„Vom Wert des Schönen hier und in der Fremde“
Rede zur Ausstellungseröffnung:
Schmuck aus fremden Ländern und Unikate aus Silber und edlem Stein von Michael Stöhr
im Gemeindehaus Diedorf anläßlich der Kulturmeile 2010
Sehr geehrte Herren Landräte, werter Herr Bürgermeister, liebe Gäste und Besucher !
Ganz herzlich darf ich mich bei Ihnen Herr Völk und Ihren Mitarbeitern in der Marktgemeinde für die Möglichkeit bedanken, in Ihrer lichten Treppenhausgalerie wieder einige neue Bereiche meiner ethnologischen Sammellust ausstellen zu dürfen. Tatsächlich ist es mir nicht möglich, unser Museum in den kommenden Monaten für den Publikumsverkehr zu öffnen. War der geplante Umbau nach dem Erwerb des Hauses in der Lindenstraße 1 für die großen Ferien angesetzt, so hat uns hier leider der Statiker und die davon abhängigen en Handwerker einen Strich durch diese meine kleinformatige Rechnung gemacht. Das Gebäude wurde vom Statiker, wie mir scheinen mag, durch überdimensionale Balken und Eisenträger für zukünftige Ausstellungen von Panzern und Schwerlasten konzipiert und nicht für den Besuch von Familien und Kleingruppen. Masken sind ja bekanntlich zum Tragen gemacht und sehr leicht. Nun hoffe ich für die nächsten Jahre der Kulturmeile aber auch Ausstellungen im eigen Haus von größeren Objekten und Figuren anbieten zu können.. Geplant ist Wechselausstellungen in Zukunft jährlich hier in Diedorf zum 3. Oktober zu eröffnen und dann auf die Reise an andere Ausstellungsorte zu schicken.
Obwohl es um das Maskenmuseum hier in Diedorf leider immer sehr ruhig war, waren wir in anderen Städten und Ausstellungsorten, soweit uns die Zeit dies erlaubte, ja auch mit vielen Ausstellungen zu den unterschiedlichsten Bereichen präsent. Wer unsere Masken sehen will, sei herzlich zur Ausstellungseröffnung am 24. November, 19.00 Uhr in Schloß Oberfahlheim bei Neuulm eingeladen. Dort wird mit einer vergleichenden Ausstellung mit Masken aus Afrika und Europa und moderner Kunst mehr als hundert Ausstellungsstücken aus unserem Museum eine weitere Betrachtungsmöglichkeit geboten. Zur Zeit im Süden von München unterwegs (und das in 14-tägigem Wechsel in Volkshochschulen und Gemeindehäusern) ist eine Ausstellung mit 40 Masken aus dem Alpenraum, die von Herrn Rottenkolber dem Leiter der VHS Taufkirchen aus unseren Beständen zusammengestellt wurde.
Ein Museumsneubau in Kirchseeon einer Gemeinde im Südwesten von München, die besonders für Ihre Perchtenläufe bekannt wurde, soll in Zukunft wohl auch einen Teil unserer Masken bekommen. Die Veranstalter besitzen für dieses sogenannte Maskeum leider nur die Masken aus den eigen Perchtenläufen, die von Herrn Reupold senior vor über 50 Jahren phantasievoll gestaltet wurden. Sie sehen im Verborgenen tut sich auch was um´s Maskenmuseum Diedorf.
Viel ist zu tun und deshalb haben wir im letzten Jahr auch einen Förderverein gegründet, der die Belange des Museums auf mehrere Häupter verteilen soll. Herr Novack ist Vorsitzender, Herr May ist Ansprechpartner hier in der Gemeinde Diedorf, Frau Kugelmann-Schmid hilft uns mit Ihren Ideen. Vereinsbeiträge zunächst in Form eines Mitgliedsbeitrages von nur 12 Euro, Ratschläge, Mithilfe sind sehnlichst erwünscht. Sprechen Sie uns an, wenn Sie Sich in irgendeiner Form gerne im Verein einbringen können. Unterstützung tot uns sehr not, um das Museum auch in Zukunft hier in Diedorf halten zu können.
