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Tritt Frau Schavan zurück?

Oder anders gefragt: Muss und sollte sie das?

Jetzt ist also wieder eine Person aus der Politik, und diesmal wieder eine aus der Bundesregierung, ihren Doktortitel los.

Damit hat nun nicht nur die betreffende Person, die Bundesbildungsministerin Anette Schavan, ein Problem, sondern auch die Bundeskanzlerin. Bisher bestreitet Frau Schavan, ihren Doktortitel zu Unrecht erhalten zu haben und möchte gegen die Entscheidung der Universität Düsseldorf klagen, was ihr gutes Recht ist. An einen Rücktritt denkt sie nicht und auch die Bundeskanzlerin hat ihr das Vertrauen ausgesprochen.

Ich gestehe gerne, dass ich, wäre ich an Frau Schavans Stelle, auch nicht zurücktreten würde. Ich glaube allerdings, dass sie das in nicht allzu ferner Zeit trotzdem macht, weil der politische Druck zu groß werden wird.

Es stellt sich jetzt die Frage: Muss oder sollte Frau Schavan zurücktreten? Zunächst einmal: Ein Mitglied der Bundesregierung muss natürlich keinen Doktortitel haben, um vernünftige politische Arbeit leisten zu können. Und diese Arbeit wird ja nicht zwangsläufig schlechter, wenn der Doktortitel im Nachhinein aberkannt wird.

Wird nun allerdings erkannt, dass die abgegebene Arbeit, die zum Doktortitel führte, nicht ganz korrekt ist, weil Quellenangaben fehlen, wird es etwas komplizierter. Auch Studenten sind Menschen und machen deshalb wie alle Menschen Fehler. Und wer hat nicht schon mal geschummelt? Aber zu diesen Fehlern sollte man dann, wenn man erwischt wird, auch stehen.

Sollte Frau Schavan also tatsächlich mehr oder weniger absichtlich vergessen haben, die Quellen ihrer Doktorarbeit anzugeben, finde ich das noch nicht so dramatisch. Verwerflich finde ich es aber, wenn sie dies abstreitet und sich auch nach gerichtlicher Prüfung herausstellt, dass dies doch der Fall war. Dann macht sie sich als Politikerin unglaubwürdig und sollte freiwillig und rechtzeitig zurücktreten, bevor der Schaden für sie und die Bundesregierung noch größer wird. Dies allerdings nur, wenn sie tatsächlich falsch gehandelt hat, was meiner Meinung nach ja noch nicht bewiesen ist.

Ich bin allerdings sehr verwundert darüber, dass die Zweifel an der Wahrhaftigkeit der Frau Schavan erst seit ein paar Monaten bekannt sind. Die Doktorarbeit wurde schon vor über dreißig Jahren angefertigt und geprüft. Auch wenn es damals noch nicht die technischen Möglichkeiten wie heute gab, Plagiate zu erkennen, hätten doch diejenigen, die mit der Prüfung der Arbeit befasst waren, bei gründlicher Untersuchung merken müssen, dass da was nicht ganz in Ordnung ist. Denn auch die Möglichkeit, Plagiate anzufertigen, waren damals noch so gut wie heute möglich. Aber entweder haben sie nichts gemerkt (dann waren sie schlampig) oder man hat beide Augen zugedrückt. Eine andere Erklärung gibt es für mich nicht.

Im Moment gehe ich noch davon aus, dass Frau Schavan ihren Doktortitel zu Recht erhalten hat, denn es wäre mehr als unvernünftig, mit dem Wissen, Quellen unterschlagen zu haben, anwaltlich gegen die Aberkennung des Doktortitels vorzugehen. Dann wäre sie politisch durch eigene Schuld erledigt.

Sollte sie falsch gehandelt haben, soll sie dies in der Öffentlichkeit zugeben. Dann wäre kein Grund für einen Rücktritt gegeben, denn PolitikerInnen, die zugeben, etwas falsch gemacht zu haben, sind mir lieber als solche Leute, die wider besseres Wissens darauf beharren, nichts falsch gemacht zu haben.

Aber selbst, wenn sich irgendwann herausstellen sollte, dass der Vorwurf des Plagiats nicht richtig war – Frau Schavan wird nicht mehr lange im Amt sein. In diesem Jahr sind Bundestagswahlen, da kann es sich die Bundeskanzlerin nicht leisten, mit einer Ministerin in den Wahlkampf zu gehen, an der der Makel des Plagiats haftet. Deshalb wird mit Sicherheit so viel Druck auf Frau Schavan ausgeübt werden, dass sie ihren politischen Hut nimmt. Und wenn sie das nicht freiwillig macht, wird sie von der Bundeskanzlerin entlassen, da bin ich mir sicher.

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3 Kommentare

> "Tritt Frau Schavan zurück?"

Will man Schummler als Volksvertreter?

Ja, sie ist bereits zurück getreten. Und Frau Prof. Wanka (bisher niedersächsische Wissenschaftsministerin) wird Nachfolgerin.

Zur Sache wäre noch hinzuzufügen, dass Plagiate (so sie denn welche sind) den Gutachtern einer Arbeit auffallen müssten, denn sie sind ja schließlich vom Fach. Sich einfach auf das Anstreichen von Kommafehlern zu beschränken, heißt seine Arbeit nicht richtig gemacht zu haben.

Aber Plagiate gab es schon immer. Auch unterschiedliche Ansichten darüber, wie das Plagiat zu definieren ist. Vieles ist bereits gedacht und auch niedergeschrieben worden und was zum Gemeingut geworden ist, das wird in einer Prüfungsarbeit natürlich nicht noch erst quellenmäßig belegt werden müssen. Wäre das anders, wären Arbeiten wegen der endlosen Fußnoten nicht mehr lesbar.

Schlimmer als das "Abschreiben" sind die Lügengebäude an Erfundenem, die zum Kern einer Arbeit werden und normalerweise schwer aufzudecken sind. Ich kenne einen Fall, in dem jemand für seine Doktorarbeit ein bereits ausgestorbenes Brauchtum nachinszeniert hat und mit Fotos "bewies", dass der betreffenden Brauch noch lebendig sei. Diese "Entdeckung" hat die Gutachter dann so erfreut, dass sie die Arbeit noch besonders gut benoteten. Nebenbei bemerkt, stammten einige Passagen in der betreffenden Dissertation gar nicht vom Autor selbst sondern waren von verschiedenen Freunden verfasst worden. Wer soll das entdecken, wenn alle "Saufkumpane" dicht halten?

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