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Hoch am Himmel Oberschwabens: Breitscheider Freeflyer möchten bei den Deutschen Meisterschaften im Fallschirmspringen an ihre Vorjahrserfolge anknüpfen

  • „Reich‘ mir die Hand….“ Die Breitscheider „Feierflyer“ in Aktion. Saskia Richter (links) und Matthias Kraft proben den Ausstieg.
  • Foto: Michael Wagner
  • hochgeladen von Jürgen Heimann

Am Himmel Oberschwabens küren die besten Skydiver Deutschlands in der kommenden Woche ihre Champions. Vom 2. bis zum 8. September finden auf und über dem Flugplatz der Kur- und Bäderstadt Bad Saulgau die Deutschen Meisterschaften im Fallschirmspringen statt. Teams und Einzelspringer aus allen Teilen der Republik streiten in unterschiedlichen Disziplinen um Sieg und Platz. Für den Kampf um eine Position auf dem Treppchen haben auch Mitglieder der Breitscheider "Himmelstaucher" ihre Helme in den Ring geworfen
Die Chancen für die Luftathleten von „Skydive Westerwald“ stehen nicht schlecht. Zur Equipe gehört mit dem Heiligenborner Chrissi Richter auch der amtierende Deutsche Vize-Meister. Er wie auch seine Kollegen wollen sich in einer der Königsklassen des Sportspringens, dem „Freeflying“, beweisen. Das ist eine zumindest in Deutschland noch relativ junge und ungemein rasante Variante, die sich auch unter den heimischen Schirmartisten zunehmender Beliebtheit erfreut, jedoch extrem hohe Anforderungen an diese stellt. Das ist Hochleistungssport!

Standup, Headdown, Sitfly bei 300 Stundenkilometern

Die Springer erreichen dabei im freien Fall Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometer. Im Gegensatz zum „normalen“ Fallschirmspringen sind die praktizierenden Freeflyer dabei nicht an eine fixe Fluglage gebunden, sondern können/sollen diese variieren. Basisfiguren sind dabei der „Headdown“, so eine Art Kopfstand, “Standup“ (Stehen) und „Sitfly“ (Sitzen), die dann miteinander kombiniert und variiert werden. Das sieht mitunter aus, als würde „Major Tom“ („Völlig losgelöst…“) mit RoboCop Samba tanzen. Und etwas von Tanzen und/oder Ballett hat das Ganze auch an sich. Wobei der Begriff „Freefly“ vielleicht etwas irreführend ist. Denn: Ganz so frei sind die Akteure in ihren Entscheidungen nicht. Die irrwitzig scheinenden Choreografien erfolgen nach exakt vorgegebenen Bewegungsprofilen. Da ist jeder Handgriff, jede Drehung, jede Rotation, jedes Manöver festgeklopft. Jeder Sprung ist in verschiedene Blöcke unterteilt, die so kryptische Bezeichnungen wie „Caterpillar“, „Brouette“, „Double Sit to Feetgrip“ oder „Double Grip Vice-Versa“ tragen. Da wird es einem ja schon beim bloßen Lesen schwindelig.

Den Teams bleiben für ihre Aufgaben nur 35 Sekunden
Beim „Freeflying“ besteht die Crew aus zwei Springern und einem Videomann, der das Ganze hautnah dokumentiert und auf dessen Arbeit sich die Jury, die das später bewerten muss, stützt. Insofern ist gerade auch der Kamerakollege von immenser Bedeutung für Erfolg und Misserfolg. Die Absprunghöhe beträgt 4000 Meter. Dem flotten Dreier bleiben nach dem Exit genau 35 Sekunden, um sein Programm abzuarbeiten. Danach wird „separiert“: Man/frau geht/fliegt in Freundschaft auseinander. Beim „Freestyle“ wiederum gibt es nur einen Solisten als Springer, der aber ebenfalls von einem Videokollegen begleitet wird.
Der Fallschirmsport als solcher ist ziemlich facetten- und variantenreich. Neben den oben erwähnten „Spielarten“ zählt das „Relative Work“ (Bauchfliegen) zu den grundlegenden Disziplinen. Man spricht hier auch von Formationsspringen. Im freien Fall bilden die Akteure verschiedene Figuren, die aus zwei bis zu mehreren hundert Sportlern bestehen können. Neben dem Stilspringen (Figurenspringen) und Zielspringen (punktgenaues Landen), das aber eigentlich nur noch von Militärmannschaften bzw. Sportsoldaten betrieben wird, gibt es Kappen-Relativ (Formationsfliegen am geöffneten Schirm), Canopy Piloting/Swooping (dynamisches Fliegen mit dem Schirm in Bodennähe) sowie Wingsuiting. Bei letzterem tragen die Springer Flügelanzüge, die ein klein wenig an Batman erinnern und die ihnen vertikales Fliegen über große Distanzen ermöglichen. Last but not least wäre noch Para-Ski zu nennen, eine Art nordische Kombination: Zielspringen, an das sich in einem getrennten Wettkampf ein Abfahrtslauf anschließt.

Und die Ehefrau lässt sich auch nicht lumpen

Vize-Meister Chrissi Richter, der in der „offenen Klasse“ antritt und nebenbei auch noch Chef eines Freefly-Vierer-Teams ist, mit dem er bei der letzten DM ebenfalls „Silber“ holte, betreibt diese Form des Fallschirmspringens seit sechs Jahren und kann als Skydiver an und für sich auf insgesamt 12 Jahre „Berufserfahrung“ mit ca. 3000 Sprüngen verweisen. Zum „kleinen“ Team des 34-Jährigen gehören noch Sebastian Picard aus Königswinter und Kameramann John Cragg aus Köln. Aber ohne seine Frau Saskia (30) mag der Autolackierer vom Westerwald die Reise ins Schwäbische auch nicht antreten, auch wenn diese, das ist mal sicher, dort mit jemand anderem, nämlich Matthias „Matze“ Kraft, Händchen halten wird. Mrs. Richters Aufgabe geht über die einer reinen Begleiterin hinaus. Die junge Frau gehört zum einzigen „reinrassigen“ Breitscheider DM-Team dieses großen Wettbewerbs, den „Feierflyers“. Neben ihr und Teamleiter Kraft komplettiert Videomann Michael Wagner die fidele, in der Einsteigerklasse operierende Runde. Drücken wir ihnen die Daumen: Blue Skies!

  • „Reich‘ mir die Hand….“ Die Breitscheider „Feierflyer“ in Aktion. Saskia Richter (links) und Matthias Kraft proben den Ausstieg.
  • Foto: Michael Wagner
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  • Chrissi Richter aus Heiligenborn ist amtierender zweifacher Deutscher Vize-Meister im Freeflying. Im schwäbischen Saulgau hofft der 34-jährige, diesen Status mit seinen Teams zumindest halten zu können.
  • Foto: Skydive Westerwald
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