"Ich bleib' dann mal daheim" (Folge 76)
175 Jahre Wallfahrt Maria Stock bei Obermauerbach
Am 12. Mai 1848, genau vor 175 Jahren, soll der 13-jährige Johann Stichlmair von Obermauerbach, der beim Bauer und Ziegler Lorenz Oswald als Hüterbub diente, eine Marienerscheinung gehabt haben. Als er an diesem Tag sieben Kühe, zwei Kälbchen und zwei Pferde hütete, sah er zwischen 10 und 11 Uhr am Vormittag auf einem Holzstock zweimal eine „schöne Frau“ sitzen. Beim zweiten Mal erblickte er sie „weinend in beiden Augen“. Als er am Nachmittag das Vieh wieder austrieb, sah er sie gegen 5 Uhr zum dritten Mal. Sie hat „am ganzen Leibe geblitzt, wie die Sonne und hat mir zugerufen: Komm zu mir her. Ich kann es nimmer erbitten bei unsern lieben Herrn. Daß die Leute so böse sind und nimmer einander lieben! Unser Herr schickt eine große Strafe. Ich bin die Mutter Gottes. Thue dieses offenbaren.“
Schon nach wenigen Tagen strömten „aus allen Teilen der Welt die Wallfahrer“ zusammen, „tagtäglich hunderte, an Sonntagen tausende“. In den ersten sieben Wochen kamen am Erscheinungsort mehr als 100.000 Menschen zusammen. Das bischöfliche Ordinariat Augsburg lehnte es ab, die Erscheinung anzuerkennen. Auch die Erklärung des Kühbacher Pfarrers Senestrey, nachmaligen Bischofs von Regensburg, wurde abgewiesen. Der allgemeine aufklärerische Zeitgeist stand einer Wallfahrt im Wege. Die Kirche versuchte, den Pilgerstrom zu unterbinden, doch vergeblich. Bis aus Irland und Griechenland sollen Pilger gekommen sein.
Am Erscheinungsort errichtete die Zieglerfamilie mit Erlaubnis des Bezirksamts Aichach eine einfache Kapelle. Zum 100-jährigen Gedenken beschlossen der Zieglerbauer Rupert Mayr und der Bürgermeister Franz Held für die inzwischen baufällig gewordene alte Kapelle eine neue zu errichten. So entstand 1947 mit Zustimmung des Ordinariats die heutige Kapelle. Sie ist auch heute noch eine gern besuchte Stätte des Gebets und der Stille, zu der Gläubige auch aus der weiteren Umgebung kommen, besonders im Marienmonat Mai.
Wer den Pilgerweg gehen will, orientiere sich bitte an der Wallfahrtsstele vor der Kapelle.
Mehr Infos in „Pilgerwege im Wittelsbacher Land“.
Weglänge: ca. 3,7 km
Text: Gabriele und Dr. Hubert Raab
Fotos: Dr. Hubert Raab
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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