Präzisionsfliegen: Erfolge für Robert Deppe und Marcus Ciesielski - Breitscheider Pilot holte Bronze bei der Weltmeisterschaft in der Oberlausitz
Breitscheid - Gegen die Dominanz der Kollegen aus dem ehemaligen Ostblock sind die deutschen Überflieger auch fast ein Vierteljahrhundert nach dem Fall des Eiserenen Vorhangs nahezu chancenlos. Noch! Die Lufthohheit, in welcher Wettbewerbs-Disziplin auch immer, gehört meist den Tschechen und Polen. Das war auch bei der diesjährigen 21. Präzisionsflug-Weltmeisterschaft in der Oberlausitz auch wieder zu beobachten. Doch die Piloten mit der „D“- Kennung an ihren Maschinen holen auf und haben dazu gelernt – jede Menge. Sie brachten beachtliche Resultate mit nach Hause. Und daran haben zwei Breitscheider LSG’ler als Mitglieder des deutschen Nationalteams nicht unerheblichen Anteil: Marcus Ciesielski und Robert Deppe. Beide waren mit Flugzeugen des Typs Cessna 172 an den Start gegangen.
13 Nationen hatten ihre besten Luftfahrer nach Bautzen geschickt, wo es Mitte September eine Woche lang um, Nomen es omen, Genauigkeit ging, weniger um Tempo. Doch auch hier zählten die Sekunden. Präzision war vor allem gefragt, Köpfchen und Know-How. Vom Flugplatz in Litten aus unternahmen Südafrikaner, Russen, Norweger, Schweden, Schweizer, Slowaken und Deutsche ausgedehnte, mit anspruchsvollen, kniffeligen Aufgaben gespickte Wertungsflüge über Ostsachsen, Polen und Tschechien. Nicht nur die Automobilisten mögen inzwischen ja die GPS-Segnungen nicht mehr missen – und sind ohne selbige zumeist hilflos. Ohne die Satelliten-gestützte Orientierung läuft aber inzwischen auch bei den Damen und Herren Luftsportlern fast nichts mehr. Doch die kleinen, ach so praktischen elektronischen Helfer waren bei der WM verpönt – und nicht zugelassen. Das Reglement dieser Wettbewerbe verhilft der guten alten Hand- bzw. Kopfarbeit alle zwei Jahre wieder zur Renaissance.
Himmlische Schnitzeljagd
Für die Navigationsflüge bekamen die 47 Besatzungen kurz vor dem Start einen versiegelten Umschlag. Inhalt: Eine Karte und diverse Order, die es unterwegs abzuarbeiten galt. Die Flugroute und Wendepunkte müssen die Teilnehmer anhand spärlicher Informationen selbst ausknobeln und dann, himmlische Schnitzeljagd, unterwegs bestimmte Bilder, Geländemarken wie Gebüschgruppen, Kreuzungen oder Waldränder, identifizieren – und das allen in einem Sekunden genau vorgegeben Zeitrahmen. Unter- oder Überschreitungen werden mit Abzügen geahndet. Zeit und Position des Flugzeuges werden vom Start bis zur Landung mit sogenannten Loggern erfasst.
Und getreu der alten Pilotenweisheit, der zufolge Fliegen nun einmal Landen bedeutet, gilt auch dieser wichtigsten, entscheidenden Phase des Flugs die besondere Aufmerksamkeit der Juroren. Beim Ziellandewettbewerb gilt es in einem eng abgezirkelten, nur zwei Meter breiten Feld im wahrsten Sinne des Wortes auf den Punkt zu kommen – mal mit Motorleistung, mal mit gedrosseltem Triebwerk, mal ohne Landeklappen, mit der normalerweise Geschwindigkeit und Sinken reguliert werden. Da trennt sich sehr schnell die Spreu vom Weizen. Das alles sieht jetzt nicht gerade aufregend aus, wie es beispielsweise beim Kunstflug der Fall ist. Aber gerade diese Manöber fordern vom Piloten alles, höchste Konzentration und Know-How sowieso.
Piloten von der „hub“ holten dritten, fünften und sechsten Rang
Marcus Ciesielski ist ein alter Wettbewerbshase und gilt in diesen beiden Disziplinen seit Jahren nicht nur als Trumpfkarte der Luftsportgruppe Breitscheid, sondern auch als Joker der Hessischen und Deutschen Equipe. Der 50-Jährige hatte sich zuletzt gemeinsam mit seiner Ehefrau Astrid 2012 unangefochten den Deutschen Meistertitel gesichert und hat inzwischen einen Stammplatz im Deutschen Nationalteam. Es war seine 6. WM-Teilnahme. Astrid Ciesielski zeichnete bei der WM als Team-Managerin des Schwarz-Rot-Goldenen Lagers verantwortlich. In der von den Polen beherrschten Mannschafts-Wertung Präzisionsflug konnte sich ihr „Göttergatte“ gemeinsam mit seinen Teamkollegen Thomas Kirchner und Arnold Grubek bis auf den 5. Platz vorkämpfen, beim Landen reichte es für ihn und sein Team für Platz sechs. Im Gesamt-Rating lag der Breitscheider schließlich im Mittelfeld auf Rang 25.
Richtig auf den Geschmack gekommen sein dürfte in Bautzen Ciesielskis junger Vereinskamerad Robert Deppe. Für den 29-jährigen Westerwälder war es das berühmte erste Mal, dass es ihm ermöglichte, sich mit dem weltbesten Vertretern seines Fachs zu messen. Und der Mann fuhr, pardon, flog mehr als nur einen Achtungserfolg ein. Die Bronzemedaille macht sich bestimmt recht gut ´in seinem Trophäenschrank. In der Einsteigerklasse (Best Low Experienced Pilot) kämpfte er sich auf das Treppchen vor und belegte Rang drei. Und auch in der Teamwertung der Ziellander sah man ihn mit seinen Kollegen Arnold Grubek und Henry Franzkowiak ziemlich weit vorne - auf Platz 6. Gratulation! Das gibt natürlich Auftrieb. Und es ist beschlossene Sache, dass er dieser anspruchsvollen fliegerischen Wettkampfdisziplin treu bleibt.