morgen im Augsburger Zoo gekommen. Wir schalten zu unserem Reporter vor Ort." Norbert horchte auf und schlug die Bettdecke zurück. "Sie werden es nicht glauben, liebe Zuhörer:" klang die Stimme des Reporters aus dem Lautsprecher. "Im Affenhaus bot sich den Wärtern am Morgen ein bizarres Schauspiel. Eine große Herde Affen hat aus aus noch nicht bekannten Gründen einen Besucher ins Affenhaus entführt. "Wahnsinn" murmelte Norbert und setzte sich auf, "wie kommt der da rein?"
"Es sieht so aus, als hat der Anführer der Affen die Kamera des Besuchers. Ja! er fotografiert den Entführten!"
"Ich muss sofort dahin!" Norbert sprang aus dem Bett. Er schnappte sich seine Kamera und kurze Zeit später war er schon unterwegs in den Zoo. Während der Fahrt stellte er das Autoradion an. "Ein Wahnsinn, was sich hier abspielt" berichtete der Reporter aufgeregt, " der Affenanführer schubst den verängstigten Besucher ständig in andere Positionen."
Norbert erreichte den Zoo und lief zum Eingang. Eine große Menschenmenge hatte offenbar das selbe vor. "Das kann ja ewig dauern" brummte Norbert und reihte sich in die Schlange der Wartenden ein.
"Servus Norre, komm mal schnell hier 'rüber!", rief eine Stimme von einem Seiteneingang. Norbert erkannte einen der Angestellten des Zoos und ging hinüber. "Bist Du auch wegen dem Typen im Affenhaus da?", fragte der Tierpfleger. "Ja klar, das gibt bestimmt super Bilder", grinste Norbert, "aber das wird wohl noch dauern, bis ich da reinkomme.." "Ach was, komm' rein, ich sage dir, das musst du gesehen haben!" zog er Norbert durch die Seitentür in den Zoo hinein.
"Danke" lachte Norbert und lief an den vielen Besuchern vorbei zum Affengehege. "Entschuldigung", drängte er sich durch die vielen Zaungäste an der Rand des Affengeheges. Er blickte durch den Sucher seiner Kamera und erstarrte. "Das ... das ist ... das ist ja Gilli!!!!"
"Holt mich endlich hier raus" rief Gilli gerade wieder verzweifelt, während ihn der Anführer der Affen mit ungemütlichen Stößen in eine neue Position drückte. "Hilfeeee!" Norbert und die anderen Besucher verfolgten sprachlos das Schauspiel, das sich ihnen hier bot.
Da zerriss ein gefährliches, scharfes Fauchen die Stille. Der Affenanführer hielt in seiner Bewegung inne, als wäre er eingefroren. Er starrte mit weit aufgerissenen Augen die Anhöhe hinauf. Die Sonne warf gerade ihre Strahlen über die Baumgrenze.
Im Gegenlicht waren, muskulös, drohend und knurrend die Konturen einer riesigen Katze zu erkennen. Weit riss das Tier sein Maul auf fletschte seine riesigen Zähne, die in der Morgensonne gefährlich blitzten. Aus dem Gegenlicht der Sonne bewegte sich ein riesiger Tiger heraus. Fauchend ging sein Blick hinunter zu der Affengruppe und dem Entführten. Dann setzte sich der Tiger in Bewegung. Geschmeidig, schlenderte er zur Affengruppe hinunter.
Den Aufschrei der Zuschauer draußen quittierte der Tiger mit einem Knurren. Unbeirrt setze er seinen Weg zu Affengruppe fort. Gilli saß kreidebleich in der versteinerten Affengruppe. Norbert hatte seine Kamera völlig vergessen und verfolgte fassungslos das Schauspiel. "Mensch, Gilli ...." murmelte er verzweifelt.
"Der Tiger hatte die Affengruppe erreicht. Langsam umkreiste er die starren Tiere. Im Zoo hätte man das Geräusch einer fallenden Nadel gehört, so still war es geworden.
Ganz unvermutet hielt der Tiger in seinen Bewegungen inne. Er öffnete sein riesiges Maul und fletschte den Anführer der Affen mit einem zornigen Schrei an. Der Anführer senkte den Blick.
Langsam, wie in Zeitlupe stellt er die Kamera neben sich auf den sandigen Boden.
Noch einmal schleuderte der Tiger dem Anführer einen wilden Schrei entgegen. Der Bann war gebrochen. Mit einem ohrenbetäubenden Lärm ergriffen die Affen eine rasende Flucht. In panischer Angst rannten sie den Hügel hinauf und waren schnell hinter der Anhöhe verschwunden.
Die Sonne schien jetzt voll auf den sandigen Platz. Nur Gilli lag auf dem sandigen Boden und der Tiger umrundete ihn knurrend, langsam und geschmeidig. Da blieb er vor Gilli stehen. Seine dunklen, gefährlich funkelnden Augen starrten Gilli ins Gesicht.
Mit einem nervenzerfetzenden Fauchen riss der Tiger sein Maul auf -- und legte sich vor Gilli in den Sand! Knurrend schob der Tiger mit seiner riesigen Pranke Gillis Kamera in die Richtung der nicht wagte, sich auch nur einen tausendstel Millimeter zu bewegen. Die Kamera landete dicht vor seinen Füßen.
Knurrend erhob sich der Tiger, und mit einem schneidenden Fauchen in Gillis Richtung entfernte sich das riesige Tier und schlenderte die Anhöhe hinauf. Oben angekommen drehte sich der Tiger in Gillis Richtung. Die Sonne zeichnete das wunderbare, gestreifte Fell in goldenen Farben.
Mit dem unverkennbaren Schrei eines Herrschers drehte er sich um und verschwand hinter der Anhöhe.
Zitternd erhob sich Gilli vm Boden. Schweißgebadet griff er nach seiner Kamera und wankte auf die Umzäunung zu.
Die Menge tobte. Beifall klatschend und mit begeisterten Ausrufen zogen sie den kreidebleichen Menschen über die Umzäunung. "Klasse, Mann! Einfach stark, wie Du das gemacht hast!. Mit den Fotos bist Du ein gemachter Mann!" Viele wollten ihm die Hände schütteln. ihm auf die Schulter klopfen.
Durch die Menschentraube versuchte sich der Radioreporter einen Weg zu Gilli zu bahnen.
"Ach Leute, lasst mich doch einfach in Ruhe", hob Gilli abwehrend die Hände und schlenderte wortlos durch die Menschen davon. Die Besucher sahen ihm schweigend nach.
In einiger Entfernung lehnte sich Gilli an einen Baum und nahm die Speicherkarte aus seiner verstaubten Kamera. Mit einem hässlichen Geräusch brach er die Karte durch und warf sie achtlos in das nahe Gebüsch.
"Du hast etwas sehr wichtiges zu erledigen, Gilli", murmelte er tonlos und setzte seine Weg zum Ausgang fort....
Bürgerreporter:in:Franz Scherer aus Friedberg | |
Franz Scherer auf Facebook | |
Franz Scherer auf Instagram |
15 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.