"Schwerin streicht die Streichliste"
Freitagnachmittag den 1.2.2013 um 13:00 Uhr auf dem Schweriner Marienplatz;
passend zur finanziellen Lage der Stadt Schwerin, regnet es zum Beginn der „Stand-Demonstration“ auf dem Platz. Ein Notstromaggregat versorgt, wie zum Hohn, die Tonanlage mit Strom.
Ein kleiner Stand, wie zur Sommerfrische, von 2x 2 m dient als Leitstelle der Widerstandsgruppe, die sich aus vielen verschiedenen Gründen zusammengefunden hat. Hauptpunkt der Argumentation sind natürlich Streichungen von Fördermitteln und Vergünstigungen, von diversen Einrichtungen in der Stadt, die bisher von Streichungen noch nicht betroffen waren. Jetzt scheint es aber an das Eingemachte zu gehen und immer mehr Menschen bekommen die drastischen Sparmaßnahmen der Stadt zu spüren. Plötzlich formiert sich auch zunehmend Widerstand in der Stadt, diesmal wesentlich mehr und schneller, als wenn es nur um die einfachen Hartz4er gegangen wäre. Betroffen scheinen jetzt immer mehr Bürger, die lange Zeit mit den Geldern der Stadt ein halbwegs gutes Auskommen hatten. Man möchte hier keine Vereine, Institutionen oder Namen nennen, denn es betrifft plötzlich und unerwartet, nun auch weitere Teile der Mittelschicht, die nun plötzlich, wie zum Anfang dieser Veranstaltung, gemeinsam im Regen stehen. Ihre Existenz ist bedroht, das Gespenst Hartz4 geht um, eine Personengruppe von der man bisher nichts Hören oder Sehen wollte und die eigentlich weit weg schien. Jetzt wo man auch bedroht ist von Arbeitslosigkeit, zeigt man sich solidarisch mit den Menschen, die schon lange die verfehlte Politik der Bundesregierung hat spüren müssen. Und man kann sich sicher sein, dass wenn die eine oder andere Forderung durchgesetzt werden kann, die Gruppe der Demonstranten wieder kleiner werden wird.
Na dann mal , Prost ein Gläschen Sekt sei einem doch wohl gekönnt.
Und toll, wie der NDR gerade berichtet, wo die Gelder bleiben, die Metropolregion ist wichtig, draußen bemühen sich die Menschen sich Gehör, mit Hilfe eines Notstromaggregates für die Tonanlage, zu verschaffen und drinnen trinken die Damen und Herren ein Gläschen Sekt auf die guten Zeiten, Herr Backhaus pumpt schon seit Jahren Millionen nach Redefin und Herr Christiansen hat es in 17 Jahren (!) als Landrat zum Millionär gebracht, einfach nur so durch seine Bezüge, ist das nicht Toll, wie wir hier alle verarscht werden? Derweil wissen die Bürger nicht mehr wie Sie Ihre Mieten und Stromrechnungen bezahlen sollen, aber wenn man im Monat um die 10 000 € an Bezüge hat, kann man sich wohl kaum noch vorstellen mit 1000.-€ im Monat auskommen zu müssen und auf Verständnis von den Politikern hoffen. Ich warte dann mal weiter auf mein Lottoglück, mit einer monatlichen Sofortrente von 7.500 €. Ich kann mich ja dann mal von den Politikern beraten lassen, was man so mit dem vielen Geld machen soll.
Die Zeichen dafür stehen aber derzeit schlecht, dass es so sein wird, so kann die Gruppe durchaus immer größer werden, man fühlt sich zunehmend unterdrückt.
Wirkliche „Arbeit“ gibt es nur noch in den vielen Ministerien und Amtsstuben, man ist dort versorgt bis an sein Lebensende. Die fetten Pensionen der Bediensteten, die mit üppigen Bezügen schon oft vorzeitig und frühzeitig, ihren „schweren“ Dienst beenden und ein sorgenloses Rentendasein haben.
Waren zuerst die Sozialleistungsempfänger von Sparmaßnahmen betroffen, eine Personengruppe die man auch mit Hilfe der Gleichschaltung der Presse unter Kontrolle halten konnte, betrifft es jetzt zunehmend auch die Mittelschicht. Darunter auch viele, die sich in einem sicheren Fahrwasser wähnten und nun kaum noch eine Handbreit Wasser untern Kiel haben.
Wer seine Augen nicht gänzlich verschließt, konnte schon vor langer Zeit die Zeichen erkennen, wohin der Weg führt. In Schwerin wiehert der Amtsschimmel gewaltig, nach uns die Sintflut scheint das Motto der Politik zu sein. Man feiert bis der Arzt kommt. Obwohl es hinten und vorne klemmt, wird weiter gemacht wie bisher. Kein Politiker oder Beamter möchte zum Wohle des Volkes auf Bezüge verzichten. Da werden Preise verliehen, Neujahrsempfänge gegeben, man feiert sich nur noch selber. Lobgesänge der Schweriner Volkszeitung geben den Feierlichkeiten immer etwas Besonderes.
