Der deutsche Theaterdirektor und Schauspieler Thomas Dentler hat in Havanna die Ehrenmitgliedschaft des Schriftsteller- und Künstlerverbandes Kubas (UNEAC) für seine langjährige Zusammenarbeit mit seinen Kollegen von der Insel und für sein Engagement, die kulturelle Verbindung zwischen beiden Länder zu etablieren, erhalten.
Die Urkunde ist ihm vor Ort, beim Sitz der UNEAC, durch dessen Präsidenten, dem Dichter und Ethnologen Miguel Barnet, überreicht worden; dieser betonte, dass „es sich um die große Ehre handelt, die wir überhaupt für eine nicht kubanische Persönlichkeit, die mit uns kooperiert, geben können“ und „Dentler sei in Bezug auf die Universalität, die eine traditionelle Geschichte in Deutschland hat, auch mit der Universalität der Tradition Kubas verwurzelt.“
In seiner kurzen Rede erinnerte Barnet daran: „Wir hatten deutsche Persönlichkeiten in Kuba gehabt, die sehr wichtig für die Kultur, die Ökonomie und die Politik waren. Einer von ihnen ist die emblematische Figur des Alexander von Humboldt (1769 - 1859) für die Akademiker und derjenige, der die zweite karibische Inseln entdeckte. Herr Dentler folgt diesem guten bodenständigen Weg . Vielen Dank für diese Mitwirkung.“
Vor der Preisverleihung hat Carlos Padrón, der den Bühnenkünstlerverband der UNEAC leitet, ein biografisches Resume über Dentler (Sandhausen, 1959) vorgetragen. Dabei hat er betont, dass er von einer Musikanten- und Schauspielerfamilie stammt, die mehr als 250 Rollen, inklusive in schwäbischem Dialekt, gespielt hat; eine der wichtigsten seien die „Ansichten eines Clowns“ von Heinrich Böll und „Der alte Mann und das Meer“ von Ernest Hemingway.
Mit mehr als 80 Theaterinszenierungen aus diesem Fundus hat Dentler und sein Ensemble des „theater in der westentasche“ (Teatro en el bolsillo del chaleco), internationale Tourneen in Länder wie die Elfenbeinküste, Israel, England, Peru, die Vereinigen Staaten von Amerika, Argentinien und nach Russland realisiert.
Seit der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages mit der UNEAC im Jahr 1996 ist der kulturelle Austausch zwischen Kuba und Deutschland intensiviert worden; - mit Gastspielen in Havanna, Pinar del Rio und Matanzas. Die Austausch der (kubanischen) Theatergruppe „Mirón Cubano“ unter der Regie von Albio Paz wurde in Deutschland im Jahr 1998 realisiert.
Thomas Dentler beteuerte „von ganzem Herzen“ diese Ehre anzunehmen, die er seinen Eltern widmen möchte, da sie ihm den Weg dahin geebnet haben: „Meine Mutter (die Schauspielerin Christiane Dentler) ist die Erste, die in Kuba war. Als sie in ihrem Sterbebett lag, riet sie mir, nach Kuba zu fliegen, da ich die Tournee dorthin organisiert habe. Gegen mein Gefühl riet sie mir: ‚Geh und erfülle Deine Verpflichtungen.‘ Dieses Traurige und Wichtige möchte ich mit Euch teilen.“
Der renommierte Theaterdirektor und deutsche Dramaturg hat Barnet eine Silbermünze überreicht, die aus dem Jahr 1704 stammt, auf der folgende Botschaft steht: ‚Gott gibt uns Frieden‘. „Es ist ein Geschenk, das Ihnen mein Oberbürgermeister aus Ulm, woher ich komme, schickt, weil unsere Stadt immer frei war und diese sogar das Recht hatte, sein eigenes Geld zu prägen.“
Bei einem kurzen Austausch mit unseren Herausgebern hat Dentler erklärt, dass sie - das theater in der westentasche - aus der Avantgarde Bewegung nach dem Zweiten Weltkrieg kommen. „Wir kehrten zurück zum modernen und klassischen Theater. Wir erneuern uns alle zehn Jahre. Wir springen vom griechischen antiken Theater zum Tanztheater, zum Straßentheater, zu allen möglichen Theaterformen und bleiben beständig eine Alternative zu den Angeboten der Staatstheater der großen Städte.
Was ist Ihr aktuelles Projekt? „Den Monolog von Carlos Padrón ‚Die große Tyrannin‘ auf die deutschsprachige Bühne zu bringen. Es handelt sich um eine freie Version, die in Zusammenhang mit aktuellen Themen Deutschlands gebracht wird. Mit diesem Stück werden wir beim Theaterfestival in Karlsruhe vertreten sein.
Die Lupe, der Mythos des Gesangs von Kuba, wird von der peruanischen Schauspielerin Nancy Calero gespielt, die seit acht Jahren in Ulm im kultureller Austausch arbeitet.
Im gleichen Zeremoniensaal in Havanna teilt Calero uns mit, dass sie von der San Marcos Universität (TUSM ) aus Lima kommt, und dass sie, wie „alle lateinamerikanischen Künstler, auch sehr vielseitig ist: sie macht Regie, spielt Puppentheater, tanzt“.
Wie interpretiert sie die Rolle? „Die Lupe war eine Frau, die das ganze Leben lang gegen das Leben gekämpft hat und meine Lebenserfahrungen haben mir geholfen, die Rolle zu verstehen und darstellen zu können. Vielleicht bin ich auch eine Lupe. Da ich selbst als Afroperuanerin Wurzeln im Afro-Bolivianischen und Brasilischen habe auch was Ähnliches mit der Lupe. Sie war eine Frau, die nicht in sich selbst hineingepasst hat. Sie ist einer universal Phänomen. Wir haben an ihr als einer erfahrende Frau gearbeitet, aber nicht in Bezug auf ihren Glanz, so wie der Dramaturg dies wünschte. Sie transformiert das Leben und den Tod in ihren letzten Momenten als Mensch, so kann sie auch den Wahnsinn und ihre Fantasie zeigen – alles, was sie gelebt hat. Sie wird tanzen und singen. Sie hat die Freiheit in falschen Tönen zu singen können, alles zu zerstören. Sie wird eine Brücke der Kommunikation zum menschlichen Herzen suchen, um es berühren und sagen zu können: Es wird alles passieren. Aber Achtung mit allem, was ihr mit den Künstlern macht, vergesst nicht, wir alle sind Menschen. In dieser seelischen Verausgabung kommt ihre Sanftmut, ihre Liebe und Begabung zum verschenken.
Die Universalität von ‚La Lupe‘ und das Theater kommt hier vollständig aus einer Westentasche. (Del bolsillo del chaleco)
Bürgerreporter:in:Nancy E. Dentler aus Ulm |
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