Hereinspaziert! Gags, Klamauk und Boogie-Woogie: Unterhaltsame Platzrunden mit den „Flying Dutchmen“
Dass der Wind auf dem Westerwald mitunter ziemlich kalt pfeift, ist ja nix Neues. Insofern sollten auch den niederländischen Slapstick-Mimen des „Flying Circus“ bei ihrem Gastspiel im Rheinland-Pfälzischen Montabaur (Westerwaldkreis) heftige, von Regen durchtränkte Brisen in die geschminkten Gesichter blasen. Den Zuschauern übrigens auch. Aber man ließ sich diesseits und jenseits des Manegenrands nicht sonderlich davon beeindrucken. The Show must go on! Das dreitägige Gastspiel der abgedrehten Theatergruppe aus Gouda-Country war trotz der teils widrigen Witterungsverhältnisse ein Fest der guten Laune. Und zumindest am letzten (Sonn-)Tag ging es mal ohne feuchte Begleiterscheinungen von oben ab.
Der LSC Westerwald hatte die aero-affinen Künstler eingeladen, um der interessierten Öffentlichkeit auf unkonventionelle, informative und lustige Art und Weise Zugang zur schönsten Nebensache der Welt zu eröffnen: dem Fliegen. Bei freiem Eintritt übrigens. Um die Luftfahrt dreht sich programmatisch alles bei der aberwitzigen Performance des „Storytellers“ und seiner Crazy-Truppe.
„Storyteller“ ist der Spitz- und „Künstlername“ von „Circus-Direktor“ Hans Nordsiek. Als solcher und unter diesem Namen hatte der quirlige und am Himmel erprobte Entertainer schon vor Jahren mit bescheidenen Mitteln angefangen, sein Publikum zu unterhalten – mit spannenden und aberwitzigen Geschichten, die man nun glauben konnte oder nicht. Fliegerlatein ist ja eine Weltsprache. Und das Projekt sollte in Folge immer größer werden.
Inzwischen ist das Fußvolk der „Fliegenden Holländern“ mit einem ausgewachsenen, doppelstöckigen Tourbus auf Achse – in ganz Europa. Zur Crew zählen elf Personen. Der Chef, im Zivilberuf Flugkapitän auf einer B 777, pflegt standesgemäß mit einem prächtigen, alten Doppeldecker heran zu brummen: der „Old Crow“, einer liebevoll restaurierten und phantasievoll lackierten Boeing-Stearman. Diesmal hatte aber auch er witterungsbedingt Probleme, den Ort des Geschehens auf direktem Kurs anzusteuern. Aber: Viele Wege führen schließlich nach Rom – und nach Montabaur. Ungeplante Zwischenstopps inklusive.
Adressaten ihrer Botschaft, die zu verkünden die Niederländer nicht müde werden, sind vor allem die Kinder. Aber deren Eltern scheinen sich ebenso köstlich zu amüsieren. Das junge Publikum wird aktiv ins Geschehen eingebunden, zwischendurch gibt es, unterhaltsam verpackt und mit köstlicher Komik garniert, etwas Nachhilfe in Sachen Luftfahrtgeschichte, Flugphysik und Aerodynamik. Wir gehen der existentiellen Frage nach, warum und wieso ein Flugzeug fliegt, wohin, warum und überhaupt…. Mit vielen Gags und verblüffenden Tricks angereicherte Rollenspiele und Sketche helfen dabei, die thematischen Inhalte zu transportieren. Wobei vor allem die unnachahmliche Mimik der Akteure in ihren teils abenteuerlichen Outfits auf der Habenseite zu Buche schlägt. Tania, Fred und Ruud haben es dahingehend voll drauf. Und der Hans, der kann’s!
Mit an Bord außerdem Jeroen Sweers, ein begnadeter (Boogie-Woogie-)Pianist, der für die „Orchestrierung“ des Theaters verantwortlich zeichnet, selbiges mit treibenden Klängen und fetzigen Rhythmen begleitet und abends, bei der obligatorischen After-Show-Party, im Verein mit einer Harfistin noch mal richtig aufdreht. Wehe, wenn sie losgelassen…
Im Rahmen ihrer aktuellen Tournee machen die „Flying Dutchmen“ in den nächsten Wochen noch in zahlreichen anderen Städten in Frankreich, Belgien und ihrem Heimatland Station. Und für das kommende Jahr haben sie sich wieder ganz in der Nähe angesagt. Anlässlich eines großen, kombinierten Flugzeug- und Auto-Oldtimer-Festivals am 30. und 31. Mai 2015 auf dem Siegerlandlfughafen ersucht das Ensemble wieder um Lande- (und-Park-)Erlaubnis. Schon erteilt.
Mehr über den Flying Circus hier: http://www.flyingcircus.nl/