Das ganz besondere Neujahrsevent: Diedorfer Perchtenspektakel auch 2022
Silvesterparty, so kennen Sie das: In der Nacht zum 1. Januar trifft man sich mit möglichst vielen Freunden in privaten Wohnungen oder zu großen Feiern in öffentlichen Räumen. Abtanzen bis die Füße schmerzen, Bechern bis der Schädel brummt, laut , heiß und schwül. Endlich 12.00 Uhr und raus in die kühle Luft. Donnern , Heulen und Krachen zerreißt die Stille des Nachthimmels. Gleißend helle Kaskaden zischenden Lichtes, graue Rauchschwaden, beißender Gestank kränken unsere Sinne.
Sie mögen das auch in Zeiten von Ukraine-krieg und Corona-einschränkungen! Na gut!!
Der Übergang von Altem ins Neue Jahr, von Entbehrungen und Kälte im Winter zu Freude und Frühlingslust in der Natur wurde altersher anders begangen. Im Christentum vollzog sich der Übergang mit winterlichen Andachten und fastender Einschränkung im Frühjahr (na ja das jährliche kurzgesetzte Abfeiern des Karneval mal ausgeschlossen). Ja aber dann noch früher? Die dunklen Monate des Winters sahen Kelten, Slaven und Germanen als Zeit des Abwartens, Nachdenkens und die Zeit, da der Kontakt zu den Verstorbenen und zur Geisterwelt möglich war. Das neue Jahr und den Frühling begrüßte man in der freien Natur . Wölfe, Bären und das wilde Getier, das im Winter die verlassenen Felder zurück erobert hatte, musste mit viel Glockenlärm und dem Geschrei aus vielen Kehlen wieder vertrieben werden.
Schlechte Erinnerungen und Ängste des vergangenen Jahres wurden mit ins Feuer geschmissenen Papierschemen mit der darauf geschriebenen Beängstigung verbrannt. Haus und Stall wurden mit kräftigen Kräuterdüften ausgeräuchert. Hat das nicht etwas viel tiefer Greifendes als dieser pyroklastische Unfug , der unserer Umwelt heutzutage schadet, dieses wilde Saufen, das unsere Erinnerungen verdrängt, aber nicht aufarbeiten kann?
„Perchten“-läufe, die diesen alten Brauch unterstützen, gibt es im gesamten Alpengebiet und Voralpenland, überall da , wo dieser Brauch sich neben dem Christentum halten konnte oder säuberlich ins Christentum integriert wurde. Unser Diedorfer Neujahrsspektakel an Lichtmess, am Ende der Rauhnächte, der dunklen Zeit rund um die Wintersonnenwende versucht zu den ganz alten ursprünglichen Wurzeln zurück zu kehren.
So wie sich im Jahresablauf Winter, Frühling, Sommer und Herbst ablösen, sah man in früheren Zeiten die Natur von einer Muttergöttin regiert, die mit Ihren Altersstufen, Jugend, Mutterschaft, Alter und Tod den Jahreszeiten entsprach: Die Frau Perchta eben. Im Winter zog „die Percht“ sich ins Totenreich zurück und erschien mit all Ihren Geistern und halb-tierischen Beschützern nur während der Rauhnächte, wenn die Pforten in die Anderswelt offen standen. Die anderen 3 Aspekte der Perchta schliefen tief im Boden wie eben auch das neue Leben der Natur. Der Wechsel zwischen den Erscheinungsformen der Frau Perchta , so glaubte man, musste von den Menschen nach festen Regeln und Kultformen unterstützt werden, damit die jugendliche Perchta im Frühling den Pflanzen und Tieren Fruchtbarkeit und neues Wachstum geben konnte. Über die Herkunft dieses Brauchs und seiner Erscheinungsformen habe ich an anderer Stelle hier schon viel geschrieben.
Mir scheint, dass dieser alte Brauch, auch wenn wir nicht an Götter und Geister mehr glauben, gerade in Hinsicht auf den Umweltschutz und die Erhaltung unserer Ressourcen, viel ganz moderne wichtige Gedanken enthält, die wir bei unserem Diedorfer Perchtenspektakel heraus arbeiten.
Die Perchtenläufer sind halb tierische, halb geisterhafte Wesen, die mit viel Glockenlärm, Fußstampfen, Gesang und Geschrei in Fellkostümen und wilden Masken aus dem Maskenmuseum Diedorf die bösen Geister des alten Jahres vertreiben und das frühlingshafte Wachstum der Natur im Neuen Jahr begrüßen wollen. Wer immer Lust hat zu Beginn2023, im nächsten Winter, mit uns das etwas andere, einzigartige Neujahrsfest zu feiern und als furchteinflößendes Perchtenwesen mit zu machen, wird eingeladen , sich im Maskenmuseum Diedorf eine genau passende Holzmaske aus zu suchen, ein Fellgewand und Glockengurte an zu probieren und mit uns zusammen ein wenig für das nächste Spektakel zu proben(natürlich ganz ohne Kosten). Erfahrene aber noch jung gebliebene Perchtenläufer werden Euch dabei betreuen. Der Raum mit den Perchtenmasken ist beim Diedorfer Herbstmarkt am 18. September und zur Kulturmeile am 3. Oktober 2022, zum Hineinschnuppern natürlich kostenlos geöffnet. Natürlich könnt Ihr auch erst mal weitere Infos am Telefon (08238/60245) oder per Mail: info@maskenmuseum.de erfragen.
Wir freuen uns auf Euch!
Bürgerreporter:in:Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf |
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