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"Teller voll - Löffel leer" - eine Wanderausstellung von Essensgerät für die Volkshochschulen im Umkreis von München

  • Keiner ist gleich, aber zu essen sollten wir alle doch annähernd gleich viel bekommen, das ist für jeden auch gesünder : Horn-löffel aus Äthiopien
  • hochgeladen von Haus der Kulturen michael stöhr

„ Gut essen“ soll nach dem Willen der Volkshochschule Taufkirchen der Titel für die Ausstellung von Materialien und Dingen rund ums Essen sein, die meist aus den Kursen bekannt sind oder dort entstanden sind.
Kochkurse, Kurse zu gutem Benehmen wie Tischdecken und Festgestaltung, Geschichte des Essens und Trinkens, Weinkunde, Töpferkurse, Fotografieren von schönen Speisen sicher all das wird den Einstieg in diesen Zusammenhang ermöglichen. Gute Fotographien, gute Werbung – ich muss an etwas ganz anderes denken:
Erinnern Sie sich auch noch an diese aufrührende Werbung von Unicef mit den unterschiedlichen Bildideen zum Welthunger: Zum Beispiel diese: „Weniger ist leer!“ , mit dem Foto eines nur spärlich wohl nur mit einem Löffel Reis gefüllten Teller. „Weniger ist leer“ freilich: ein Löffel weniger und der Teller ist leer!
Wir haben viel hungrige Augen gesehen auf unseren Reisen. Bei einer unserer ersten Reisen mit dem Fahrrad den Nil hinunter haben wir nicht in diese Augen sehen können ohne selbst Tränen in die Augen zu bekommen und haben damals dann alles Bare, das wir bei uns hatten, einfach weiter gegeben. Aber man härtet ab und sagt sich: Allen kann man ja nicht helfen, oder. Wenn man einen zum Essen ein lädt wird er satt, lädt man alle, dann bekommt jeder nur ein paar Krumen und stirbt trotzdem an Hunger.
Oder schlimmer noch die Hungrigen streiten sich und schlagen sich die Schädel ein und sind dann schlimmer dran als vorher. Also weg schauen: Besser gar nichts geben! Dann ist man zumindest nicht an neuen Problemen schuld. Oder?

Rhythmisch stampfen die Hirsemörser in der Gemeinschaft des Dorfes bei den Senufo im Norden der Elfenbeinküste. Die Frauen, die hier schweisstreibend das foufou, das Getreidemus auch für die Ältesten im Dorf herstellen, singen zum Rhythmus der schweren Stampfer. Auch wer nicht mehr arbeiten kann und keine Zähne mehr hat , kriegt davon noch etwas ab. Manchmal gibt es auch etwas Fleisch in den Brei , wenn die Knaben mit ihren Schleudern einen Vogel oder ein Nagetier erlegt haben, dessen Größe für das Braten zu klein erscheint. Auch der Baobabbaum muss etwas beisteuern. Seine Blätter sorgen für die notwendigen Vitamine, ohne die man dem plötzlichen Fieber der Malaria nicht standhalten kann. So war es schon immer und das Ahnenpaar, von dem alle Senufo abstammen, heisst es, habe sich selbst, die eigenen Körperteile, in Zeiten der Not seinen Kindern als gestampften Brei angeboten. Beide Ahnen schmücken seither als große Figuren die Oberfläche der hölzernen Stampfgeräte. Die Stampfer, die immer im Paar auf treten, sind die beiden Ahnen. So heist es in den alten Geschichten. #
Es gibt immer viel zu erzählen aus dem Dorfleben, auch wenn die Arbeit mit den großen Stampfgeräten ganz schön den Atem nimmt. Die Frauen stossen die Sätze stockend heraus, so schwer fällt das Atmen. Eine der Frauen bringt eine Idee in Worte und singt sie den anderen vor, die anderen singen den bekannten Refrain –ähnlich wie bei einem alpenländischen „Gstanzl“ dazu. Dann beginnt eine andere und freudig stimmen die anderen Arbeiterinnen zur Refrainmelodie ein. So macht diese anstrengende Arbeit Spass .
Sie leben in einer Gemeinschaft mit den anderen, auch für die Anderen.

