Diedorfer Leonardiritt 1986
Angenehm helles rhythmisches Klappern von Hufen, fröhliche Rufe, strahlende Gesichter, trotz Regen Sonne im Herzen. Man mag es ja kaum glauben, es ist tatsächlich noch gar nicht so lange her: 1986 .
Da sind wir in unser neu renoviertes Haus in der Nähe der Hauptstraße an unseren neuen Wohnsitz in Diedorf gezogen. Der damalige Bürgermeister Aust hat uns bald zu Hause besucht und davon erzählt, daß die Gemeinde hart am Bau einer Umgehungsstraße dran sei.
Morgens und abends zur Stoßzeit waren wirklich manchmal ein paar Autos zuviel unterwegs, die eben immer noch durch den ansonsten ruhigen Ort fuhren, während schon einige Nachbargemeinden in der Zeit großzügiger staatlicher Förderung ihre Umgehungsstraße gerade auf dem Trockenen hatten. Nur der Weg mitten durch Steppach war noch etwas müßig . Und eben Diedorf.
Samstag und Sonntags war die Hauptstraße wie leer gefegt und so war beim Leonardiritt 1986 nur das fröhliche Geklapper und die applaudierenden Rufe aus dem Publikum zu hören, als sich der Zug von der Segnung in der Diedorfer Kirche bis zur kleinen Kapelle St. Leonhard und St.Wolfgang bewegte.
Heute muß man aus dem wartenden Auto springen, um die Fußgängerampel zu überlisten, wenn man quer zur Autoschlange – Keiner läßt einen rein!!!- von der Bahnhofstraße zur Lindenstraße gelangen will. Der Mahlstrom reißt ja auch nicht ab und drüben wartet eine Gruppe am Maskenmuseum und die Kiste mit neuen Masken will auch nicht so leicht über die Straße getragen werden.
„Wrrreng-Wrrreng-Wrrreng-Pssst-Wrrreng-Wrreng Pssst.
Diedorf hat auf der Hauptstraße jetzt ja einen Flüsterasphalt verlegt bekommen. Da ist die Duldungsfähigkeit bei den Betroffenen schon höher an gesetzt.“ Wrrreng-Wrrreng-Pssst-Wrrreng-Wrrreng.
Die Gruppe drüben möchte die neue Ausstellung: „St. Leonhard und seine Reiter“ sehen. Dort im „Haus der Kulturen“ stehen sie Spalier, die angewitterten und moosigen Zeugen alten Brauchtums, Statuen und Spielzeug von fernen Landen und aus heimatlichem Brauch, Fotos, die uns nostalgisch werden lassen. Geöffnet ist die Ausstellung leider immer nur gegen Voranmeldung: 08238/60245 oder über die Gemeinde Diedorf(08238/300426 Herrn May).
Am Abend kann man auch direkt vor dem Museum stehend noch schnell telefonisch einen Termin bekommen., manchmal muß man dann aber warten, bis ich die Bundesstraße bezwungen habe und die 200 Meter von gegenüber zum Museum geeilt bin. Auch mit Jugendlichen kann man einen Besuch über die Kunstschule Diedorf und einer museumspädagogischen Aufarbeitung zu einem besonderen Erlebnis werden lassen.
Denn hier im Untergeschoß des Museums liegt auch die alte Diedorfer Schmiede, die mit vorsichtiger Hand renoviert und von neuem Leben durch die „Schule der Phantasie“ erfüllt wird. Hier her kamen früher noch bis 1920 Pferd und Reiter, wenn ein Wagenrad zu wackeln begann und ein Hufeisen fehlte.
Nur 5 Meter weiter, aber um 100 Jahre voran getrieben hier unten an der Bundesstraße 300 verblassen diese Erinnerungen angesichts der Autoschlangen.