„Ist die Pille danach“ wirklich Mord?

Diese Ansicht der katholischen Kirche teile ich nicht und halte sie für sehr weltfremd.

Es ist schon schlimm genug und für mich absolut unverständlich, dass einer vergewaltigen Frau in Köln in zwei katholisch geführten Krankenhäusern ärztliche Hilfe verweigert wurde. Mein Verständnis für diese Maßnahme ist gleich Null.

Katholische Morallehre - schön und gut. Aber dass einem Vergewaltigungsopfer die Hilfe verweigert wurde und jetzt auch noch jede Frau, die die „Pille danach“ nimmt, als Mörderin hingestellt wird, schlägt dem Fass den Boden aus und zeugt von einer Weltfremdheit, die ich heutzutage auch von der katholischen Kirche nicht mehr für möglich gehalten hätte.

„Pille danach ist Mord“
Gestern bin ich beim Zappen (neudeutsch für „Fernsehprogramme durchschalten) bei einem Nachrichtensender hängegengeblieben, in dem gerade über den von mir eingangs erwähnten Krankenhausskandal berichtet wurde. In dem Bericht wurde ein Vertreter der katholischen Kirche (wer das war, weiß ich nicht mehr) unter anderem auch zur Haltung der katholischen Kirche zur „Pille danach“ und im speziellen zur Einnahme dieser Pille durch vergewaltigte Frauen befragt. Da behauptete dieser Mann doch ernsthaft, dass man ein schlimmes Verbrechen (also die Vergewaltigung) nicht durch ein noch schlimmeres, nämlich Mord, sozusagen im Nachhinein korrigieren dürfe. Mit Mord meinte er die Einnahme dieser Pille. Man würde nämlich nach Ansicht der katholischen Kirche durch die Einnahme der Pille ein werdendes Leben vernichten und das sei einer Abtreibung gleichzusetzen.

Mir blieb vor so viel menschlicher Dummheit und Verbohrtheit fast die Luft weg. Ich kann noch nachvollziehen, wenn eine Abtreibung als Tötung bestehenden Lebens angesehen wird, auch, wenn ich eine andere Meinung dazu habe. Aber dass durch die Einnahme einer Pille, die die Befruchtung einer Eizelle verhindern soll, ein Mord begangen wird, ist so an den Haaren herbeigezogen, dass ich noch mehr, als ich es eh schon tue, am Sinn der „Institution katholische Kirche“ zweifle.

Pille danach kann kein Mord sein
Vielleicht liest dieser Kirchenmann oder irgendein anderer hier mit, deshalb mal simpel erklärt, wie so eine Pille funktioniert: Diese und auch die „normale“ Pille zur Geburtenkontrolle verhindert praktisch wie eine Mauer, dass eine Samenzelle ein befruchtungsfähiges Ei erreichen kann. Mit anderen Worten: den Samenzellen wird es gar nicht ermöglicht, Leben entstehen zu lassen. Was soll jetzt daran Mord sein? Etwas, das noch gar nicht entstanden ist, kann auch der böswilligste Mensch nicht töten.

Die Begründung der katholischen Kirche, die Pille sowie die „Pille danach“ abzulehnen, weil einmal gezeugtes Leben geschützt werden solle, ist so ein Blödsinn, wie er wohl nur von total weltfremden Menschen verzapft werden kann.

Selbst wenn es so sein sollte, dass durch die Vergewaltigung doch schon eine Befruchtung eingetreten sein sollte und die „Pille danach“ dann verhindert, dass sich das befruchtete Ei in der Gebärmutterschleimhaut einnistet, kann ein normal denkender Mensch nicht behaupten, hier wäre ein Mord geschehen.

Noch nicht genug Probleme?
Die katholische Kirche hat doch eigentlich schon Probleme genug, was das Verständnis vieler Menschen, auch der Katholiken, für ihre mehr als mittelalterliche Einstellung betrifft – nicht nur im aktuellen Fall. Aber sie scheint sich darin zu gefallen, eine Kirche der Prinzipien und nicht der Begleitung zu sein.

Ich kann verstehen, dass eine Kirche mit solch antiquierter Vorstellung etwas dagegen hat, wenn im Normalfall die „Pille danach“ verweigert wird. Aber bei Vergewaltigungsopfern verstehe ich das nicht, werde es auch nie – und will es auch nicht. Was die katholische Kirche sich da geleistet hat, ist abenteuerlich und unglaublich.

Keine Kritik an Kirchengemeinden vor Ort
Ich möchte betonen, dass ich mit meiner Kritik die Institution katholische Kirche meine und nicht die einzelnen Kirchengemeinden, die viel Gutes tun. Ich bin auch davon überzeugt, dass viele katholische Geistliche vor Ort über die Haltung ihrer Kirche entsetzt sind. Deshalb wäre es doch gut, wenn viele, die in der nächsten Sonntagspredigt von der Kanzel reden, mal offen dazu Stellung nehmen würden und sagen, was sie davon halten, auch, wenn sie sich gegen die katholische Kirchenlehre wenden. Aber ich glaube nicht, dass dazu der Mut besteht.

Bürgerreporter:in:

Horst-Peter Horn aus Erkrath

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