"Potts-tausend!" und 500 Löffel: vom Krieg um Schüssel und Löffel
Da stehe ich jetzt so in der Ausstellung von eintausend Schalen und Gefässen ("Pottstausend") und weiteren fünfhundert Löffeln im Haus der Kulturen in Diedorf und dann erinnere ich mich an eine schöne Geschichte von unserem schwäbischen Erzähler Michael Ende, die ich hier mit eigenen Worten nacherzähllen möchte:
Der Krieg um Löffel und Teller
Ein Vater hatte zwei Söhne und eine seltsame Schüssel, die immer, wenn man aus ihr mit einem magischen Löffel zu essen pflegte, sich wieder füllte. Als es für ihn zum Sterben kam, rief er seine Söhne, gab jedem einen der Gegenstände und trug ihnen auf, immer gemeinsam und friedvoll zu handeln. Kaum war er gestorben, ging schon der Streit los, weil jeder auf des Anderen Erbe Anspruch erhob. So zogen beide mit ihrem Teil davon, jeder in ein anderes Gebirgstal. Jeder heiratete und gründete eine große Familie. Mit jeder neuen Geburt aber war der Hunger und die Not größer, weil der schmale Ackerboden viel zu wenig Ertrag lieferte und ja auch der magische Zauber auseinander gerissen war. Auch weitere Verhandlungen, die man aus lauter Not mit dem brüderlichen Clan führte, waren vergebens. So rüsteten beide auf und wollten sich die ersehnten Gegenstände im gemeinen Überfall erobern.
Nun war es aber so, dass sich ein Junge und ein Mädchen aus der jeweils anderen Familie bei der verzweifelten Suche nach essbaren Kräutern auf dem Bergesrücken zwischen beiden Dörfern getroffen und lieben gelernt hatten. Als sie sich überlegten, was am besten zu tun sei, holten sie aus den jeweils fast schon vergessenen Verstecken Löffel und Teller hervor und brachten sie auf den Berg.
Als nun die beiden Armeen sich von verschiedenen Seiten um den Bergrücken herum ans feindliche Lager anschlichen und dem Gegner für immer und endgültig den Tod bringen wollten, waren beide Lager leer und von den magischen Dingen keine Spur zu finden. Enttäuscht beschlossen nun beide Heere auf dem Nachhauseweg den kürzeren aber auch besser einsehbaren Weg über den Berg zurück ins Lager zu nehmen. Oben angelangt, traf man die beiden Kinder, die für alle auf immer genug zu essen hatten.(nach Michael Ende)
Bürgerreporter:in:Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf |
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