Gefällt mir! „Fäitzbuck“ ist cool! Poesie und Lebenshilfe zwischen Riesen-Burgern, Hallen-Halma und progressiver Muskelentspannung
So, ich bin jetzt auch bei Fäitzbuck gelandet und somit stolzes Mitglied der mit 1,06 Milliarden Nutzern weltweit größten „Social Network-Community“ – oder wie das heißt. Gefällt mir! Ist aber ein ziemlich krasser Verein. Ganz verstanden habe ich das System sowieso auch noch nicht. Und was an Zuckerbergs Milliarden-Dollar/Euro-Maschine denn jetzt „sozial“ sein soll, will sich mir erst einmal auch nicht erschließen. Irgendwann später vielleicht.
Es ist alles noch ziemlich verwirrend. Aber der Laden fasziniert mich. Da trifft man Leute, von denen unsereins gar nicht gewusst hat, dass er sie kennt – und schwuppdiwupp sind wir Freunde. Das ist ja zunächst nicht mal schlimm, aber ein unbedachter Klick zu viel, und man hat einen intellektuellen Sozialfall mit grenzenlosem Mitteilungsbedürfnis an der Backe. Der hält einen per Statusmeldung fortan in Echtzeit auf dem Laufenden – in Wort und Bild. Ich nehme (An)Teil an seinem Leben mit allen Höhen und Tiefen.
Riesenburger und Hallen-Halma
„Gerade einen Riesen-Burger weggequetscht“, erfahre ich da. Echt? Cool! Gefällt mir! Hochinteressante Info. Natürlich ist dieses Posting entsprechend illustriert. Jetzt weiß ich endlich, wie das doppelstöckige Flaggschiff der Fast Food-Cousine aussieht. So etwas kriegt man ja sonst nicht zu Gesicht. Zur Verdauung vielleicht noch einen McSchnaps? Wenig später: „So, jetzt ne halbe Tafel edle Nougat mit Vanillesplittern und der Nachmittag ist gerettet“. Offenbar hat der Horst sonst keine Hobbies. Frisst wie ein Gaul und arbeitet wie ein Pony. Hat aber unlängst einen romantischen Harzurlaub mit seiner Frau verbracht, wie bei ihm zu lesen war, wofür er sich noch einmal ganz offiziell vor den Augen seiner Facebook-Freunde bei selbiger bedankt. „Danke Schatz!“ Das war übrigens die, deren tiefer Blick vor 17 Jahren beim Hallenhalma sein Leben grundlegend verändert hat. Wusste ich auch noch nicht.
Ja, und dann sind dann noch die Gefühls- und Beziehungs-Experten aus der Liebe, Herz & Schmerzfraktion. Also jene, die aus einem schier unversiegbaren Seelenquell schöpfen und ihr FB-Umfeld mit von tiefgreifender Sensibilität zeugenden Weisheiten beglücken. Da geht es philosophisch und existentiell in tiefste Tiefen. Die verbreiteten Erkenntnisse sind zwar in der Regel nicht auf eigenem Mist gewachsen, was aber an der Stichhaltigkeit dieser Er- und Beleuchtungen nichts ändert.
Kognitiv zu früh abgebogen
Meine Lieblings-Posterin aus dieser Ecke heißt Anke. („So verletzlich wie die Flügel der Schmetterlinge ist auch die Seele des Menschen“).Name geändert. Sie kommt aus Dunkel-Westfalen, dem Wittgensteiner Land. Das ist so eine Art Sahelzone von NRW. Wo und wann ich mir die Tussi eingefangen habe, weiß ich nicht. Plötzlich stand sie auf meiner Liste. Scheint kognitiv etwas zu früh nach links abgebogen zu sein oder ist in der Vulkan-Eifel aus einem Krater geklettert. Und wenn die gut drauf ist – und das ist die fast immer – hagelt es Einsichten, angesichts derer ein Immanuel Kant vor Neid grün angelaufen wäre.
Danke, Anke!!!