Nun komme ich aber zur Ausstellung hier selber. Viele andere Sammlungsbereiche unserer Ethnologika wären auch ausstellenswert, so besitze ich eine Reihe an Bildteppichen und erzählerisch gestalteten Textilien – mit einer Gesamtlänge von bis zu 6m hier natürlich zu groß für den Treppenaufgang, Mit großen abstrakten Farbflächen und Piktogrammen verzierte Schilde und Ahnentafeln aus der Südsee wären ideal für eine moderne Kunstausstellung würden aber auch hier den Rahmen sprengen. Gerne leihe ich solche Ausstellungsbereiche auch an andere Ausstellungsorte kostenlos aus. Weil der Platz hier eher für kleinere flache Bilder gemacht erscheint, dachte ich eben jetzt hier in der Treppenhausgalerie mehr an etwas Kleinformatiges, eben liebevoll Kleines und Zierliches und habe hier aus der Schmucksammlung meiner Frau ausgewählt.
Für Ihr Verständnis für meine exzessive Leidenschaft in andere Richtung, als Sie, liebe Besucher, es wohl zunächst denken, möchte ich meiner Frau hier sehr danken. Stellen Sie sich vor, Sie wären mit so einem Wahnsinnigen verheiratet, der Geld , Gut und seine gesamte Freizeit in den stetigen Erwerb von Masken und in solch hirnrissiges Unternehmen, wie ein eigenes Museum, steckt, Sie hätten mir sicher längst die Türe gewiesen.
So habe ich immer wieder versucht, meine Maskenkäufe und oder vergessene Hochzeitstage durch kleine Geschenke zu entschuldigen. Blumen sind zu wenig, also evtl. Pretiosen. „Diamonds are girls best friends“
Im Fassen günstig in Neuseeland uns Westafrika gekaufter Diamanten waren meine dicken Bildhauerdaumen dann doch eben nicht geeignet. Gold mochte meine Frau nicht, wegen der kolonialen Ausbeutungsgeschichten.
Also Silber und Steine, die wir auf unseren Reisen angeboten bekommen hatten: Rubine aus Madagaskar und Tansania, Saphire aus Ceylon und Burma, Smaragd aus Westbrasilien, Blauer Opal aus Australien.. Blauer Lapislazuli aus Afghanistan war der Lieblingsstein meiner Frau . Für die Silber figuren nahm ich vor Allem alte Silberlöffel und –Gabeln, die ich zu Trägern umschmiedete.
Ergänzt wird dieser Teil der Ausstellung durch Schmuck aus anderen Ländern, die wir bereist haben.
Als Titel der Ausstellung wurde aus einer ganzen Reihe von Vorschlägen meinerseits von der Gemeinde Diedorf ausgesucht: Vom Wert des Schönen hier und in der Fremde. Nun über dieses Sujet sollte ich Ihnen wohl auch noch ein wenig erzählen:
Bei den von uns besuchten Naturvölkern ist Schmuck, das, was die Natur an Besonderheiten bietet:
Gras und Farn wird von den Tänzern in Papua-Neuguinea als schmückendes Inventar am Körper befestigt .
Bunte Bemalung verfremdet den Körper im Weiteren. So gewinnt der nackte Körper, mit dem sich diese Naturbewohner zeigen, etwas Besonderes, Festliches, Auffälliges und Unverwechselbares.
Ganz besonders schöne Dinge aus der Natur wie Schillerkäfer, feinflauschige Kasuarfedern und Opossumpelz, sowie auch unter Naturschutz stehende Arten, wie Paradiesvogelbälge vollenden das Festkostüm.
(Hier eine Randbemerkung an alle Naturschützer: Unser Federschmuck in der Ausstellung aus Südamerika wurde aus häufig vorkommenden Papageien- und Tukanarten gefertigt, die ohnedies auch zum Verzehr gejagt werden). Natürlich findet sich hier unter den schmückenden Kleidungsstücken auch allerlei Skurriles: So Büstenhalter aus Kokosschalen und Hüllen für die Männlichkeit aus Flaschenkürbis.
