Aktuelles zur Musik in der Pandemie: Die hier beschriebene Veranstaltung sollte eigentliche am 1. Sonntag im April 2020 stattfinden und musste dann wegen Corona abgesagt werden. Inzwischen haben die Kirchen wieder geöffnet. Derzeit ist maximal eine Programmdauer von einer Stunde erlaubt.
Bach und Vivaldi: Die "Vier Jahreszeiten" gehören zum Programm in St. Martin, Kaufbeuren, ab 15.00 h am Sonntag, dem 7. Juni 2020. Der Eintritt ist wie immer frei, Spenden kommen karitativen Projekten zugute.
Am 7. Juni 2020 findet ab 15.00 h wieder die Musik am 1. Sonntag des Monats in St. Martin Kaufbeuren statt. Zwei große Barockkomponisten liefern das Programm: Johann Sebastian Bach und Antonio Vivaldi. Von Letzterem erklingen unter anderem die "Vier Jahreszeiten".
Das 1725 entstandene, bekannteste Werk des Venezianers ist eine sehr frühe Programmmusik, es liegen den vier Konzerten vier Sonette zugrunde. Diese stammen wahrscheinlich von Vivaldi selbst und stehen sogar als Text in den Noten des Solisten. Vivaldi war auch Opernkomponist und daher mit musikalischer Programmatik sehr gut vertraut. Die Musik der Vier Jahreszeiten imitiert die in den Texten beschriebenen Naturerscheinungen wie sanften Wind und heftigen Sturm, Gewitter (Sommer 3. Satz) und die Pirouetten eines Eisläufers (Winter 3. Satz), Vogelstimmen (Frühling 1. Satz), die Jagd (Herbst 1. Satz) oder einen Bauerntanz (Herbst 3. Satz). Die Idee eines Instrumentalkonzerts als Programmmusik war in der damaligen Zeit zwar sehr neu, doch seinen unglaublichen, bis heute ungebrochen anhaltenden Erfolg verdankt das Opus einem anderen Kunstgriff von Vivaldi: Er nutzte rückwärtsgewandte Kirchentonarten, die zu dieser Zeit von der revolutionären Harmonik beispielsweise des deutschen Kollegen Johann Sebastian Bach überholt waren. Das war Vivaldi natürlich bewusst, doch er verwendete sie bewusst, um die Zeitlosigkeit der Natur auszudrücken. Das konnte er im frühen 18. Jahrhundert auch so sehen: Auf ewig schienen der Frühling, Sommer, Herbst und Winter wiederzukehren. Heute, im frühen 21. Jahrhundert, ist das nicht mehr so selbstverständlich. Der Klimawandel könnte den scheinbar ewigen Naturgesetzen den Garaus machen.
Die Veranstaltung am 7. Juni dauert eine Stunde und wird durch Musiker aus Kaufbeuren und Umgebung durchgeführt. Am Klavier sitzt Ana Tsotsoria. Die Besucher können zwanglos kommen und gehen. Diese Form gab es schon früher, und zwar ebenfalls im Barock: Georg Friedrich Händel ließ seinerzeit in London kleine Musiktheater mit wenigen Sitzplätzen bauen, in die das Laufpublikum hineinkam, dann vielleicht ein paar Minuten einer Arie lauschte und auch wieder ganz unkonventionell gehen durfte.
Bürgerreporter:in:Andreas Thiemig aus Kaufbeuren |
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