Kostprobe: „Schutz und Geborgenheit findest Du nur bei jemanden, der mit Deiner Seele umgeht, als wäre es seine eigene!“ Der Hammer, oder? Ich bin ganz gerührt, sagte der Teig. Und: „Der Dich schätzt und der Dich liebt, der weiß, dass es Dich nur einmal gibt! „ Is ja ‚n Ding! Und es reimt sogar. Gut, am Versrhythmus müssen wir wohl noch etwas feilen…. Meist stehen diese tiefschürfenden Bonmots auf pastellfarbenen, weichgezeichneten Hintergrundgrafiken, was sie noch ergreifender macht. Zugabe gefällig? „Versuche nicht, den Menschen, den Du liebst, mit einer Lüge glücklich zu machen, verletzte ihn lieber mit der Wahrheit“. Das sitzt! So fängt jeder Tag gut an. Jetzt wissen wir, wo der Frost die Locken hat. Danke, Anke! Bis morgen. Kann‘s kaum erwarten. Und immer dran denken: Wir wissen zwar nicht, wo wir hin wollen, aber dafür sind wir schneller dort!
Zwischendurch erfahre ich dann im „Newsticker“, dass Helga S. , die als Kind die Einschulung aus Gewissensgründen verweigern wollte und ganz früher von Mama durch den Pullover gestillt wurde, in irgend einem bescheuerten Onlinespiel das nächste Level erreicht und somit die Silberplakette gewonnen hat. Die Tante, im wahren Leben eine alleinerziehende fremdbesamte und spätgebärende Spaßbremse mit dem Liebreiz einer Magenschleimhautentzündung, scheint den ganzen Tag nichts anderes zu machen als online die Welt zu retten. Apropos Welt retten: Das ist natürlich eine Lebensaufgabe, eine Mission, die zu erfüllen einige meiner „Bekannten“ mit nachgerade fanatischem Enthusiasmus unterwegs sind.
Beim Wettgrillen der Veganer in die Steckdose gegriffen
Da ist zum Bleistift Manfred H., der früher noch nicht einmal eine Briefmarke unfallfrei aufkleben konnte und heute in Haiger lebt. (Das ist eine als Fußgängerzone verkleidete Tempo-30 Zone). Ich habe ihn eigentlich als patenten Typ in Erinnerung. Wir beide haben mal zusammen ein Ranger-Praktikum im Streichelzoo des Donsbacher Wildparkes absolviert. Seit Manni aber beim Wettgrillen der veganisch-esoterischen Gesellschaft in die Steckdose gegriffen hat, ist er auf dem „Planet Earth“-Trip. Momentan geht er der Frage nach, wie viele Wochen ein Lichtjahr hat.
Erfüllt von heilender Liebe, durchdrungen von kosmischem Bewusstsein und beseelt vom ungebremstem Einssein mit allen lebenden und toten Kreaturen therapiert der zum Hobby-Homöopath mutierte Seher selbst verwelkte Topfpflanzen nur durch Handauflegen. Seit ich ihn auf meiner Freundesliste stehen habe, scheine ich automatisch auch den Mayakalender nebst Lebensbaum („Wenn Du all Deine Kraft in das steckst, was Du ersehnst, bekommt es eine körperliche Gestalt“) abonniert zu haben. Hinterlegt ist da meist das Foto irgendeines grenz-debil lächelnden südamerikanisch aussehenden Möchtegern-Winnitous, der dreinblickt, als wäre er schon beim Casting der Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg durchs Raster gefallen. Deshalb bessert er sich heute als Freizeit-Schamane und Hochgebirgs-Molch auf 400-EUR-Basis seine Hartz-IV-Bezüge auf.
Übrigens: Soeben hat Helga das nächste Level erfolgreich geschafft. Gratuliere! Stell’ Deinen PC besser auf den Boden – damit er nicht abstürzt!
Muskelentspannung als Turnierdisziplin
Heidi-Chantal aus Freising leidet unter Netzhautverkrümmung am Mittelscheitel. Sie ist eine Seelenverwandte Manfreds und hat trotz ihrer jungen Jahre schon eine exponierte menschliche Entwicklungsstufe erreicht. Von ihr kann man noch eine Menge fürs Leben lernen. Als ästhetische Sollbruchstelle betreibt das aufgeweckte Ding progressive Muskelentspannung als Turnierdisziplin, meditiert inzwischen in der Bundesliga, ist praktizierende Yogini (die kleine Schwester von Yogi) und hat bei der jüngsten Lichttherapie zu viel UV-Strahlung abbekommen: „Wer immer durch sein Leben eilt, übersieht sich irgendwann selbst“. Langsam Mädel, langsam! Die Lage ist noch nie so ernst gewesen wie immer. Apropos übersehen: Die Maid ist so farblos, da schlägt noch nicht mal der Sensor an der Drehtüre an. Deshalb wummst sie auch immer gegen die Glasscheibe. Da könnte sich noch Zusätzliches an Spät- und Folgeschäden entwickeln. Und nein Michael, ich möchte Deine Sch….Seite nicht mit „Gefällt mir“ markieren!!! Und der Vortrag über linksrheinischen Voodo-Kult in Köln-Wahn, zu dem mich Martin in die Krabbelgruppe der Hells Angels eingeladen hat, interessiert mich auch nicht!
