Die ganz besondere Beigabe! - Die Gabel
In diesen Tagen waren wir im Schweriner Dom und ließen uns wieder einmal auf die tägliche Mittagsandacht um 12.10h ein. In Schwerin gibt es einen ökumenischen Kreis von Menschen, die sich als Einzelne auf den jeweiligen Tag vorbereiten und den Menschen eine kleine Pause, eine Tankstelle schenken. Nach einem komplett verlesenen Psalm und überleitenden Gedanken berichtete die Liturgin dieses Tages von einer Frau...
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Mit einer Gabel
...bei der eine schwere Krankheit diagnostiziert worden war. Der Arzt hatte ihr deutlich zuverstehen gegeben, dass sie noch drei Monate zu leben habe.
Als sie begann, ihre Sachen in Ordnung zu bringen, rief sie die Pastorin ihrer Kirchgemeinde an und fragte sie, ob sie zu ihr kommen könnte, um mit ihr bestimmte Aspekte ihrer letzten Wünsche zu besprechen. So kam es zu der gewünschten Begegnung. Sie sagte der Pastorin, welche Lieder bei ihrem Begräbnisgottesdienst gesungen und welche Bibelstellen gelesen werden sollten auch war für sie klar in welchem Kleid sie begraben werden wollte. Auch dürfte ihre Lieblingsbibel nicht fehlen, die sie in ihrer linken Hand halten wollte, wenn sie begraben würde.
Als die Pastorin gehen wollte, erinnerte sich die Frau plötzlich, dass sie noch eine letzte Bitte hatte, die ihr wirklich sehr wichtig sei. "Bitte, Frau Pastorin, nur noch eins", sagte sie, "dies ist sehr wichtig für mich. Ich möchte mit einer Gabel in der rechten Hand begraben werden."
Die Pastorin starrte die Frau an, ohne Worte zu finden. "Das erstaunt Sie, oder?" fragte die Frau; und die Pastorin reagiert mit einem deutlich verdutztem Ton in der Stimm "Nun, um ehrlich zu sein, ich bin etwas verwirrt wegen dieser Bitte." -- Die Frau erklärte also: "Sehen Sie, Frau Pastorin, ich kann mich daran erinnern, dass sich während all der Jahre, in denen ich bei den großen Essen in unserer Kirchgemeinde war, immer jemand zu mir herüber gelehnt hat, wenn das Geschirr nach dem Hauptgericht abgeräumt wurde, zu mir gesagt hat: 'Behalte deine Gabel ...' Dann wusste ich, dass noch etwas Besseres kommen würde. - Wissen Sie noch letztes Jahr die Schokoladenkekse des Frauenkreises oder beim letztem Adventskaffee der wunderbare Apfelkuchen, womit das großartige Mahl beendet wurde." Die Pastorin hörte aufmerksam zu und begann zu lächeln.
Die Frau fuhr fort: "So möchte ich einfach, dass die Leute mich da im Sarg liegen sehen mit einer Gabel in der Hand, und sich dann fragen: 'Was soll denn die Gabel?' Dann möchte ich, dass Sie ihnen sagen: Behalte deine Gabel ... das Beste kommt erst noch."
Die Augen der Pastorin zeigten deutliche Tränen, als sie die Frau zum Abschied umarmte. Sie wusste, dass es eines der letzten Male sein würde, dass sie sich vor ihrem Tod sehen würde. Aber sie wusste auch, dass diese Frau den Himmel mehr in ihrer Hand hielt als es ihr bislang gelungen war. Sie wusste und vertraute
darauf, dass das Beste erst noch kommen würde.
Bei dem Begräbnis sah jeder, der an dem Sarg der Frau vorbeiging, dass sie ein wunderschönes Kleid an hatte und ihre Lieblingsbibel in der linken Hand hielt und eine Gabel in der rechten Hand. Immer wieder hörte die Pastorin, wie die Leute die Frage stellten: "Warum hält sie diese Gabel?"
Während der Predigt erzählte sie den Leuten von der Unterhaltung, die sie mit der Cerstorbenen hatte, kurz bevor sie starb. Sie erklärte das mit der Gabel und was sie für die Frau bedeutete. Sie erzählte jedem, dass sie nicht mehr aufhören konnte, über die Gabel nachzudenken, und wie sehr sie hoffte, dass die Trauergemeinde auch nicht mehr aufhören könnten, darüber nachzudenken.
"... das Beste kommt erst noch."
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Beim anschließenden Mittagessen, ließ mich die Gabel in der Hand immer wieder an diese Geschichte denken, und ich überlege...
Bürgerreporter:in:Christel Pruessner aus Dersenow |
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