Die DKW aus dem Schweriner See

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Die obige Schlagzeile und einige andere fanden sich vor 5 Jahren in der Super Illu, der Bild und beim NDR und anderen Medien, wieder. Was sich für eine Geschichte dahinter verbirgt und warum gerade jetzt die Geschichte noch einmal publik wird, erfahren Sie hier.
Der aktuelle Anlass war der 75.Geburtstag des Protagonisten am 15.2.2013
Aber von Anfang an, also drehen wir unsere Uhren jetzt schon um 57 Jahre zurück.

Der gerade erst begonnene Januar des neuen Jahres 1956 war mit leichten Minustemperaturen von um die - 4 C° noch relativ mild für die Jahreszeit, bekanntlich sind die Monate Januar und Februar, die kältesten eines Jahres, zumindest in Mecklenburg. So kündigte sich Anfang Februar in der Nacht zum 1.2. mit – 18 C ° strenger Frost an. Der Schweriner See, ohnehin schon durch die vergangenen kälten Nächte, friert in dieser Zeit recht schnell zu, nur wenn Wind herrscht, dauert es ein wenig länger, bis der zweitgrößte Binnensee Deutschlands sich völlig zugefroren zeigt. Ernst August Burmeister der Protagonist dieser unglaublichen Geschichte, ist zu diesem Zeitpunkt gerade mal 17 Jahre jung und arbeitet bei der Brauerei Schall & Schwencke in Schwerin, mit Sitz am Ziegelinnensee.
Ernst August ist leidenschaftlicher Motorsportfan fährt am liebsten Motorrad. Er ist stolzer Besitzer einer DKW RT 100, die ein wenig modifiziert wurde, zumindest würde man dies heute so nennen, denn an der Maschine wurde einige kleine Veränderungen vorgenommen, wie zum Beispiel, die Fußrasten wurden nach hinten verlegt und ein störender Gepäckträger entfernt. Leider gibt es doch ein kleines Manko, zwar nicht an der Maschine, sondern Ernst August fehlt die Fahrerlaubnis für die Maschine. Zur Arbeit ging es ja noch ganz gut, nur jetzt zum Feierabend ist es noch nicht richtig Dunkel. So kam der Schlosserlehrling, der sich von seinem ersten Lohn, die Maschine gekauft hatte, auf die verhängnisvolle Ideen, den zugefrorenen Schweriner See, als Abkürzung nach Hause zu nutzen. Denn schieben, wenigstens durch die Stadt, wie Anfangs beschlossen, war nicht die Art der Fortbewegung, die sich Ernst August vorgestellt hatte. Was lag da näher, als den See zu nutzen, um nach Hause zu kommen. Schließlich war der See ja schon seit ein paar Tagen zugefroren. Also mit Aktentasche und ein paar Flaschen „Mitnachhausefreibier“ aus der Brauerei, fuhr der junge Mann mit dem schweren Motorrad auf den See. Tatsächlich der See ist fest zugefroren und eine leichte Schneedecke gibt dem Motorrad den nötigen Grip. So wird eine Route gewählt um möglichst schnell über den See, auf die andere Seite des Sees zu kommen. Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten, ist bekanntlich immer noch die Gerade und so wählt Ernst August gleich einmal, die lange Gerade, nicht am Ufer entlang, sondern quer über den See, an Kaninchen- und Ziegelwerder vorbei, den beiden Inseln im Schweriner Innensee. Leider nahm nun schon bei der Auffahrt auf den See, das Unheil seinen Lauf, weil der Schlosserlehrling etwas Wesentliches vergessen hatte zu berücksichtigen, als er sich auf den Weg machte. Jeder der Fahrrad im Winter fährt kann ein Lied davon singen, wie kalt die Hände werden können. Also diese Kleinigkeit, sich Handschuhe, die er ja mit hatte, sofort anzuziehen, veranlasste nun den Fahrer, in der Nähe der Insel Kaninchenwerder anzuhalten, um sich die Handschuhe, anzuziehen. Dass dies ein fataler Fehler war, musste der Schlosserlehrling mit Entsetzen feststellen, denn