Man hat sich eben eingerichtet und angepasst. Kritik keimt kaum noch auf, wer unten ist hat unten zu bleiben, ein Weg aus Hartz4 ist nicht nur, so gut wie ausgeschlossen, sondern auch nicht gewollt. Der Grund ist die Tatsache, dass einfach keine Arbeit mehr für alle da ist, auch wenn man den Bürgern dieses gerne vermitteln möchte. Die fehlenden Arbeitsplätze und die Abwanderung breiter Bevölkerungsmassen zu Zeiten der Wende, sind jetzt die Zeche, die die Bundesregierung in Form von Transferleistungen an die Sozialleistungsempfänger zu zahlen hat. Man konnte ja nach der Wende nicht schnell genug massenweise Betriebe schließen und hat damit auch für eine Massenflucht der Menschen gesorgt.
Nicht umsonst ist die Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern, doppelt so hoch wie in den westlichen Bundesländern. Jetzt wo die Goldgräberstimmung vorbei ist und sich die Politiker und Wirtschaftsbosse, in vertrauter Gemeinsamkeit eine goldene Nase verdient haben, setzt schon wieder die Abwanderung in den Westen ein. Es soll wieder ein Austausch stattfinden. Der Osten gibt keine Nuggets mehr her, es ist nichts mehr im Osten zu holen. Das Ziel ist den Osten sich selbst zu überlassen.
Welche Rolle spielt eigentlich die Presse dabei, ganz besonders die Schweriner Volkszeitung, die ja auch schon frühzeitig am Marienplatz vor Ort war? Aber anstatt sich mal mit Fragen an die Bürger zu wenden, wird sich pausenlos mit einer älteren Dame unterhalten und Notizen von einer Dame der SVZ gemacht, die zu Zeiten der Wende wohl noch nicht einmal in die Windeln gemacht haben dürfte, das wird dann als Meinung des Volkes verkauft. Oder Herr Klawitter zupft freundschaftlich die Polizeiuniform des dort anwesenden Polizisten zurecht. Na ja, man hat ja als SVZ Reporter schon allerhand durch, schließlich hat man schon die Artikel für das SED Parteiorgan zu DDR Zeiten geschrieben, es kommt eben immer darauf an, woher der Wind weht und woher das Geld kommt. Man arrangiert sich eben, da kommt es nicht darauf an, ob man die ungeschminkte Wahrheit schreibt, sondern, wer an der Regierung ist. Dabei kommen dann schon einmal Bemerkungen, wie im heutigen Artikel(2.2.13) der SVZ vor;
„Dass gestern Nachmittag nur wenige Schweriner an das für jedermann zugängliche Mikrofon auf dem Marienplatz traten, kann viele Ursachen gehabt haben: Es könnte am kalten Regen gelegen haben, an der für Arbeitende zu frühen Zeit oder auch an Desinteresse oder gar Frustration.
Also bitte meine Damen und Herren Demonstranten, die Ursache hat die SVZ schnell ausgemacht (…)an der für Arbeitende zu frühen Zeit(…). Vielen Dank Herr Weber, da haben Sie ja gleich mal die Fronten geklärt und zu erkennen gegeben, wer dort demonstriert. Sie wollen wohl tatsächlich die Bürger und die Leser verarschen? Eine bodenlose Frechheit! Ich habe am Burgsee kostenpflichtig geparkt, dieser Parkplatz war fast leer und auf dem sonst überfüllten Parkplatz der Staatskanzlei befanden sich nicht mehr Autos als ich Finger an einer Hand habe. Also suggerieren Sie doch ihren Lesern nicht, dass an einem Freitagnachmittag in einer Beamtenstadt alle auf Arbeit sind und sich somit an einem Freitag, zur Versammlung, nur immer dieselben Berufsdemonstranten einfinden können. Hier fehlt nur noch der Hinweis der SVZ, das vermutlich nicht so viele Betroffene der Agenda 2010 kommen konnten, da Sie alle auf Schwarzarbeit sind.
Es ist vielmehr so, dass es den Beamten unserer Stadt am Interesse für die Sorgen und Nöte der Bürger fehlt. Was solls'Brot für alle, der Kuchen für uns, lautet scheinbar das Motto in den Amtsstuben! Gesagt hat natürlich niemand, das Frau Gramkow völlig unschuldig ist, weil Sie ja nur umsetzt, was die Forderung der Kommunalaufsicht des Landes fordert und durch einen Beschluss der Stadtvertreter gefordert wird. Wie weit Links stehen Sie eigentlich mit ihrer „Zeitung“ oder haben sie den Wetterbericht verpasst und können derzeit noch nicht erkennen, aus welcher Richtung der Wind in Zukunft wehen wird. Man passt sich halt an, nur so kann man auch stürmische Zeiten überstehen.
Die Zeitung gehört zur Gruppe der Chamäleons,anfangs druckte man in Rot, dann ist Schwarz und notfalls druckt man auch in Grün oder wieder in Rot, man wartet halt in seinem Erdloch und passt sich an.
Bürgerreporter:in:Norbert Höfs aus Schwerin (MV) |
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