Handwerkskunst wird hier besonders deutlich !

2. April 2011
18:30 Uhr
St. Stephanskirche, 35260 Stadtallendorf
Von weitem sichtbar im Ohmtal - Burg und St. Stephanskirche von Schweinsberg
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  • Von weitem sichtbar im Ohmtal - Burg und St. Stephanskirche von Schweinsberg
  • hochgeladen von Hans-Christoph Nahrgang

Bei meinem letzten Besuch im Kiosk vor der Elisabethkirche in Marburg habe ich verschiedene Zeitschriften aus der Reihe "Hessische Heimat" erstanden. Die Zeitschriften berichten ausführlich rund um die Themen Kunst, Kultur und Denkmalpflege in Hessen.

Das schöne Wetter lädt nun wieder zu kleinen und größeren Ausflügen zu Fuß oder auch mit zwei- bzw. vierrädrigen Fortbewegungsmitteln ein. Burg und Kirche von Schweinsberg sind schon von weitem gut sichtbar und liegen im Ohmtal zwischen Amöneburg und Homberg/Ohm. Von der Straße "Im Tal" führt der Weg durch enge Gassen mit schönen kleinen Fachwerkhäusern hinauf zur Kirche. Zuvor sehen wir jedoch links das in der Zeit von 1848/50 erbaute evangelische Pfarrhaus und auf der rechten Seite die im Jahre 1722 erbaute Pfarrscheune.

Nun erreichen wir auch das Nordportal der Schweinsberger Pfarrkirche. Beachtung finden zunächst einmal zwei Grabsteine, die sich neben dem Seiteneingang befinden. Durch ein schmiedeeisernes Gitterwerk wird ein aus rotem Buntsandstein gefertigtes Grabmal geschützt. Es ist der Grabstein des Johann Georg Estor, Professor der Rechte und Kanzler der Universität zu Marburg, der am 27. Oktober 1773 verstarb.

In dem Heft "Hessische Heimat" lesen wir über diesen Grabstein folgendes: "...Der Grabstein ist ein Werk des Marburger Bildhauers Johann Philipp Friedrich Sommer und insgesamt 3,06 m hoch, erreicht an der weitesten Ausladung eine Breite von 1,33 m und ist am Sockel 0,21 m tief. ...Im Anschluß daran erfolgt eine Übertragung des lateinischen Textes:
Innerhalb der Mauern dieser Stadt Schweinsberg wurde am 29. Juni 1699 geboren Jener Johann Georg Estor, dessen Begabung und Glückliches Schicksal weit über den Stand seiner Eltern hinausragten, Der, nachdem er sich viele Verdienste an den Universitäten Gießen und Jena erworben, Universitäten, denen er als Professor durch seinen Ruhm glanz verlieh, Sich noch größere Verdienste um die Universität Marburg erwarb, An der er reich an leben und Verdiensten in ein hohes Alter gelangte, Denn als deren Professor, Vizekanzler, Kanzler War er dem Fürsten in hervorragender Weise Teuer und dessen geheimer Rat So lange, bis er am 27. Oktober 1773 starb, Nachdem er 74 Jahre, 4 Monate und 6 Tage gelebt hatte.
Sterbend befahl er, den entsellten Leib in die Vaterstadt zu überführen Und hier über den Gebeinen der Mutter beizusezten. Den in geschriebenen Denkmälern zum Ausdruck kommenden Ruhm des Mannes Halten viele in der Wissenschaft berühmte, ihn überlende Schüler hoch. Und er selbst ehrte die Universität durch sein Testament, Und vermachte derselben seine prächtige Bibliothek Den Lohn seiner Mühen und seiner Ehelosigkeit. Die Universität, an solche Verdienste denkend, Setzte und weihte der frommen Seele diesen Stein Zur Zeit, da Johann Andreas Hofmann Prorektor und Aemilius Ludwig Hombergk zu Vach nachfolgender Vizekanzler war, Im Jahre 1776, Als noch der ganze Senat lebte, Dessen Haupt jener unlängst war."

