Hospizarbeit im Wandel
Vortrag im St. Vinzenz-Hospiz informierte über Entwicklung und künftige Anforderungen der Hospizarbeit
Jeden Monat treffen sich die Hospizhelferinnen und –helfer des St. Vinzenz-Hospiz e.V., um sich zu informieren und auszutauschen. Kürzlich informierte Dr. Margarethe Beck die Ehrenamtlichen im Rahmen eines solchen Treffens über die Entwicklung der Hospizarbeit. Als Fachgebietsleitung Hospiz im Caritasverband für die Diözese Augsburg e.V. ist sie mit diesem Thema bestens vertraut, über das sie im St. Vinzenz-Hospiz gerne referierte, zumal die Fachfrau hier einige Jahre als Geschäftsführerin tätig war.
Zahlreiche Hospizhelferinnen und -helfer waren an den Ausführungen interessiert. „Die Entwicklung der ambulanten Hospiz- und Palliativdienste zeigte in den letzten Jahren eine immer noch steigende Tendenz“, erläutere Dr. Margarethe Beck, „so wie auch die Zahl der ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zunahm und ein verstärktes Engagement in diesem Bereich beweist.“ Die Ehrenamtlichen seien ein tragendes Element der Hospizarbeit, ohne die Hospizdienste auch künftig nicht arbeiten können. Zu den wesentlichen Aufgaben der Hospizdienste gehöre die Begleitung und Anleitung der Angehörigen, die einer Umfrage zufolge noch wichtiger sei, als etwa Beratung in Schmerz- und Symptomtherapie. Gerade hier seien die Ehrenamtlichen eine große Stütze.
Seit 2002 fördert der Gesetzgeber die ambulante Hospizarbeit durch Zuschüsse zu Personalkosten von Fachkräften. Jedoch würden in Bayern die Mittel bisher nur zu fünfzig Prozent ausgeschöpft, da zum einen das Antragsverfahren recht kompliziert ist und zum anderen nur für einen Teil der Hospizvereine in Frage kommt. Der St. Vinzenz-Hospiz Augsburg e.V. gehört mit zu den größten Hospizvereinen Bayerns, die diese Fördermittel auch in Anspruch nehmen können. Dass sich derzeit viele Pflegekräfte in der palliativen Begleitung weiter qualifizieren, sollte jedoch in den Hospizdiensten nicht zu Ängsten und Befürchtungen führen, dass ihre Arbeit überflüssig sei. „Eine gute Balance und ein guter Kontakt zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen ist wichtig“, ist Dr. Margarethe Beck überzeugt. Ebenso sollten sich auch ehrenamtliche Hospizarbeit und Palliativmedizin nicht auseinander dividieren, sondern aufeinander zugehen, vernetzen und verzahnen, appellierte Dr. Beck.
Die Weiterentwicklung der hospizlichen und palliativen Versorgung sei auch in der steigenden Anzahl von stationären Hospizen und Palliativstationen zu verzeichnen. Auch die Kinderhospizarbeit sei zunehmend gefordert. „In Augsburg wird durch die aktive Arbeit des Bunten Kreises kein ambulantes Kinderhospiz nötig sein, zudem kooperiert das ambulante Kinderhospiz in München mit den hier ansässigen Hospizdiensten, um die Begleitung vor Ort sicher zu stellen“, sagte Dr. Margarethe Beck. Wichtig sei künftig auch die Implementierung der Hospizarbeit in Alten- und Pflegeheim und ambulante Pflegedienste. In diesem Bereich ist der St. Vinzenz-Hospiz Augsburg e.V. bereits sehr aktiv und konnte in Zusammenarbeit mit der Altenseelsorge der Diözese Augsburg viele Ehrenamtliche für einen Besuchsdienst gewinnen.
Auch die Gründung von Ethikkomitees und die Durchführung von ethischen Fallbesprechungen seien Aufgaben für die Zukunft. Der Aufbau von sogenannten „Palliative Care Teams“, die eine ganzheitliche Betreuung gewährleisten, sei durch die neue Gesetzgebung zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung vorgesehen. Man müsse nun aber sinnvolle Wege zur Umsetzung finden.
Besonderen Wert legte Dr. Margarethe Beck darauf, dass Palliative Care künftig auch für chronisch Kranke, behinderte und demenzkranke Menschen eingeführt werde.
Die neue Aufgabe der Hospizarbeit beschrieb Dr. Beck mit einem Zitat von Cicely Saunders, einer der Begründerinnen der Hospizbewegung. „Die Hospizbewegung zog aus dem Gesundheitswesen aus und entwickelte eigene Modelle. Es gilt nun, die Haltungen, die Kompetenzen und die Erfahrungen in die Regelversorgung zu reintegrieren.“ Dr. Beck ist überzeugt, „dass wir auf diesem Weg sind und uns nun die Frage stellen müssen, wie jeder seinen Platz in diesem System finden kann.“ Hospizgruppen müssten sich zukunftsgerecht orientieren, Ziele setzen und die entsprechende Umsetzung realisieren. „Aber es gilt auch, nicht nur neue Wege zu finden, sondern auch vieles zu bewahren. So stehen der schwerkranke, sterbende Mensch und seine Angehörigen im Zentrum aller hospizlichen Bemühungen. Es gilt die innere Haltung und die
Professionalität der ehrenamtlichen Helfer zu bewahren, ebenso wie Flexibilität und Fantasie sowie auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Die Hospizarbeit muss immer im Prozess sein, ständig hinterfragen und sich anpassen. Vor allem müssen wir die Balance zwischen Management und Menschlichkeit finden“, schloss Dr. Margarethe Beck.
myheimat-Team:Dagmar Weindl aus Friedberg |
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