kaum angehalten brach die Maschine über das Hinterrad ins Eis ein. Nur ein schneller Sprung zur Seite auf das noch feste Eis, rettete dem jungen Mann höchstwahrscheinlich, an diesem Tag das Leben. Durch die Wahl der Route mitten über den See, befand man sich in einer sehr unangenehmeren Lage und zwar sich sehr weit vom Ufer zu befinden und nicht zu wissen, ob das Eis überhaupt bis dort hält. Der kürzeste Weg an Ufer war der Weg nach Zippendorf, aber voller Entsetzen stellte der „Eispilot“ fest, dass es dort tatsächlich noch eine offene Stelle von mehreren Hundert Metern gab. So kroch man nun voller Angst, doch noch in den eisigen Fluten zu versinken, einen sehr weiten Weg bis an das Ufer nach Kalkwerder. Benötige Zeit, 1,5 Stunden, auf allen vieren, zum Glück hatte man eine Ölverschmierte Kombi an, die sich als Wasserabweisend bewährte. Von dort ging es am Ufer des Sees nach Zippendorf, wo aufgeregt die Feuerwehr nach einem Vermissten suchte, da laut Auskunft eines aufmerksamen Bürgers, der den Vorfall beobachtet hatte, die Feuerwehr gerufen wurde. Die Feuerwehr fuhr den Eispiloten dann wenigstens noch nach Hause, nach Schwerin Mueß. So nahm der stolze Besitzer nicht nur von seinem Bierchen, seiner Aktentasche mit wichtigen Unterlagen, Abschied, sondern auch von seiner Maschine. Eine kurze Zeit später erfolgte Sondierung zu einer möglichen Bergung, auf Skiern auf dem See, denn zwischenzeitlich war in den Nächten die Temperatur bis auf – 24 C° gesunken, brachte ein nüchternes Ergebnis, denn Omas Wäscheleine endete bei 22 Metern. An eine Bergung war somit nicht zu denken. Aber die Geschichte endet nicht in diesen kalten Februartagen des Jahres 1956, sondern mithin 52 Jahre (!) später im Februar 2008, hat ein der Schweriner Fischer Jürgen Tessmann, einen ungewöhnlichen Fang im Netz, aber um Haaresbreite wäre dieser beinahe wieder in die Tiefe versunken, denn nur mit Mühe konnte der Fischer ein Seil um den Rest vom Lenker binden und so, ein nochmaliges versinken verhindern. Und noch ein Zufall kam zu Hilfe, denn der Fischer konnte sich wage an einen Vorfall erinnern, den sich die Fischer immer wieder über einen Verrückten erzählten, der im Winter über den noch nicht ganz zugefrorenen See gefahren sein soll. Sollte dies tatsächlich die Maschine sein, die vor mehr als 50 Jahren im See versunken ist? Kaum zu glauben, aber eine Nachfrage beim Sohn, der als Motorradhändler in Schwerin tätig ist, brachte zumindest das Ergebnis, dass es sich um eine Maschine dieser Bauart gehandelt hat. Herrn Burmeister inzwischen 70 Jahre und nach einem Schlaganfall ein wenig körperlich behindert und zu diesem Zeitpunkt 52 Jahre von der Maschine getrennt, verschlug es glatt die Sprache. Niemals im Leben hätte er damit gerechnet seine Maschine noch einmal wiederzusehen. Ein unglaublicher Zufall lies den Fischer das Motorrad ins Netz gehen, dann nicht wieder versinken und die Erinnerungen der Schweriner Fischer, brachten diese Geschichte, die man kaum glauben kann, aus den Tiefen des Schweriner Sees, hervor. Am 15.2.2013 feierte Herr Burmeister nun seinen 75. Geburtstag, und der Sohn schenkte, seinem Vater zu diesem Ehrentag, die konservierte Maschine, zum ewigen Gedenken, an einen Eiswinter im Jahr 1956, den man nie vergessen konnte. Nach 52 Jahren auf den Tag genau ging diese Geschichte zu Ende, na wenn dies kein Zufall ist.

Herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag Herr Burmeister!

Bürgerreporter:in:

Norbert Höfs aus Schwerin (MV)

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