"Ich bleib' dann mal daheim" (Teil 68): Mit dem 9 Euro-Ticket eine lohnende und interessante Wanderung Friedberg – Ried und zurück mit dem AVV-Bus 208
Vom Bahnhof Friedberg wandern wir über die Bahnbrücke, dann auf dem Jesuitenweg an der Grundschule FDB-Süd vorbei kerzengerade nach Süden. Wir kommen unter dem Bressuire-Ring hindurch, wo wenige Meter danach ein 2016 vom Gartenbauverein Rederzhausen renovierter Gedenkstein mit einer kleinen Statue der hl. Afra nach dem Vorbild der Statue in St. Afra von Ehrgott Bernhard Bendl an den alten Wallfahrtsweg nach St. Afra im Felde erinnert. Weiter nach Süden überqueren wir die Lindenauer Straße, kommen schließlich an einem Gehöft vorbei, wenden uns auf dem Griesfeldweg kurz nach links und wieder nach rechts und erreichen die Höhe des Paardurchbruchs. Bei einem Stadel wenden wir uns wenige Meter nach rechts, um dann linkerhand zum Paardurchbruch zu kommen, an dem wir ostwärts entlanggehen. Erst nach der letzten Eiszeit, der Würm-Kaltzeit (ca 10 000 Jahre vor heute) gelang es der unteren Paar, die sich bis dahin nur im Raum Ottmaring befand, durch rückwärts einschneidende Erosion den Lechrain zu durchschneiden, die obere Paar, die entlang des Lechrains floss, anzuzapfen und in ihr eigenes Bett abzulenken. Der Abschnitt, wo die Paar einst rückwärts floss, gilt heute als geologisches Highlight und erfreut den Wanderer mit seiner natürlichen Flussdynamik.
Beim Ortsanfang überqueren wir über einen Steg die Paar und kommen links zur Kissinger Straße. Nach einigen Metern dorfeinwärts biegen wir in die Straße Zur Klinge ein, der wir bei der Gabelung nach rechts bergaufwärts folgen. Die Anhöhe hat den Namen Klinge, der für die „Schlacht an der Klinge“ am 24. August 1796 namengebend war. Die Zeit zwischen 1789 und 1815 war geprägt vom Kampf der bürgerlichen Bewegung mit ihrem Ruf nach „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ und der alten Feudalgesellschaft um Erhalt ihrer Macht. Nach der Hinrichtung des letzten französischen Königs kam auf Veranlassung Englands eine große Koalition gegen Frankreich zusammen, der neben Preußen und Österreich noch Holland, Spanien, Sardinien, Neapel und Portugal angehörten. Mit der Mobilmachung aller Franzosen standen eine Million Mann unter Waffen. Am 24. August 1796, dem Bartholomäustag, überschritten die Franzosen den Lech und besiegten bei Friedberg die Österreicher. Die Schlacht an der Klinge war wahrscheinlich der Grund dafür, dass der Name Friedberg am Arc de Triomphe in Paris steht.
Nun geht es schnurstracks nach Süden weiter, ein Strommast gibt Orientierung. Schließlich am Waldrand entlang erreichen wir die Bachernstraße. Vor dem Seewieshof wenden wir uns nach rechts um nach wenigen Metern links in den Heilachwald mit seiner hallstattzeitlichen Nekropole mit noch 72 nachweisbaren Grabhügeln (800–500 v. Chr.) einzutreten. An der Waldspitze führt ein Pfad zur ersten Gruppe. Wo der Pfad in einen Waldweg mündet, wenden wir uns nach rechts. Bei der nächsten Abbiegung geht es nach links weiter. Durch den Wald hindurch erreichen wir schließlich eine spätkeltischen Viereckschanze (ca. 150 v.Chr.). Hier entstand auf Veranlassung von Forstrevierleiter Nico Bonanni ein kleiner archäologischer Park mit einer Informationstafel. Nach der Besichtigung wandern wir bergab zur Staatsstraße, wo wir südwärts auf dem Rad- und Fußweg nach Ried gelangen, einer innovativen und lebendigen Gemeinde. Wir besichtigen die 1881–1886 erbaute neugotische Pfarrkirche St. Walburga. Die traditionsbewusste bayerische Wirtschaft Rieder Hof, seit vielen Jahren im Besitze der Familie Hintersberger, lädt uns zum Verweilen ein. Am Vorplatz zum Edekamarkt befindet sich eine Bäckerei und ein Cafe, wo wir uns erfrischen können.
Wir dürfen aber die Abfahrt des letzten AVV-Bus der Linie 208 nicht versäumen.
Mehr Infos in „Spurensuche im Wittelsbacher Land Bd. 1 und Bd. 2“
Weglänge: ca. 11,5 km
Text: Gabriele und Dr. Hubert Raab
Fotos: Dr. Hubert Raab
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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