Der zweite Grabstein ist ohne Schutz an der Kirche angebracht aber auch so verwittert, dass kaum mehr Buchstaben zu erkennen sind. Auch in diesem Fall hilft uns ein Blick in die Zeitschrift "Hessische Heimat" weiter. Aus dem Heft Nr. 3 von 1991 erfahren wir: "...Der Grabstein des Hans Braun aus dem beginnenden 17. Jahrhundert mit einem Schuhmacher-Handwerkszeichen. Bei günstiger Ausleuchtung ist das obere Wappenzeichen einwandfrei erkennbar: ein "Halbmond", das einst universale Werkzeug der Schuhmacher und Riemer, das heute in abgewandelter Form nur noch die Sattler kennen. ...Im Wappen des Schweinsberger Grabsteins kann man unter dem Halbmond noch ein weiteres, leider stark ausgewittertes Zeichen erkennen, das sich jedoch aufgrund einer Reihe von spät- und nachmittelalterlichen Beispielen als Schuh interpretieren läßt. ..."

Da der Seiteneingang verschlossen ist, wenden wir uns nun nach rechts und betreten die Kirche durch den Haupteingang. Aus Wikipedia erfahren wir, dass die ursprünglich im Jahre 1506 vollendete Kirche durch einen Brand im Jahre 1558 ebenso zerstört wurde wie ein Großteil von Schweinsberg. Im Jahre 1664 war der Wiederaufbau der Stephanskirche beendet.

Durch die im Chorraum der Hallenkirche aufgestellten 8 Grabsteine wird deutlich, dass die Herren von Schenck das Kirchenvermögen stifteten und ihnen somit auch das Patronat gehörte. Zwei dieser Grabsteine datieren nach 1494 und 1503. Auf die baulichen und kunsthistorischen Ausführungen in dem Heft "Hessische Heimat" möchte ich hier im einzelnen nicht eingehen. Aus der Abhandlung von Udo Liessem hier nur dieses: "...Die Maße für die Kirche betragen (Innenraum) Länge zu Breite = 12,37 : 11,34 m und für den Chor 9,00 : 8,85 m. ...Die Kirche wirkt trotz der mannigfaltigen Aufgaben, die sie zu erfüllen hatte und trotz der Bauplatzbeschränkung, äußerst harmonisch. ...Die Schweinsberger St. Stephanskirche aber ragt aus der Masse der umliegenden Kirchen der näheren und weiteren Umgebung weit heraus. ...Die Ausführung ist ausgezeichnet, besonders die Arbeit der Steinmetze sticht hervor. Mit dieser Kirche ist es dem Baumeister gelungen, einen Bau zu schaffen, der das spätgotische Wollen vollendet zum Ausdruck bringt. ...Abschließend muß gesagt werden, daß St. Stephan eine maßvolle, durch ausgewogene Proportionen überzeugend wirkende Kirche ist, die glücklicherweise das spätgotische Raumempfinden bis in unsere Zeit unverändert hinüber retten konnte. ..."

Über eine Treppe gelange ich nun zurück in die Straße "Im Tal". Auf meinem weiteren Weg habe ich noch einige Aufnahmen gemacht, die ich Ihnen auch zeigen möchte. Bevor Sie sich jedoch meine Aufnahmen ansehen, hier noch einige Informationen über die Burg und den Ort Schweinsberg aus dem Internet-Lexikon Wikipedia:

"...1231 bis 34 wird die Burg erbaut. Gunthram von Schweinsberg erhielt um 1240 das landgräflich-hessische Erbschenkenamt. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert wurde die Burganlage ständig erweitert, 1635 im 30-jährigen Krieg teilweise niedergebrannt, und 1646 zerstörte eine Explosion die Oberburg und den Bergfried. Im 17. Jahrhundert bekam die Burg einen Fachwerkaufbau mit einem Turm, dem sogenannten Hexenturm, einer Vorburg und einen Rundturm. Seit dem 1.1.2000 ist die Burg eine Wohneigentumsanlage. ... Schweinsberg wird erstmals im Jahre 1200 urkundlich erwähnt. Stadt- und Marktrechte erhielt es im Jahre 1332. Seit dem 1.1.1972 ist Schweinsberg ein Stadtteil von Stadtallendorf. Zur Zeit wohnen etwa 1.100 Menschen in Schweinsberg. ..."

Begeben Sie sich nun mit meinen Fotos auf einen kleinen virtuellen Rundgang. Auf der Seite von Holger Küblbeck finden Sie weitere Fotos zur Schweinsberger Burg.

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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