Andrea von Treuenfeld, Zürück ins Land, das uns töten wollte.

18. Februar 2016
19:00 Uhr
Bücher Pustet, 86150 Augsburg
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Jüdische Remigrantinnen erzählen ihr Leben

Als sie deportiert werden, untertauchen müssen oder gerade noch fliehen können aus dem nationalsozialistischen Deutschland, sind sie kleine Mädchen oder junge Frauen. Hinter ihnen liegt eine Kindheit, die so lange behütet und fröhlich war, bis sie ausgegrenzt und bedroht wurden. Vor ihnen liegt eine ungewisse Zukunft.
In Südamerika, Shanghai und natürlich Palästina richten sie sich ein in ihrem neuen Leben, bauen Existenzen auf und gründen Familien. Sie fliehen jahrelang von einem besetzten Gebiet in das nächste oder dürfen das kommunistische Rumänien jahrzehntelang nicht verlassen. Sie werden getaufte Katholikinnen oder überzeugte Israelinnen. Sie haben keinen deutschen Pass und mehr Angst vor Antisemitismus als damals.

Und doch kehren sie eines Tages zurück in das Land, das nach dem Holocaust niemals wieder Heimat sein kann. Sie wurden angegriffen von Überlebenden, die eine Remigration in das Land der Täter verurteilten und abgelehnt von einem Teil der Bevölkerung, der sich, in dem Bestreben, die eigene Vergangenheit und die damit verbundenen Gräueltaten der Nationalsozialisten zu verdrängen, plötzlich wieder mit dieser konfrontiert sah.

Die Autorin Andrea von Treuenfeld fand in den Erzählungen der Frauen das Grauen, das in den kleinen, fast nebenbei berichteten Episoden für einen kurzen Augenblick wieder präsent ist. Die daraus resultierenden Traumata, lange verborgen und doch nie vergessen. Sie sprachen von viel zu früh geschlossenen Ehen, die zum Ersatz für das verlorene Zuhause wurden. Über bittere Entscheidungen, aus Armut die Schule abzubrechen und den Traum von Studium ebenso vergessen zu müssen wie all die anderen Brüche, die das Leben dieser Jüdinnen prägten. Geblieben ist ihnen das Gefühl der Zerrissenheit, die Suche nach Zugehörigkeit. Denn obwohl sie sich vor Jahrzehnten wieder hier niedergelassen haben, ist dieses Land nicht mehr ihr Land.
Andrea von Treuenfeld lässt in ihrem Buch 16 Jüdinnen ihre sehr persönlichen Lebensgeschichten erzählen: Stimmen von Zeitzeuginnen, die für eine verlorene Generation sprechen.

Autorenvita

Andrea von Treuenfeld, geboren 1957, hat in Münster Publizistik und Germanistik studiert und nach einem Volontariat bei einer überregionalen Tageszeitung lange als Kolumnistin, Korrespondentin und Leitende Redakteurin für namhafte Printmedien, darunter Welt am Sonntag und Wirtschaftswoche, gearbeitet. Heute lebt sie in Berlin und schreibt als freie Journalistin Porträts und Biografien.
Im Gütersloher Verlagshaus erschien bereits ihr Buch „In Deutschland eine Jüdin, eine Jeckete in Israel. Geflohene Frauen erzählen ihr Leben“.

Bürgerreporter:in:

Dr. Bernhard Lehmann aus Gersthofen

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