Luftballon und Lutscher zur Reaktivierung?

Eifel-Bördebahn bei Dürscheven (Foto: S. Petermann - photo79)
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Ein persönlicher Kommentar zur Reaktivierung der Eifel-Bördebahn von Sebastian Petermann

„Und täglich grüßt das Murmeltier“ - die FDP im Kreis Euskirchen bittet in einem Brief an den parlamentarischen Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion in Düsseldorf u.a. darum, kein Geld für die Reaktivierung der Eifel-Bördebahn (Euskirchen-Düren) auszugeben. Für die Elektrifizierung der Strecken Bonn-Euskirchen und Köln-Euskirchen spricht man sich jedoch aus. Soweit ein Teil der Positionierung der Liberalen im Kreis Euskirchen zu Fragen der Schienen-Verkehrspolitik. Für den, der die Diskussion über die Reaktivierung der Eifel-Bördebahn etwas ausführlicher verfolgt hat, nicht weiter verwunderlich. Einzig die FDP im Kreis Euskirchen und besonders auch die Liberalen in der Römerstadt Zülpich pflegen seit Jahren eine schon militant anmutende Opposition gegen eine Reaktivierung und zeigen sich für Sachargumente nur sehr bedingt zugänglich.

Auf der Sachebene sind sämtliche Daten und Fakten, die eine Reaktivierung betreffen, ausführlich untersucht und die erneute Aufzählung der Argumente Pro und Contra erübrigt sich eigentlich. Die Kreise Düren und Euskirchen stehen hinter der Reaktivierung, die Zweckverbandsversammlung hat richtungsweisende Beschlüsse gefasst. Mehr als eineinhalb Jahrzehnte brauchten Ehrenamtler, Befürworter und Politiker um den derzeitigen Stand zu erreichen: die Bahn fährt als offiziell bestellter Verkehr, bald sogar an Wochentagen. Die Verknüpfung von Verkehrsmitteln macht aus Bördebahn und Bussen in Kombination eine leistungsstarke Infrastruktur - auch für die Dörfer. Eigentlich ist einfach alles gesagt, was zu sagen ist.

Doch es meldet sich nach der Landtagswahl doch nochmal die erstarkte FDP zu Worte: für den Betrachter stur und beratungsresistent: mit der Beharrlichkeit eines trotzigen Kleinkindes.
Versucht hatten es die Liberalen ja mit dem Schreckgespenst nächtlicher Güterzüge, die durch die Dörfer entlang der Bördebahn fahren würden - wenig stichhaltig. Die Börde ist eben nicht die Rheinschiene und eine Oberleitung für diese lauten Güterzüge gibt es auch nicht. Aber Kosten schocken doch bestimmt die Wählerinnen und Wähler. Nur leider belastet der Betrieb der Bördebahn eben nicht die Kommunen, denn die Betriebskosten werden aus Landesmitteln bestritten und nicht in einer Kreisumlage refinanziert. Bei Bussen ist das übrigens durchaus so.
Was soll man nun denken, wenn die Partei, die unseren Kindern auf ihren Wahlplakaten so gerne Chancen vererben will, in dieser Sachfrage einen Horizont beweist, der kurz vor der Gemeinde Vettweiß an einer Reihe Zuckerrüben endet? Nun ja, Visionen für Schienenverkehr mit belegbaren Vorteilen für die lokale Bevölkerung jedenfalls nicht.
Ideologie – die hat die Partei FDP vor allem anderen Parteien immer wieder vorgeworfen, pflegt aber genau diese in der Frage der Eifel-Bördebahn mit nicht mehr zu überbietender Kleinkariertheit. Straße vor Schiene. Und warum? Die Antwort auf diese Frage kenne ich nicht. Privat vor Staat? Diese liberale Credo wäre eine Erklärung – passt aber auch nicht, denn mindestens schon der Betreiber der Infrastruktur schafft Arbeitsplätze und ist privatwirtschaftlich organisiert.

Investitionen in den Straßenbau schaffen mehr Mobilität? Oder gibt es da doch ein Busunternehmen, welches einen halbherzigen Busbetrieb zwischen den Kreisstädten fahren möchte, wodurch tatsächlich die durch die IHK Aachen festgestellte Verkehrsinfrastrukturschwäche des Kreises Euskirchen in Richtung Aachen "zementiert" würde? Man kann nur raten.

Man kann ja über die Ansichten der unterschiedlichen Parteien unterschiedlicher Meinung sein, aber das permanente "Dagegen" der FDP im Kreis Euskirchen erscheint ob der vorliegenden Fakten surreal. Und das Fischen nach Wählerstimmen mit falschen Fakten? Nun ja, wer es nötig hat ...
Was mich letztendlich versöhnlich stimmt: ich glaube fest daran, dass der kleine trotzige Junge sich bei der endgültigen Reaktivierung dann doch über einen bunten Luftballon und einen Lutscher freut, den es am Tag des neuen Verkehrs am Bahnhof Euskirchen gibt. Wenn der Bub dann artig war. Aber gehört ja zum guten Ton, alle Fraktionen zu einem solchen Termin einzuladen.


Zur Person

Sebastian Petermann, Jahrgang 1979 und wohnhaft in Zülpich hat sich über Jahre aktiv für die Reaktivierung der Bördebahn eingesetzt. Mit der Zielsetzung eines modernen Personen-Nahverkehrs auf der Schienenstrecke Euskirchen-Düren einschließlich der Verknüpfung der Verkehrsträge Bahn und Bus konnte er zusammen mit den Vereinsmitgliedern rund um die Interessengemeinschaft Rurtalbahn e.V. und den Verein Bürgerbahn e.V. den sehr erfolgreichen Probeverkehr zu Landegartenschau in Zülpich organisieren. Petermann steht damit im Lager der Befürworter einer Reaktivierung für modernen Verkehr, auch wenn er aktiv nicht mehr in den Arbeitskreisen tätig ist und nicht für diese spricht.

Bürgerreporter:in:

Sebastian Petermann aus Euskirchen

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