DDR 1989 – Aufstand gegen die kommunistischen Kader – Teil 1 (Zeitgeschichte)

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Vor dreißig Jahren hatte es in der DDR eine Minderheit von wenigen Millionen Bürgern (von insgesamt etwa 17 Millionen Einwohnern) geschafft, eine Diktatur, einen von Verbrechern geführten Staat, zu stürzen. Leider wird heute von unwissenden Politikern und einigen Journalisten behauptet, „die DDR-Bürger“ hätten den Spuk des Kommunismus abgeschafft und die Wiedervereinigung herbeigeführt (= es seien alle DDR-Bürger gewesen).

Es waren nicht ALLE Bürger der DDR, sondern eine Minderheit.Die Genossen hatten im Oktober noch „40 Jahre DDR“ mit Militärparade gefeiert. Kolonnen über Kolonnen von marschierenden Genossen hattenzur Tribüne mit Honecker und Krenz „Hurra-Hurra-Hurra“ geschrieen, alles bestens eingeübt. Doch die SED-Kommunisten hatten keine Kraft mehr – außer Sprüchen. Viele DDR-Bürger, diejenigen mit gesundem Menschenverstand, hatten die Lügen der Partei erkannt und die Fabel von der Gleichheit und Gerechtigkeit in der DDR entlarvt. Honecker wurde von seinen Genossen abgesetzt, Egon Krenz folgte. Und dieser machte im Stil von Honecker weiter, indem er im DDR-Fernsehen die Lüge der großen Erfolge bei den gerade stattgefunden Wahlen verkündete.

Wie kann man die Diskrepanz der Lügen der kommunistischen Partei mit dem tatsächlichen Empfinden der Bevölkerung besser aufzeigen als mit Zitaten aus der damaligen Zeit? Der erste hier vorliegende Bericht bringt Artikel aus der Zeitung „DAS VOLK“. Diese Zeitung war das Presseorgan der SED Erfurt. Jeder kann sich selbst ein Urteil bilden, was damals in der DDR geschah – aus den Meldungen einer Parteizeitung, Pflichtlektüre der kommunistischen Genossen.

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Hier meine erste Darstellung vom Anfang November 1989:

In der DDR gärte es im Oktober und November 1989. Das konnte selbst die SED-Parteizeitung „DAS VOLK“, Organ der Bezirksleitung Erfurt der Sozialistischen Einheitspartei SED“ nicht mehr verbergen. Zwar nicht auf Seite 1, aber immerhin auf Seite 2 gab es Berichte über Demonstrationen. Auf Seite 1 wurde noch im herkömmlichen Stil Meldungen platziert über den angeblich in Nöten liegenden kapitalistischen Westen. Es hieß zum Beispiel, dass DDR-Bürger, die bereits auf schwierigen Wegen in den Westen geflüchtet waren, wieder in hohen Zahlen zurück in die DDR wollten. Zudem wollten italienische Arbeitslose unbedingt in die DDR, aber die Bestimmungen in Italien ließen dies nicht zu. usw. usw.

Bericht auf Seite 2:

Zehntausende demonstrierten gestern abend zum Domplatz

Nach Friedensgebeten in der Kaufmannskirche, der Lorenzkirche, der Wigberti- und der Predigerkirche formierten sich gestern abend in der Bezirksstadt Zehntausende mit Kerzen, Transparenten und Lampignons zu einem genehmigten Demonstrationszug, der auf dem Erfurter Domplatz endete. Zu lesen standen Losungen wie: „Demokratie jetzt – Reisefreiheit für alle“, „Wir wollen Taten – keine Worte“, „Reden ist Silber – Reformen sind Gold“, „Frieden ist ein großer Schatz – wir fordern einen Wehrersatz“ und „Aufbruch auch in der Schule“. In einer emotionsgeladenen Atmosphäre ergriffen dann Sprecher politischer Parteien der DDR und Initiativgruppen das Wort im derzeitigen politischen Dialog.“ … …

„ Ein jegliche Fairneß im gemeinsamen Dialog vermissendes Pfeifkonzert empfing die Oberbürgermeisterin der Stadt Erfurt, Rosemarie Seibert, die immer wieder von Buh-Rufen und unsachlichem Geschrei unterbrochen wurde.“… …

Zusätzlich wurde aufgeführt, dass es weitere Demonstrationen in DDR-Städten gegeben habe: so in Rostock, Halle, und der Wilhelm-Pieck-Stadt Guben mit Zehntausenden Bürgern. In Gera hätten sich 70.000 Menschen versammelt, vor der SED-Bezirksleitung und weiteren öffentlichen Gebäuden hätten sie brennende Kerzen aufgestellt.

Es wurde deutlich, die DDR war im Aufbruch. Aber die SED-Zeitung „DAS VOLK“ hielt in weiteren Berichten auf insgesamt acht Seiten dagegen. Agitiert wurde gegen die Bundesrepublik. Dazu wurde verlautet: „CDU/CSU verunglimpfen Arbeitslose“, eine Darstellung im Stil von DDR-Fernsehkommentator von Schnitzler. Dazu Berichte aus dem Alltag wie

„Temperaturrekorde im Oktober – so warm wie seit 40 Jahren nicht“. Es hatte im Oktober subtropische Warmluft gegeben in der DDR.

Immer wieder musste die Parteileitung der SED-Zeitung dem Druck der Leser, meist Genossen, nachgeben. So wurden die Privilegien, die sich ein ehemaliger Erfurter Parteifunktionär zugeschanzt hatte, angeprangert. In einer Abbildung sind die Berichte zum SED-Funktionär und IG-Metall-Vorsitzenden Gerhard Nennstiel und dem angeblichen Skandal um sein Eigenheimbau zu lesen: „Da „kocht“ die Arbeiterseele“, „Großer Schaden – Ursachen aufdecken“, „Hilfe ausgenutzt und missbraucht“.

Zusätzlich ist noch ein Foto angefügt mit der Beschwerde einer Frau aus Ruhla. Dies dokumentiert eine der falschen Erfolgsmeldungen, mit denen die DDR-.Bürger über Jahrzehnte leben mussten (Planziele erfüllt oder übererfüllt - aber real Fehlanzeige usw.).

(s. Fotos)

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Anmerkung:
Zu den Verhältnissen im Unrechtstaat DDR hatte ich mich seit Jahren informiert, war viele Male dort gewesen zu Besuch. Im Oktober 1989 hatte ich Bekanntschaft mit einem Bürger aus Eisenach schließen können. Dieser hatte mir dann auf meinen Wunsch hin die SED-Parteizeitung mit den interessanten Berichten aus der Zeit von Ende Oktober 1989 bis Dezember 1989 nach Marburg gesandt. Diese Zeitungen habe ich aufgehoben. Aus den SED-Berichten in „DAS VOLK“ werde ich demnächst weiter zitieren und aufklären.

Hier geht es weiter zum Bericht 2:

https://www.myheimat.de/marburg/politik/ddr-1989-d...

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Gimbel aus Marburg

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