Maiengezwitscher schriller Vögel: Vogelskulpturen fremder Kulturen zwischen Alltagsobjekt und Symbolgebäude
Meine Damen und Herren!
Gestatten Sie, daß wir Ihnen vorstellen: Den Star (?)unter allen, den komischen Kauz, den Ulkvogel, ein bunter Papagei, ein Kolibri von Blume zu Blume, Hahn im Korb - so nen schrillen Vogel haben Sie noch nie gesehen, der stolziert daher wie ein Pfau, und steckt trotzdem den Kopf in den Sand wie ein Strauss, so ´ne Schleiereule, blind wie ein Uhu, der rennt in sein Unglück wie ein Huhn, so ein armer Spatz.....
Zielobjekt unserer Untersuchung: der Vogel an sich, oder das, was andere Kulturen in ihm sehen:
1. Unsere kleine Lobi-steinschleuder, mit der Jungen in Burkina Faso und der
Elfenbeinküste auf Jagd nach allem gehen, was wertvolles Saatgut aufpickt, Nahrungsreserven zerstört und somit gerupft und gesotten wieder als wertvoller Eiweißlieferant ins Essen wandern sollte, hat uns gestenreich geholfen, Sie alle auf unseren kleinen Aufsatz hinzuweisen. Wir wollten Sie würdevoll einladen in unsere Frühjahrsausstellung Augsburg-Land im internationalen Maskenmuseum Diedorf und mausgrauem, schwarzbraunem Gefieder zum Trotz: Amsel, Drossel, Fink und Star nochmal!! auch die anderen bunten Seiten des Lebens weitab in fernen Kontinenten vor Ihre Türe zu holen.
So, das hat gesessen - fliegen Sie mit uns los in ferne Gefilde:
Mit Bekanntem anfangen, dann greift der Kulturschock nicht zu tief:
Kentucky schreit....., Vogel, vögeln, über die Sexualbedeutung von Vogelmasken war schon beim Hansele in anderen Aufsätzen die Rede.
Doch zunächst lieber etwas biederer. Vom Brathendl, vom Broller, wie unsere fernöstlichen Mitbürger sagen :
2. Geht der Bauer in Südostafrika auf´s Feld -- nicht was Sie nach dieser Einführung jetzt denken mögen-- , versorgt ihn seine Frau mittags mit Speisen, mit Fisch, Fleisch, Hähnchen und Zutaten, die sie im Lauf des Vormittages nach mühevoller Kochzubereitung bis zum entfernten Acker bringt. Damit er sich schon von Anfang an gezielt auf sein Lieblingsgericht freuen kann, tragen die hölzernen Warmhalteschalen ein verheisungsvoll geschnitztes Ebenbild der zubereiteten Tierart: eben z.B. Huhn. Funktion gestaltet anmutige Form und lässt auch das beim Essen und davor mit geniessende Auge künstlerisch schwelgen.
3. und 4. Goldgewichte der Akan-sprechenden Völker an der Küste von Westafrika zeigen oft Sprichworte und Alltagsweisheiten in Form von Bilderrätseln und erinnern den Eingeweihten an seine Aufgaben in der Gesellschaft. Manches erscheint nur Naturbeobachtung, wie der Schlangen fressende Sekretärsvogel. Schnell aber wird man dann aus dem Rat der Ältesten über die Hintergründe dieses figürlich gesammelten Wissens belehrt: Bücher gibt es ja keine in Afrika, um anders als in der Erinnerung Wissen zu bewahren (ausser dem dann aber wiederum bilderlosen Koran) . Das Bild des Sekretär stellt den Mutigen dar, der sich vor sein Dorf stellt, um Unbill ab zu wenden. Der sich selbst aufopfernde Pelikan ist evtl. aus christlicher Mythologie eingebürgert.
5. Webrollenhalter der Elfenbeinküste zeigen einerseit das afrikanische Verständnis für die auf Wesentliches vereinfachte Form , aber nie als Abstraktum gemeint, sondern immer noch bildhaft und erzählerisch.
Der Marabu, der langsam und bedächtig ausschreitende Storchenähnliche Afrikas soll den Webern immer vor Augen halten, wie wichtig die überlegte Anordnung der Fäden nicht nur im momentanen Handwerk , sondern auch im Geflecht des Lebensteppichs ist.
8. Vögel- und Mausebälge an die Tür genagelt, mögen wohl zunächst diese lästigen Körnerdiebe von den Hirsespeichern ferngehalten haben. Eine geschnitzte Figur ins Schiebeschloss eingearbeitet tut ihren Zauberdienst ebenso oder gar besser und ist auch noch funktional und ästhetisch sinnvoll. So scheinen die Fetischeure der Dogon wohl bei diesem Objekt gedacht haben.
10., 11., 12. 13. Zum Vorhersagen der Zukunft benötigt man ähnlich wie bei Tarotspiel bildkräftige Symbole oder eindeutige Zahl- und Zeichensysteme. Perlhühner und Haushennen gehören zum täglichen Umfeld im Dorf und stehen einerseits für lebendiges Dorfleben ,andererseits für das häufigste Opfertier an sich .
18. 19. Streng sind die Augen des Publikums und der Ältesten im Dorf über die Redegewandheit Ihrer Mitbewohner. Vergleiche mit bekannten Vögeln sind schnell herbeigeholt und werden als figürliche Krönung den precherstäbe aufgesetzt.
20. 21. Die Grenzen zwischen dem königlichen Adler, dem Greif und dem Fabeldrachen sind im asiatischen Raum besonders auch in Bali fliessend, auh Löwe und Löwenhund werden mit Flügeln gedacht. Garuda ist das fabulöse Reitier Shivas.
22. 23. 24. 25. Pfau und Haubentaube sind echt stolze und hochnäsige Vögel, deren Sinnen nur auf Protz und Tand ausgerichtet ist.
32. und 33. Mischwesen aller wichtigen Totemtiere sind typisch auch für die Kultur der Papua.
39. 40. 41. 42. 43. Vögel, allen voran die verschiedenen Geierarten wie Kondor, Raben- und Truthahngeier führen den Toten auf Ihren Flügeln ins Totenreich hinüber.
Die Ausstellung soll zum Maifeiertag 2010 in der Diedorfer Mehrzweckhalle gezeigt werden.
Bürgerreporter:in:Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf |
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