Perchtenlauf in Diedorf 2025
Bitte macht Platz für Ihre Hoheit Frau Perchta, die Göttin von Natur und Umwelt
Diedorf, 5. Januar 2025, 16.45 Uhr vor dem Maskenmuseum:
Die Gehsteige an der Lindenstraße 1 quellen über. Dichte Besuchermassen säumen die Straße bis weit übers Rathaus hinaus. Angestrengte Unterhaltung: " Wird es bei solchem Schneematsch denn überhaupt stattfinden?" "Wenn die Felle nass werden, können die doch gar nicht mehr laufen mit dem ganzen Gewicht!" "Die haben doch auch die schweren alten Holzmasken und den Gürtel mit den vielen dicken Kuhglocken zu tragen!" "Man sieht ja noch gar nix!" "Wann die wohl rauskommen?"
Doch der für mehrere Tage angekündigte Schneeregen hat glücklicherweise verlässlich ab 14.00Uhr ganz nachgelassen. So bleiben die aufgestellten großen Schilder mit der Rückseite ("Leider muss der Perchtenlauf ausfallen!") rund ums Maskenmuseum an die Bäume gelehnt verkehrt herum stehen. Zu sehen ist stattdessen: " Jeder Besucher geht in Eigenverantwortung mit. Die Sicht unter den Masken ist stark eingeschränkt. Halten Sie Abstand und passen Sie auf Ihre Kinder auf!"
Gleich daneben im Museumshof in den Künstlerateliers und der Alten Dorfschmiede, meist unsichtbar für die Zuschauer, herrscht reges Treiben. Die jungen und älteren Perchtenläufer schlüpfen in die Fellponchos, hängen sich den schweren Glockengurt um.
Uh je , wenn 40 Maskierte damit Lärm machen und das in den Innenräumen hallt ,ist das schon eine gewaltige Herausforderung für unsere Gehör-nerven! Etwas verzweifelt schaut mich der Redakteur vom Augsburger Fernsehen an, der gerade sein Mikrophon auf zwei der jüngsten Maskenläufer (4 und 7 Jahre) für ein Statement gerichtet hatte: "Gibt es da einen etwas ruhigeren Raum? Haben Sie mir für den Lauf danach evtl. Ohropax, ich habe da ja gar nicht dran gedacht."
Christian Schweiger, Holzbildhauer, Maskenschnitzer und Gestalter der fast 4 Meter hohen Figur der Frau Perchta, Magna mater, Göttin der Natur, Umwelt und der Jahreszeiten zwängt sich unter das Gestell und die Haltegurte. Es wird ja jetzt auch Zeit! Pünktlich am 5. Januar, 17.00 Uhr muss sich die "Grand Dame de la Nature" in Diedorf vor dem Maskenmuseum ihren Bewunderern und all den auf Umweltschutz orientierten Menschen rundherum zeigen.
Die Türen der alten Diedorfer Dorfschmiede öffnen sich. Bis auf den Boden vor Ihren Bewunderern verneigt erscheint sie dann ( die für einen Pferdewagen aus bemessene Höhe der Schmiede ist doch etwas zu niedrig für die " Magna Mater"). Blitzlichtgewitter und Gedränge - das Ohh und Ahh der Besucher ist freilich nicht zu hören auf Grund des donnernden Glockengetöses der mit gruseligen Tiermasken und Gesichtern von Walddämonen maskierten Perchten, die sich hinter Frau Perchta einreihen. Huldvoll breitet sie Ihre Hände an den dünnen langen Ärmchen der Stabpuppe zum Segen der Zuschauer aus.
Gemächlich geht der Strom aus 40 Perchten und grob geschätzt 500 Zuschauern über die Lindenstraße bis zum Neujahrsfeuer zur Wiese vor der Schmuttertalhalle. Dort leitet Perchtold (Choreograph Markus Siefer) der Anführer der "wilde Schar" die Maskierten zum Tanz ums Feuer, das alle Sorgen und Nöte des vergangenen Jahres symbolisch verzehren soll. Den Kindern gibt Markus den Auftrag sich selber für den Erhalt der Natur ein zu setzen und verteilt als Geschenk von Frau Perchta Baum- und Gewächssamen Dort endet dann auch der Perchtenlauf.
Damit sich bei solchem Wetter aber nicht noch alle verkühlen und man über Erlebtes noch gemeinsam hitzig diskutieren kann, wird wie jedes Jahr im Anschluss am Maskenmuseum Kinderpunsch und Glühwein auf Spendenbasis angeboten. So sehen auch alle Kinder, dass sich hinter der gruseligen Fassade der Tiergeister doch auch ganz liebe junge Damen und Herren versteckt hatten. Gerne dürfen die Kleinen selbst unter die Masken schlüpfen und sich überzeugen, dass es wirklich keine Gespenster gibt. Wenn man auch die grimmige Wut aller Geschöpfe und Bereiche der Natur verstehen würde, die sich nach jahrhundertelanger Ausbeutung gemäß einem" Machet Euch die Erde untertan!" ja schon durch Unwetter , globale Seuchen und Umweltkatastrophen zeigen, Frau Perchta ist ja doch alter Mythologie nach eine verzeihende Göttin.
Bürgerreporter:in:Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf |
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