Maskenkult in Afrika - kurzgefasst
Im Norden Afrikas in den Kulturen des alten Ägyptens und bei den Puniern Karthagos wurden Totenmasken , die ebenso wie die Mumifizierung ausschließlich zum Erhalt der äußeren Unversehrtheit des Körpers bestimmt waren, dem Verstorbenen aufs Gesicht gelegt. Bewegte Maskenauftritte im kultischen Leben gab es nur südlich der Sahara.
Während hier im Norden die vielfältigen Schriftkulturen und die Texte des Islam Geschichte in geschriebener Form an die Nachwelt weitergeben konnten, überlieferte sich im Afrika südlich der Sahara das Wissen nur durch mündliche Überlieferung, durch Liedtexte und Maskenauftritte, die die Geschichten lebendig hielten.
Bei den vielen Völkern Schwarzafrikas lassen sich Maskenkulte fast ausschließlich bei sesshaften und ackerbautreibenden Stammesverbänden finden, Körperbemalung und Körperschmuck genauso auch bei Hirtenvölkern. Der von Norden eindringende bilderfeindliche Islam und das von Süden aus missionierende Christentum haben die alten Kulte, die Ahnenverehrung und den Glauben an Naturgeister geduldet und integriert.
Als Material der Masken bietet sich leichtes Holz wie Kapok, Naturfasern wie Raphia, der Bast des Baobabbaumes und die Erdfarben Rotbraun, Schwarz, Weiss und Gelb an. Indigo und Waschblau kommt erst durch den islamischen Handel und die europäischen Missionare. Besonders begehrt sind seit dem 19. Jhdt auch die Reste bunter Bootslacke, die die Europäer in Küstennähe zu Bootsreparaturen importiert haben.
Es finden sich in Westafrika und im Herzen des Kontinents zwar ganz unterschiedlichste stiltypische Maskenformen. Funktionen und Gelegenheiten für Maskenkult sind dagegen überall sehr ähnlich.
Menschen, die in der Natur leben und nicht dem wissenschaftlich erklärendem Denken verpflichtet sind, versuchen die Naturkräfte nicht nur anders zu erklären, sondern sind auch bestrebt, die ungestümen oft kulturfeindlichen Kräfte der Natur positiv zu beeinflussen. Neben den Naturgeistern, und den Seelen der Verstorbenen sind auch die Tiere, Brüder der Menschen, wichtige Vermittler zwischen der sichtbaren und der Geist-Welt. Hinter den Masken werden die menschlichen Träger selbst zu etwas Übernatürlichem. Viele Maskenkulte begleiten die Menschen individuell beim Übergang von einem Lebensalter in das nächste.
Um das Geheimwissen um diese Kräfte und Fähigkeiten zu erlernen, müssen die jungen Männer initiiert werden. Bei vielen Stämmen Afrikas geht man davon aus, dass der junge Initiand hierbei wie eine Schlange seine zu klein geratene Haut abstreift und über eine Phase der gefährlichen Nacktheit und damit Verletzlichkeit durch böse Kräfte in einer nachwachsenden stärkeren Haut zum Manne reift. Den ungeschützten Körper verdecken dann zunächst selbst hergestellte Faserkostüme und Masken. Nur in der versteckten Initiationshütte unter Anleitung einiger erfahrenen alten Männer sind die Knaben völlig sicher.
Gleichzeitig soll in dieser Zeit aber auch der Mut gestärkt werden und so wird der Jugendliche immer wieder durch das Auftreten von Urwalddämonen in wilden Geistermasken auf die Probe gestellt und diesen Naturgeistern zum Schutz empfohlen.
Die Geister gefährlicher Krankheiten werden durch noch schrecklichere Krankheitsmasken exorziert .
Die Fruchtbarkeit der Felder, aber auch von Mensch und Tier soll durch Fruchtbarkeitsriten und den Auftritt von weiblichen und männlichen Bauchmasken gefördert werden.
In den trockenen Regionen der Sahelzone versuchen kundige Regenzauberer und Maskenträger im Aussehen von Wasservögeln und anderen relevanten Tieren das Eintreffen des kurzen Frühlingsregens zu beeinflussen.
Ein weiterer wichtiger Anlass für den Auftritt von schützenden aber auch dämonischen Tiermasken ist , um einen Verstorbenen aus dem Dorf sicher zur Begräbnisstätte zu begleiten und mit diesem neuen Platz zu versöhnen. Die Angst vor Wiedergängern ist gewaltig.
Eine der wichtigsten Funktionen afrikanischer Maskenkulte ist, so wie in vielen früheren Kulturen auch , den jüngst Verstorbenen und den längst vergessenen Ahnen und Helden ein sichtbares Ebenbild zu verschaffen und sie damit bei Festen teilhaben zu lassen: Noch wichtiger ist es freilich diese Personen mit langer Lebenserfahrung dann auch als wiederbelebtes Maskenbild und über die Träume um Rat zu fragen.
Bürgerreporter:in:Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf |
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