"Hands up"- Eine Statue einer fast unbekannten Südseeinsel zu Besuch im Rathaus Diedorf

Da staunten die Mitarbeiter der Marktgemeinde Diedorf nicht schlecht, als sie vom Zusteller gebeten wurden, ein fast mannshohes und ebenso breites Postpaket anzunehmen, das eigentlich für das Haus der Kulturen (das Maskenmuseum) in Diedorf bestimmt war, dessen Besitzer aber -wen wundert´s- schon wieder eimal in den Schulferien auf Maskensuche in südosteuropäischen Ländern unterwegs war. Das Paket war zwar überdimensioniert groß und die Suche nach einem möglichen Abstellplatz schwierig und so mußte sich der verständnisvolle und ehrenamtliche Kassier des Fördervereines Maskenmuseum bereit erklären, es in seinem Büro für wenige Tage unter Obhut zu nehmen. Gleichzeitig - und das stellten die zu Hilfe gerufenen Kollegen erstaunt fest - war das Paket aber erstaunlich ja sogar fast federleicht: Was konnte das sein?
Die Erklärung folgte nur wenige Tage später, als der Museumsleiter , der Kunstlehrer Michael Stöhr aus Mazedonien und Nordkroatien zurück kam:

"Kennen Sie "Malekula" im Staatenbund "Vanuatu""? begrüßte der heimgekehrte Vagabund spitzbübisch ernst den Büroleiter.
Im Paket befand sich ein Maskenaufsatz einer fast lebensgroßen Figur, die von Eingeborenen ausschlieslich auf einer einzigen nur wenigen Fachleuten bekannten Südseeinsel aus dem eben federleichtem, weil schwammähnlichen Holz eines Baumfarns gemacht wird. Der Kopf der Figur wird dabei ähnlich hergestellt wie ein leckerer Zuckerwatteknäuel, indem von eher wohl weniger anmutigen Baumspinnennetzen schön sorgfältig das Gespinst abgewickelt wird.
Unter einer rüsselähnlichen langen Nase montieren die örtlichen Insel-Papua (die dunkelhäutigen Bewohner aller melanesischen Inselwelten) zwei gefährlich aussehende gerundete Eberhauer. Bemalt wird neben den üblichen Erdfarben in Rot, Weiss und Schwarz auch mit einem Blau, das die Missionare zum Wäschebleichen dort eingeführt haben. Die Figur wird dort in Malekula dann dekoriert mit Farnbüscheln, Federn und langen Palmenblättern auf einer Maske befestigt. Ein langes Blättergewand versteckt dann später den unter der Maske verborgenen Insulaner. Bei der Initiationsfeier der jungen Männer, wenn diese durch den "Unterricht" bei den Dorfältesten in einer Geheimschule irgendwo tief im Dschungel von jungen Knaben zu vollwertigen Männern gereift sind, tritt der Urwaldgeist dann in einer nächtlichen Zeremonie auf, um sich von der jetzt gewachsenen Unerschrockenheit der Männer ein Bild zu machen. Gespenstisch beleuchtet vom flackernden Lagerfeuer tanzt der Dämon und stellt den Mut der jungen Anwesenden auf eine harte Probe.
Die erhobenen Hände sind dabei eine gerade bei Naturvölkern besonders beliebte Geste der Beschwörung und der Bitte um Hilfe aus der Geisterwelt.
Ob die Mitarbeiter im Rathaus Diedorf wohl solch ungewöhnlicher Mutprobe wären gewachsen gewesen, hätten sie vom Inhalt des sperrigen Paketes mehr gewußt? Ein herzliches Danke an die verständnisvolle Gastfreundschaft für diesen ungewöhnlichen Besucher an die netten Leute vom Diedorfer Rathaus!
Gezeigt werden soll diese Figur in Bälde in einer Ausstellung über die unterschiedlichen Gesten und Haltungen bei Figuren fremder Länder im Vergleich mit europäischer Volkskunst in den Ausstellungsräumen des zur Kulturwoche wieder eröffneten Maskenmuseums.

Bürgerreporter:in:

Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf

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