Samurai – die Maschinerie des Krieges
.
Dialog zu einer Plastik von Andreas Heise im Haus der Kulturen Diedorf
Da hat er sich in einer Ecke verschanzt, mächtiger Krieger, erfahren im Umgang mit dem Schwert, gut gerüstet mit mehrfacher Lage dünnen gut geschmiedeten Stahls. Wütend schlägt und sticht er in aussichtsloser Lage umzingelt von unsichtbaren Feinden in alle Richtungen. Nie wird er sich dem Schicksal entziehen, das ihn schon als Kind für diesen Lebensweg, dieses Ende vorgesehen hat.
Im internationalen Maskenmuseum hängt eine Kinderrüstung dieser Kriegerkaste. Wer sie wohl getragen hat?
Ein dürrer hagerer Kerl mit aus lächerlichen Einzelteilen zusammen gebastelter Ritterrüstung auf einem ebenso dürren unterernährtem Ross, gefolgt von einem dicklichen Knappen zieht einem ruhmvollen Kampfe mit den Dämonen entgegen, die sich hinter mächtigen Windmühlflügeln verschanzt halten.
Panzer formieren sich in dichten Reihen, werden anderen Ortes wieder umgesetzt, verwirrend im Reigen des tödlichen Balettes. Verhandlungen spielen mit den Partnern, haben längst ein Ziel vor Augen, das sie aber umkreisen, Schritte vor und zurück mit galanter Drehung und plötzlich kommt dann dieses ganze Verwirrspiel männlicher Aggressionen zu seiner fast sexuell-sadistischen, aber abgrundtief bösen Entladung.
Schwer mit Kanonen bestückte hölzerne Burgen dümpeln in der leichten Brandung vor der Mündung des Kongoflusses. Die Könige der dort beheimateten Stämme Vili und Woyo haben beschlossen, dass die Menge der aus belgischem Vermögen ausgelieferten Glasperlen nicht dem Wert des Menschen- und Elfenbein-materiales entspricht. Einen Furz geben sie drauf, dass die Missionare ihnen für später das Paradies versprechen, das ihnen Ferdinand von Gottes Gnaden aber für jetzt vorenthält.
Behaupten die Belgier doch allen Ernstes, sie seien als geliebte Kinder des einzigen, des belgischen Gottes aller Katholiken, doch schließlich in Ihren sonnenbestrahlten Rüstungen unverwundbar, wo doch jedes Kind weis, dass selbst der so gut gepanzerte Nashornkäfer, der in den Nächten über dem Schein des Feuers herum brummelt, letztlich in die Flammen stürzt und dort nicht überleben kann.
Da überzeugt auch nicht die Statue des heiligen Sebastianus, den die Mönche in der Unbill des schwarzen Kontinentes so sehr lieben und dessen Körper übersäht mit eisernen Pfeilen die Überlegenheit der katholischen Religion über den Tod zeigen soll.
Flammen züngeln aus den Schilfbündeln, die im Dunkel der Nacht im Wasser an den Rumpf der großen Holzburgen getrieben sind. Ein paar knappe Befehle, einige Gewehrsalven töten die Angreifer, die versucht hatten, mit Feuer und Pfeilen die mächtige Religion der blitzenden Rohre zu bezwingen. War die kleine Figur des mit spitzen Eisen bestückten Sebastian wirklich ein so mächtiger Zauber?
Der Krieg war verloren, die Tauschgeschäfte und Wertstofflieferungen mussten weiter so akzeptiert werden. Lange hatten die Ältesten aber noch beratschlagt und auch die Fetischpriester um Mitarbeit gebeten. Fortan sah man an all den kleinen streng im Verborgenen aufbewahrten Figuren, die für das Gelingen wichtiger Unternehmungen befragt, belohnt und bestraft wurden, dicht an dicht gesetzte aus dem harten grauen Metall der weißen Gottkönige geschmiedete Eisenspitzen ragen. Und für jede neue Aufgabe kam ein kleines Stückchen Eisen dazu.
Nun war man auch dem starken Zauber der fremden Gegner ebenbürtig gewachsen.
Bürgerreporter:in:Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.