Halbzeit bei Helga
Helga? Heeelgaaa? Irgendwie scheint da Halbzeit zu sein…. Eben verkündet Frank D., dass er ab sofort mit Klaus L. befreundet ist. Klaus ist ein leidenschaftlicher Biker. Wenn der voll montiert losradelt, sieht er aus wie Kommissar Rex nach der Wurmkur. Kerstin M. gefällt Christopher V`s Link. Gut, da kann ich jetzt mit leben. „Marion P. completed Level 58 in Candy Cush Saga“ Huuch! Was ist das denn schon wieder? Ist sicher ein Tippfehler. Die meinen bestimmt „Candy Jane“. Aber das Lied ist meines Wissens doch von Udo Lindenberg und nicht von Saga…. Und: „Tamara arbeitet bei Crimnal Case an einem neuen Mordfall“, poppt da gerade im Newsfeed auf. Ist ja echt spannend. Fragen zu allen Lebenslagen kann und darf man hier auch stellen:„Sagt mal Ihr ganzen Feedly User. Müssen wir eigentlich noch irgendwas machen wenn wir heute noch mit Google Reader syncen? Funzt das so auch nach dem 01.07. dann noch?“ Ähm?? Hääh? Das war bestimmt auch so einer, der die letzte Tollwutimpfung geschwänzt hat. Kannst Du sagen Frage noch mal???
Ein Computertisch aus der Barockzeit
Während Siegbert als Geburtstagsgeschenk für seine Mama einen Computertisch aus der Barockzeit sucht, fragt Dieter, ob es Unglück bringe, dass er seine Hochzeit schon zweimal verschoben habe. Prompte Antwort: „Nicht, wenn Du so weiter machst!“ Horst hat sich soeben noch eine Schachtel Lübecker Marzipan gegönnt, während Tamara in ihrem Kriminalfall nicht wirklich weiter kommt und Inge gerade Nudeln mit Bärlauch-Käse-Sauce kocht…..
Und was den Leuten so alles gefällt! Das rauscht hier nur so rein. Katrin Sch. gefällt Lisa M’s Foto. Ich habe mir das mal angeschaut. Also wirklich! Die Porträtaufnahme wirkt, als wäre sie mit Google Earth gemacht worden. Trotzdem kommentiert Sven R.: „Du siehst aber goil aus!“ Ich vermute mal, das ist auch so ein Typ, der unter einem 7-Gänge Menü einen Sechserpack Bier und eine Bild-Zeitung versteht, sich als Doppelhaushälften-Bewohner freut, wenn es beim Nachbarn brennt und ansonsten auf dem Fernseher sitzt und Sofa schaut. Heelga??? Verdammt! Das Spiel ist aus – und ich habe das Finale verpasst! Muss ihr eine Nachricht in ihre Chronik posten und gratulieren. Tolle Leistung!
Noch ein Update von Anke
Eben meldet sich Anke noch mal. Ihr ist noch ein Sinnspruch eingefallen: „Akzeptiere niemals, für jemanden zweite Wahl zu sein. Mach niemanden zu Deiner Priorität, für den Du nur eine Option bist“. Whoww! Mich haut es aus den Stützstrümpfen. Ja, ich wiederhole mich: Danke. Anke! Aber wie ich das Madel einschätze, hat es für heute sein Pulver noch nicht verschossen. Sie legt bestimmt noch mal nach. Motto: „Ich sage, was ich denke, damit ich höre, was ich weiß“. Ha, hier ist schon ihr Update: „Die Welt lebt von Menschen, mehr tun als ihre Pflicht“. Mädel, weiter so!
Und damit wollen wir es belassen. Das Schlusswort hat Oscar Wilde: Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten! Amen.
*schmunzel* Feiner Text ;))))