Zum Abschluss der Ausstellung „Gedenkort Bobingen – Gegen das Vergessen“ lädt das Kulturamt der Stadt Bobingen am Sonntag, den 11. Juni zu einem Histörchen im Runden Saal des Unteren Schlößchens. Beginn ist 16.30 Uhr.
Die Mitinitiatoren der Ausstellung, Reinhold Lenski, Kulturpreisträger wie auch ehemaliger Kulturamtseiter der Stadt, und Sandra Hartl, aktuelle Kulturamtsleiterin in Bobingen, lesen in Ausschnitten aus den Werken der französischen Schriftsteller Robert Antelme und Marguerite Duras. Antelme, Mitglied der französischen Résistance und KZ-Überlebender berichtet in seinem 1947 geschriebenen Werk „Das Menschengeschlecht“ autobiographisch und ungeschönt über seine Erfahrungen in verschiedenen Konzentrationslagern. Wie viele Menschen, die nicht in das System des NS-Regimes passten oder gar im Widerstand tätig waren, wurden verfolgt, unterdrückt, vertrieben, misshandelt oder gar gewaltsam getötet?
Von den Deutschen im Juni 1944 verhaftet und nach Deutschland deportiert, war Antelme unter anderem Insasse im KZ Buchenwald, später im Außenlager Gandersheim. Auch Willi Ohlendorf traf das gleiche Schicksal, auch er hatte sich gegen die NS-Diktatur gestellt und wurde für seinen Widerstand laut Gerichtsurteil wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ verurteilt. Ohlendorf war in mehreren Zuchthäusern inhaftiert, war Gefangener im KZ Dachau und befand sich einige Monate zeitgleich wie Antelme im KZ Gandersheim, wo er am 26. November 1944 verstarb. Kurz vor Kriegsende wurden die Häftlinge von Gandersheim in einem der sogenannten Todesmärsche ohne Wasser oder Nahrung Richtung Dachau getrieben. Nur etwa ein Drittel kam dort lebend an. Antelme schaffte den schweren Weg. Krank, ausgezehrt und auf knapp 35 kg abgemagert wurde er dort Ende April 1945 von seinem Freund und Widerstands-Kameraden, dem späteren französischen Ministerpräsidenten François Mitterand, gerettet und zurück in sein Heimatland Frankreich gebracht.
Marguerite Duras, die Ehefrau Antelmes, veröffentlichte viele Jahre später ihre persönlichen Tagebuchaufzeichnungen und Kriegserlebnisse unter dem Titel „Der Schmerz“. Nicht nur das qualvolle Warten auf ein Lebenszeichen des verschollenen Ehemannes zu Kriegszeiten, auch das schmerzhafte Wiedersehen und die Veränderungen der Wesenszüge nach durchlebtem, grauenvollen Martyrium und Überlebenskampf im Konzentrationslager sind Thema ihres Buches.
Im Anschluss an die Buchpräsentation werden Ergebnisse der aktuellen Forschung zum historischen Geschehen präsentiert, Gemeinsamkeiten zwischen Willi Ohlendorf und Antelme skizziert, die einzelnen, bereits umgesetzten Projekte von „Gegen Vergessen“ vor Ort vorgestellt und Ausblicke auf weitere Planungen zur Erinnerungsarbeit „Gegen das Vergessen“ gegeben. Der Eintritt ist frei - der Erwerb von Tickets ist nicht notwendig.
Bürgerreporter:in:Bobingen Kulturamt aus Bobingen |
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