Drohen wieder stundenlange Staus?
Mit Blinklichtern künden Hinweisschilder bereits von der neuen Entwicklung: Stadtallendorf droht wieder eine baustellenbedingte Vollsperrung der B 454
Schon weit vor dem Baubeginn hatte das damals noch existierende Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV, heute HessenMobil) zugesagt, dass es keine Vollsperrung für die Bundesstraße 454 geben wird. Doch diese Zusage gilt nicht mehr.
Ab dem 30. April bis zum 20. Mai ist die Straße dicht.
Nach der Vollsperrung wird der Verkehr aus Richtung Neustadt etwa anderthalb Wochen einspurig durch die Baustelle geführt. Autofahrer aus Richtung Kirchhain müssen weiterhin während dieser Phase die wahrscheinliche Umleitungsstrecke über die Waldstraße nutzen. Das verkündete HessenMobil bei einem von der Stadt Stadtallendorf kurzfristig initiierten Pressetermin. „Wir bedauern das natürlich. Es war anders vorgesehen“, sagte Willi Kunze, der regionale Bevollmächtigte von HessenMobil.
In der ersten Woche der Sperrung kommt der Verkehr aus Richtung Kirchhain zumindest bis zur Einmündung Wetzlarer Straße, die dafür geöffnet wird. Ein Bauzaun wird die Bundesstraße 454 hinter der Kreuzung mit der Hauptstraße und der Bahnhofstraße absperren.
Doch was führt zu der jetzigen Situation? Die Baugrube, sprich die neue Fahrbahntrasse, muss jetzt an beiden Baustellenenden an die aktuelle Fahrbahnhöhe angepasst werden. Massive Erdbewegungen sind dafür nötig. Allein am Baustellenende nahe der Kreuzung zur Hauptstrraße müssen Höhenunterschiede von zwei bis drei Metern ausgeglichen werden.
Auf die Frage, ob diese Situation nicht vorhersehbar war, gab es beim gemeinsamen Gespräch keine definitiven Antworten. Vieles habe sich auch erst im Bauverlauf ergeben, hieß es von HessenMobil. Alternativ bestünde die Möglichkeit, die Bundesstraße 454 nur für eine Fahrtrichtung dicht zu machen und den Verkehr über Baustellenampeln zu regeln, wie Bernd Weber von HessenMobil erläuterte. Doch diese Alternative dürfte aus Sicht der Planer zu erheblich längeren Behinderungen führen.
„Die Vollsperrung ist kein erfreuliches Ergebnis und wird Bevölkerung, Unternehmen und unseren ohnehin gebeutelten Einzelhandel berühren“, kommentierte Bürgermeister Christian Somogyi (SPD) die neue Situation. Die Stadtverwaltung ist erst seit kurzer Zeit informiert und muss sich auf die neue Situation einstellen. Stadtallendorfer Bürger und Pendler dürften die verschiedenen Zeiten von Vollsperrungen der Bundesstraße innerhalb der vergangenen Jahre in lebhafter Erinnerung haben.
Bei der ersten eingeplanten Vollsperrung im vergangenen Sommer zum Beispiel erlebten zahllose Autofahrer an einem Abend eine chaotische Situation, als der Innenstadtverkehr am 7. Juli stundenlang komplett zusammenbrach. „Gut, dass es in dieser Zeit keine Notfälle gab“, erinnert sich Fachbereichsleiter Hubertus Müller von der Stadt an diese Stunden.
Die Verkehrsbehörden und die Stadt arbeiten an den Umleitungsstrecken. Mit den Hinweisschildern an den Eingängen zur Stadt wirbt HessenMobil aber bereits für eine weiträumige Umfahrung Stadtallendorfs über die Bundesstraße 3. und gibt „Frühwarnung“.
Die Stadt setzt auf Vorbeugung: Um den kompletten Kollaps im Fall der Fälle noch verhindern zu können, werden laut Müller städtische Hilfspolizeibeamten und Polizisten während der Sperrung täglich ab 13 Uhr an jedem Kreisverkehr bereitstehen und eingreifen, falls sich Chaos ankündigt. Doch die Stadtverwaltung muss noch mehr bedenken. Um sicherzustellen, dass Rettungsdienste schnell vor Ort sind, ist eine provisorische zweite Rettungswache nötig. Sie kommt voraussichtlich in ein städtisches Gebäude an der Hauptstraße. Bei der Feuerwehr wird ebenfalls über eine Lösung nachgedacht. Denn auch sie könnte bei Stau in der Stadt ihre Hilfsfristen kaum einhalten. Feuerwehr und Verwaltung arbeiten an einer Lösung. Doch es gibt auch gute Nachrichten von der Großbaustelle: So gehen HessenMobil und die Firma Herzog als Bauunternehmen derzeit davon aus, dass die Bauarbeiten im März nächsten Jahres enden.
Der im Mai vor einem Jahr vorgestellte Zeitplan wurde demnach bisher eingehalten. Zwischen 15 und 20 Arbeiter schaffen zurzeit auf der Baustelle weitgehend unbemerkt in der Tiefe. Mit Beginn der Vollsperrung will Herzog reagieren. Dann kommen zwei zusätzliche Kolonnen zum Einsatz, um den knappen Zeitplan zu schaffen. „Wir wissen, was die Bürger von uns erwarten und dem wollen wir auch gerecht werden“, betont Herzog-Bauleiter Marcel Brandt.
Darum werde die tägliche Arbeitszeit verlängert. Zusätzlich will Herzog während der heißen Phase auch an Samstagen arbeiten. Brückentage wird es für die Arbeiter nicht geben.
von Michael Rinde
Bürgerreporter:in:Walter Munyak aus Stadtallendorf |
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