In anderen Ländern sahen wir: Schmuck ist auch magisches Material, ist auch Amulett.
So sollen Tigerzähne Kraft schenken, Honigdachskrallen Glück bringen und ein „ Grisgris“ aus Nordafrika vor allem Unheil schützen. Ein Gris-gris ist eine in Silber blech eingelegte Beschwörungsformel oder ein Koranspruch.
Schmuck ist aber auch vor Allem etwas, was viel wert ist- so ja auch der Titel der Ausstellung:
Um vorzubeugen: Was ich hier zeige, wird von einem Juwelier, der die Größe und Reinheit von Gold- und Edelsteinen, den Materialwert bemißt, sicherlich eher belächelt. Das Besondere ist hier nicht der Materialwert und auch nicht die diffizile feine Bearbeitung von Goldornat, die bei „echtem“ Schmuck die Höhe der Handwerkerkosten und den Herstellungswert bestimmen . Sie verfolgen sicher alle auch die Entwicklung in der Finanzwelt: Der Goldpreis steigt ständig. Damit ist nur der Barrenwert gemeint. Will man ein Schmuckstück verkaufen, ist man meist über den Erlös enttäuscht, zu gering ist der Materialwert. Gleiches gilt natürlich auch für unseren Schmuck hier in der Ausstellung.. Unsere Stücke sind ethnologisch interessant oder eben Unikate, der Materialwert ist hierzulande gering.
Wertvoll ist bei den Naturvölkern, die kaum Handel treiben, was in der jeweiligen Region selten vorkommt. Das sind rote Korallen auf den Höhenzügen des Himalaya, rote Muscheln im Inneren der Wüsten von Neu-mexiko und Arizona oder Bernstein in Afrika. Was wertvoll in einer bestimmten Region ist, kann natürlich auch als Geld benutzt werden, so wie die Kaurischnecken, die Sie in unseren Ethnologica immer wieder eingearbeitet sehen. Rote Karneolperlen und Scheiben aus kristallinem Quarz waren in der Sahara schon währen der Jungsteinzeit beliebtes Zahlungsmittel. Neben kleinen Kupferstücken aus der Antike findet man solche gelegentlich längs der alten Karawanenwege und auch heute noch werden sie neben Glasperlen aus der Kolonialzeit dort in Halsketten eingesetzt..Die alten Kolonialmächte nutzten sich den Wert-charakter von Schmuckperlen, -Zähnen und Kaurimuschelmn und ließen Sie in den großen Handwerksbetrieben des Barock in Böhmen und Venedig zu Hauf für die Bezahlung von Gold, Elfenbein und Sklaven herstellen,: Perlen für Menschenleben.!
Wertvoll ist immer, was rar ist.
Zum Schluß noch eine lustige und vielleicht aber auch nachdenklich machende Geschichte wieder mal aus Papua-Neuguinea.
Als schmückendes Inventar findet man dort kunstvoll in die Ohrläppchen und in die Nasenscheidewand eingesteckte und gedrehte Kugelschreiber und Glühbirnen. Wir mögen das für Unverständlich halten und darüber lächeln. Auch die Indianer in Kolumbien und Ecuador haben die ersten Kolonisatoren belächelt, ob ihrer Wertschätzung für das dort fast wertlose Gold . Wird vielleicht die Glühbirne bei uns jetzt nach ihrer Blütezeit nach der großen Ausmusterung vielleicht auch bald rares Sammlerstück werden?.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und darf Sie einladen, sich die Ausstellung anzuschauen oder gleich zur Raiffeisenbank weiter zu spurten. Die einzelnen Stücke sind nach Nummern geordnet in einem Führungsblatt erläutert. Einen schönen Tag allen Besuchern!
Bürgerreporter:in:Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf |
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