Im Haus der Kulturen in Diedorf warten die beiden Ahnen-Figuren schon auf ihren Transport nach Taufkirchen bei München. Ein bisschen Zeit haben sie aber noch, bis zu Jahresbeginn dort die neue Wanderausstellung eröffnet wird und die Ergebnisse der Abendkurse umrahmen wollen.

In der Osttürkei, ganz an der Grenze zu Syrien haben wir eine Frau beobachtet ,wie sie mit einer Handmühle aus zwei runden Mahlsteinen, die mit einem Handgriff gegeneinander gerieben werden können, trocknes Korn zu gutem Mehl verrieben hat. Die Mühle war schon recht dünn heruntergeschliffen, so daß wir sie gegen eine neue Mühle aus tauschen und mitnehmen konnten.
In Mauretanien haben wir aus der Jungsteinzeit der Sahara noch viel einfachere Mühlen, die nur aus einem flachen Stein und einem kleineren faustgroßen Rundkiesel bestanden haben, gesehen und eine davon in die Ausstellung mit gebracht.
Menschen sind hungrig und essen, was sie bekommen können. Das Mehl der Maniokwurzel ist giftig, weil es sehr viel Blausäure enthält. Man muß dieses Gift erst auswaschen und heraus drücken. Dafür haben die Indianer in Kolumbien und im Amazonasgebiet einen langen geflochtenen Schlauch aus den Blättern der Fächerpalme erfunden, der gefüllt mit wässrigem Maniokbrei durch das Eigengewicht der daran ziehenden Frauen wasser- und giftfrei gepresst wird. Dann wird es auf großen Steinen oder Blechplatten geröstet und mit einem wunderschön abstrakt verzierten Holzbrettchen immer wieder mal um gewendet. Maniokschlauch und Maniokbrettchen sind weitere Exponate in unserer Ausstellung.
Für die Gewinnung des langweilig geschmacklosen Sagomehls, das die Papua des Sepik-flußes als tägliche Nahrung gewinnen sind kunstvolle Sagomesser und bemalte Rindenröhren hergestellt worden.
Primitive einfache und doch geniale Kokosnussraspeln, auf denen man bei der anstrengenden Arbeit, das Innere der Nuss ( die sogenannte Kopra) heraus kratzen und dabei sitzen kann, sind oft zu Tierfiguren aus gestaltet.
Tonfiguren, deren Inneres zum Aufbewahren von selbergemachtem Indianer-Bier diente, figürliche Tonkrüge für Wein aus Ungarn , Bartmannkrüge für Schnaps aus Köln, schlanke Kalebassen zum Herstellen eines Getränkes aus Milch und Rinderblut aus Kenia, bunt bemalte Becher der Maya, in dem das Blut der geopferten Feinde angeboten wurde, und vieles seltsame Ausstellungsstück mehr bietet die Ausstellung.

Am liebsten aber sind mir all die alten leeren hölzernen Schüsseln, Teller und Kalebassen, sind die unterschiedlichen Löffel aus Holz, Bein und Horn, zeigen sie doch, mit wie wenig die Menschen zufrieden sein können. An mancher Holzschüssel klebt noch ein wenig vom Brotteig und ich meine noch den guten Duft frischen Brotes daran zu riechen. Mancher beinerne Löffel wirkt wie ganz sorgsam abgeschleckt und ist jetzt längst schon sauber.
Ich hoffe, ihre Besitzer sind alle satt geworden.

  • Keiner ist gleich, aber zu essen sollten wir alle doch annähernd gleich viel bekommen, das ist für jeden auch gesünder : Horn-löffel aus Äthiopien
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