Sie sind jetzt im März schon beide wieder da!
Sie sind uns schon seit Jahren immer treu geblieben und sind regelmäßig an ihre alten Brutplätze zurückgekommen.
Die beiden Diedorfer Störche.
Der Januar und Februar war brutal kalt. Wir haben bei Führungen und Fernsehaufnahmen im Haus der Kulturen und internationalen Maskenmusen extrem gefroren. Der März ist aber gleich viel wärmer als gewohnt. Das freut auch Familie Storch. Es gibt bereits genug Futter in den Schmutterwiesen zu finden. In Afrika, da wo die Störche anscheinend im Winterurlaub waren, ist es für gute Beute oft eher zu warm gewesen. Gerne wüsste ich, was sie dort erlebt haben.
Der Bund Vogelschutz Bayern hat mir verraten, dass diese Vögel heutzutage meist gar nicht mehr nach Afrika fliegen, sondern auf den Müllhalden in Spanien überwintern. Dort wird das aus sortierte Gemüse aus den mit Folie überdachten riesigen Anbauzelten zu größeren Teilen entsorgt, was wiederum Insekten anzieht, diese wiederum Mäuse, Ratten, Echsen und Frösche und diese dann letztendlich unsere Störche. Nicht gut für die Störche, denn schwelgend im verfaulenden Pflanzenmaterial stecken Pestizide und Antibiotika mit denen sie sich voll pumpen. Und dennoch bleiben sie also einfach mitten auf dem Flug nach Afrika hängen und ich bin um meine ganzen Träume beraubt, die mit mir hinter den Störchen her auf den Flügeln der Phantasie mit reisen. Schade!
Nun werden wir aber im Haus der Kulturen trotzdem unsere Ausstellung zeigen:
"Vogelfrei" oder "was uns der Diedorfer Storch von seinen Reisen nach Afrika erzählen kann".
Zugvögel sind doch etwas Herrliches: Da fliegen sie vor dem Winter einfach davon und unsere Wünsche und Vorstellungen ziehen mit ihnen. Das war schon immer so : Für viele antiken Völker ,wie auch bei den Römern waren die Vogelzüge ein göttliches Vorzeichen, das man verstehen und deuten wollte. Bei den Römern waren dafür die Auguren zu ständig. Vögel waren bei allen Völkern je nach Art mit unterschiedlicher Bedeutung belegt.
Selbst heute noch sehen wir bei einzelnen Vogelarten auch im allgemeinen Volksmund noch fest verwurzelte menschlich anmutende Verhaltensweisen . Wir sagen: Ist das ein komischer Kauz, was für ein verrücktes Huhn, so ein eingebildeter Pfau, ein Gockel im Hennenhof, so ein Schmutz-Fink, der steckt seinen Kopf in den Sand wie ein Strauss usw.
Auch in all den Ländern , die unser Diedorfer Storch früher bereist hat, haben Vögel ihre bestimmte Bedeutung.
Ein naher Verwandter des Storches, der Marabu, wurde wegen seines daher stolzierenden Ganges und seiner langsamen , bedächtig anmutenden Bewegungen zum Namensgeber für die Berufssparte der Gelehrten und Dorflehrer. Ganz ehrfürchtig wird der Name: „Le marabu“ geflüstert, wenn es sich gar um einen der Koranauslegung Kundigen , oder gar um einen echten „Hadsch“ ,einen Wallfahrer aus Mekka handelt.
In der Sahelzone südlich der Wüste Sahara , die oft nur alle paar Jahre genug Regen für die Aussaat der Hirse ab bekommt, sind es vor Allem die Falken mit Ihren scharfen Augen, die tagsüber für Ihre Schutzbefohlenen, die Menschen aus Burkina Faso den Himmel nach kleinen Wölkchen absuchen, um im Glücksfall im senkrechten Sturzflug in den Dörfern der Bobo und Bwa schnell den Beginn der Aussaat zu veranlassen. Nachts übernehmen die Eulen mit ihren weit aus gebreiteten Flügeln und ihren großen Augen diese Aufgabe. Beide Vögel erscheinen charakterisiert als senkrechte oder wagerechte Brettmasken für die Regenzeremonie der Völker in der Sahelzone.
Viele andere Vögel wie der Waldrapp( europäischer Ibis und die Graureiher) machen da lieber in der Poebene und in den Lagunen von Venedig Winterpause.
Haben die frühen Völker der Völkerwanderungszeit wie die Langobarden dort vielleicht gesehen, wie diese und vielleicht auch die Vorfahren unseres Diedorfer Storchenpaars mitten aus der feuchten Erde kleine strampelnde Wesen herausgezogen haben? Waren das vielleicht die Seelen der in der Erde begrabenen Ahnen? Hat unsere Störche diese strampelnden Wesen nicht vielleicht dann schon bald in die Wiegen der jung verheirateten Paare abgelegt?
Natürlich wußten auch schon die frühen Völker ,dass diese Fruchtbarkeit im Frühjahr nicht nur durch Waldrapp und Storch angeregt wurde. Schön war es aber trotzdem so an eine Wiedergeburt der schmerzlich vermissten Verstorben glauben zu können.
Das wohl daraus abgewandelte Wasservogelbrauchtum versucht diese Fruchtbarkeit auch auf die Felder aus zu dehnen.
Ein gewickelt in das frische Immer-grün von Laub- und Nadelhölzern oder anderenorts in getrocknetes Stroh oder Erbsenstroh bewirkt das Begießen der jungen Burschen Wunder bei der beginnenden Aussaat.
Das mutet schlichtweg afrikanisch an, ist aber urdeutsch, ist wirklich urschwäbisch. Weitgereist und doch wieder dahoam, so wie unser Storchenpaar hoch oben am Berg auf dem Dach der kleinen Barockkirche in Diedorf.
Zusammengekommen ist eine vielseitige Ausstellung über den Vogelflug der Störche Richtung Afrika, das Isotop Schmutterwiesen, von Vogelstatuen und Vogelmasken aus Afrika und anderen südlichen Ländern und den Geschichten, die sich in unserer Mythologie um diese „Langschnäbler“ ranken.
Die Ausstellung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Bund Vogelschutz Bayern, der uns Schautafeln und Fotographien zur Verfügung gestellt hat, und dem Betreuerverein der Störche in Diedorf (Fam. Rieger). Danke für die Mithilfe!
Zu sehen sind die Fotos und Sammlungsstücke vom 1. Mai bis 3. Oktober im großen, neu renovierten Ausstellungsraum im ersten Stock des Hauses der Kulturen/ Maskenmuseum Diedorf, Lindenstraße 1.
Zugang über Garten und Freitreppe von der Hauptstrasse im Zentrum Diedorfs an der B300 aus. Öffnungszeiten: Immer, wenn die Gartentüre offen ist, ansonsten nach Vereinbarung auch kurzfristig unter 08238/60245 oder 963245. Näheres auch über Gemeinde Diedorf: 3004/26 Herr May und www.maskenmuseum.de
Bürgerreporter:in:Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.